06 - Die Angel Chroniken 1
allumfassenden Blick zu. „Ich meine, sieh dir das doch mal an!"
Also gut. Der Fehdehandschuh war geworfen. Xander sagte freundlich: „So so, Cor, du verabredest dich also jetzt mit Typen vom College?"
Sie plusterte sich auf wie ein Pfau, fuhr mit den Fingern über ihre gestylten Locken und prahlte: „Nicht, daß es dich etwas angeht, aber ich gehe zufälligerweise mit einem Delta Zeta Kappa."
„Oh, mit einem Außerirdischen!" witzelte er. „Mit denen verabredest du dich also, wenn keine Menschenjungen mehr übrig sind."
Am Springbrunnen blieben Buffy und Willow stehen und lauschten amüsiert dem Schlagabtausch.
„Eines Tages gehst auch du zum College, Xander", sagte Cordelia ernst. Dann landete sie ihren Treffer: „Ich bin sicher, daß dich deine Karriere als Pizza-Auslieferer an viele aufregende Orte führen wird."
Xander verschlug es die Sprache. Ihm fiel nichts Brauchbares für einen Konter ein. Geschlagen schloß er sich seinen netteren Freundinnen am Springbrunnen an. Er wollte gerade etwas Witziges sagen, um ihnen zu zeigen, daß Cordelia ihn nicht ernstlich getroffen hatte, da ertönte das Klingelzeichen.
Buffy zog eine Grimasse. „Oh, ich wollte Giles schon vor zehn Minuten in der Bibliothek treffen." Sie zuckte mit den Schultern.
„Ach, er wird sich schon nicht sonderlich aufregen. In letzter Zeit gab es nicht sehr viele paranormale Aktivitäten."
Sie hatte unrecht. Wie ein alter englischer Richter aus einem Film, in dem Leute am Spieß verbrannt werden, umkreiste Giles sie und kam ihr mit den üblichen Vorwürfen.
„Nur weil das Paranormale immer normaler wird, ist das noch lange kein Grund für eine Verspätung oder daß du deinen Wächter enttäuschst."
Es klang vielleicht ein kleines bißchen defensiv, als sie sagte:
„Ich habe meinen Wächter nicht enttäuscht."
„Ach, tatsächlich?" fragte er gedehnt. Er umkreiste sie jetzt in die andere Richtung. „Du hast dich letzte Woche durch unser Waffentraining gegähnt. Das Nahkampftraining hast du gleich ganz ausfallen lassen." Jetzt stand er hinter ihr. „Wirst du vorbereitet sein, wenn ein Dämon dich von hinten anspringt und Ais tut?"
Ohne Vorwarnung stürzte er sich auf sie. Sie griff nach seinem Handgelenk, drehte sich und riß ihm die Hand hinter seinem Rücken hoch. Noch etwas höher, und sie konnte ihm mit Leichtigkeit den Arm brechen.
Giles grunzte vor Schmerz. „Ja, also bitte, ich bin kein Dämon." Er grunzte erneut. „Und deshalb solltest du mich jetzt auch loslassen."
Buffy gehorchte sofort. „Danke", murmelte Giles. Er richtete sich auf und massierte sein Handgelenk. Er sah nicht mehr verärgert aus, eher besorgt.
Als Buffy sich auf einen Tisch setzte, verriet er ihr endlich, was er auf dem Herzen hatte.
„Wenn man mitten in einem mystischen Brennpunkt lebt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine neue Hölle losbricht", sagte er eindringlich. „Jetzt ist Zeit für intensives Training. Du solltest energischer jagen und patrouillieren. Du solltest Tag und Nacht an deinen Fähigkeiten arbeiten."
Buffy war das alles so leid. Sie fiel ihm ins Wort: „Und in dem kleinen Rest Leben, der noch mir gehört - von, ich weiß nicht, sieben bis fünf nach sieben am Morgen - kann ich dann machen, was ich will?"
Giles sah frustriert aus. Er klang fast ein wenig mitleidig, als er sagte: „Buffy, glaubst du, ich weiß nicht, was es bedeutet, sechzehn zu sein?"
„Nein", entgegnete sie. „Ich glaube. Sie wissen nicht, was es bedeutet, sechzehn zu sein und ein Mädchen und die Jägerin."
„Wohl wahr", mußte er zugeben. Er nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. „Nein, das weiß ich nicht."
Sie wurde lauter: „Oder was es bedeutet, Vampire zu erstechen, wenn man für einen von ihnen besondere Gefühle hat?"
„Ahhh", ließ er betreten vernehmen.
„Den Untoten nachzujagen ist nicht gerade förderlich für mein gesellschaftliches Leben."
Er schlug zu wie der bengalische Tiger, der hinter dem Wasserbüffel der Inderin am Telefon her war: „Und genau da ist es sehr praktisch, anders zu sein als die anderen."
„Richtig", sagte sie und wünschte sich, er würde sie wieder umkreisen, so daß sie ihm den Arm noch mal verrenken konnte. „Wer braucht schon Freunde, wo es doch den Höllenschlund gibt?"
„Ja genau!" Er hatte offensichtlich ihren sarkastischen Unterton ignoriert. „Du hast eine Pflicht, eine Aufgabe! Du hast eine Bestimmung in deinem Leben. Wie viele Leute in deinem Alter können das schon von
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