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06 - Ein echter Snob

06 - Ein echter Snob

Titel: 06 - Ein echter Snob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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über einen Antrag von ihm sein,
und eine Witwe erst recht. Lady Bellisle beklagte sich gerade bei ihm, wie
schwierig es sei, gute Diener zu finden. Der Herzog erzählte ihr, dass er daran
denke, das Stadthaus in der Clarges Street zum Verkauf anzubieten, und empfahl
die Diener. »Es wird mir gelingen, für einige Plätze zu finden«, fügte er
hinzu. »Aber sie sind einander so eng verbunden, dass ich mir nicht vorstellen
kann, dass sie je in verschiedenen Haushalten arbeiten. Ich habe ihnen heute
freigegeben, weil ich ihre Dienste nicht benötigte, aber Freunde von mir haben
behauptet, dass das dumm gewesen sei und dass man Dienern keine zusätzliche
Freizeit geben sollte.«
    »Ich habe meinen heute abend auch
freigegeben«, sagte Lady Bellisle, »abgesehen von meiner Zofe, dem Kutscher und
den Lakaien. Die Küchenmannschaft verbringt einen zu großen Teil ihres Lebens
unter der Erde, und wenn man ihnen nicht erlaubt, herauf an die frische Luft zu
kommen, dann werden sie krank, und das kann eine Menge Arztkosten verursachen.
Meine Diener neigen zur Faulheit, aber ich habe einen guten Butler, der es
schafft, sie in Schwung zu bringen. Ich sehe jedoch keinen Sinn daran, Diener
ans Haus zu ketten, wenn man sie nicht braucht. Es ist im Moment nicht Mode,
sich Gedanken um das Wohlergehen der Diener zu machen, aber es ist sehr
wichtig. Es ist gefährlich, sie zu lange ihrer Unzufriedenheit zu überlassen.
Man sollte jederzeit wissen, was sie bekümmert und ob sie unglücklich sind.
Sonst könnten sie gehen, und dann hat man die undankbare Aufgabe, die
Ausbildung von neuem Personal zu überwachen.«
    »Sie glauben also nicht, dass ich
etwas falsch gemacht habe, als ich meinen außergewöhnlich guten Geistern
unverhoffte Freiheiten zugestand?«
    »Aber nein.«
    »Vielleicht sollte ich sie fragen,
ob irgend etwas vorgefallen ist«, sagte er halb zu sich selbst. »Es fällt mir
sehr schwer zu erklären, Lady Bellisle, wie wunderbar und glücklich die Atmosphäre
meines Hauses heute Morgen war und wie verändert und ruhelos heute abend.«
    »Ich glaube, ich könnte für Sie mit
ihnen sprechen, Euer Gnaden, wenn Sie wollen.«
    »Ich werde selbst mit ihnen fertig,
aber es würde mir sehr gut gefallen, wenn ich Sie wiedersehen könnte, Lady
Bellisle. Darf ich Sie morgen um fünf Uhr zu einer Spazierfahrt abholen?« Fünf
Uhr war die Stunde, in der man im Park spazieren fuhr.
    Sie zögerte. Der Herzog zog höchst
ärgerlich die Stirn in Falten. Lady Bellisle würde ganz sicher tief in seiner
Achtung sinken, wenn sie nicht merkte, was für eine ungeheure Ehre ihr zuteil
wurde.
    »Ja, Euer Gnaden«, sagte sie
schließlich. »Ich wüsste nicht, was ich lieber täte.«
    Bevor Mary Maddox von den Denbys nach
Haus ging, versicherte sie sich noch, dass sie Lady Letitias Erlaubnis hatte,
Jenny zu einer Ausfahrt in den Park mitzunehmen. »Eine Miss mit sehr
ansprechenden Manieren«, sagte Lady Letitia, als Mary gegangen war.
    »Ja, und sie hat mir etwas
Ungeheuerliches erzählt!« rief Jenny. »Pelham hat ganz bewußt versucht, mich
gesellschaftlich zu ruinieren.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Lady
Letitia, und es war ihr anzumerken, dass ihr das Thema unangenehm war.
    Jenny sah schockiert aus. »Und doch
hast du alle diese unfreundlichen Sachen gesagt!«
    »Ich habe zu diesem Zeitpunkt nichts
von Pelham gewusst, und als ich davon erfuhr... Er hat sich übrigens Mühe
gegeben, alles wiedergutzumachen, und heute abend mehreren geschwätzigen
Herren erzählt, dass du eine makellose Schönheit seist. Aber was ich sagen
wollte... Als ich davon erfuhr, habe ich es dir nicht erzählt, weil ich
fürchtete, du würdest wieder eitel werden. Du hattest eine Zurechtweisung
bitter nötig, so grausam es dir auch erschienen sein mag.«
    Jenny war wütend. »Dann kann ich dir
auch sagen, Tante«, platzte sie heraus, »dass nicht jeder eine solch niedrige
Meinung von mir hat wie du. Und im übrigen brauchst du dir um meine Zukunft
keine Sorgen mehr zu machen. Lord Paul Mannering wird morgen Mittag in der
Clarges Street vorsprechen, um mir einen Heiratsantrag zu machen.«
    Lady Letitia umklammerte die Schildpattstäbchen
ihres Fächers so krampfhaft, dass sie knackten. Mit tonloser Stimme fragte
sie: »Bist du sicher?«
    »Ja«, antwortete Jenny mit
leuchtenden Augen.
    »Er ist zu alt für dich«, sagte Lady
Letitia rundheraus.
    »Er sieht sehr gut aus«, sagte Jenny
und schüttelte trotzig ihren Lockenkopf. »Er ist ein Lord.«
    »Liebst du

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