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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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jemals hier war. Er soll weitere Anweisungen von mir abwarten.«
    »Gut, Chef.«
    Der Wächter ging hinaus.
    »Da wir unter uns sind", fuhr Sourcier fort, »ist es am besten, ich erkläre Ihnen, in was für ein Spinngewebe Sie Ihre Füße gesetzt haben. Die undichte Stelle im Verbindungsstab beunruhigt uns sehr, und wir haben beschlossen, alle Angehörigen dieses Stabes sehr genau unter die Lupe zu nehmen. Wir wissen bereits, daß eine der Sekretärinnen des Verbindungsstabes behördlichen Einschüchterungsversuchen gegenüber sehr anfällig ist. Im Lauf der Zeit werden wir wohl auch feststellen, ob der eine oder andere Wissenschaftler, der an dem Raketenprojekt arbeitet, bereit ist, sich kaufen zu lassen.«
    Der dicke Hauptmann lächelte und Lennet nahm sich die Freiheit, ihm zu sagen: »Herr Hauptmann, ich weiß nur wenig von diesen Schwierigkeiten, das stimmt. Aber sind Sie wirklich der Ansicht, daß es uns etwas nützen kann, einen ganzen Tag lang unter einer Bank im Park von Boulogne ein so wichtiges Dokument kleben zu lassen, wo ein Kind es jederzeit entdecken könnte?«
    »Ach, junger Mann! Eine solche Einfältigkeit überrascht mich bei Ihnen. Bernard, würden Sie bitte dem Leutnant zeigen, was Sie aus dem Park mitgebracht haben?«
    Der Fahrer des Autos trat auf Lennet zu und überreichte ihm einen Plastikbeutel.
    »Öffnen Sie ihn!« forderte Sourcier ihn auf.
    Im Beutel befand sich ein gelber Umschlag und im Umschlag ein Bogen Papier - unbeschrieben. Lennet riß die Augen auf.
    »Das echte Dokument ist nicht länger als drei Minuten unter dieser Bank geblieben", erklärte ihm Sourcier. »Es ist durch den Mann, den Sie vor sich sehen, am Versteck selber ausgetauscht worden. Dieses Vorgehen hat es uns ermöglicht, Arthurs Zuverlässigkeit auf die Probe zu stellen. Immerhin hätte er ja zwei Herren zugleich dienen und einem anderen Interessenten eine Information, die das Versteck betraf, verkaufen können.«
    »Ich verstehe", murmelte Lennet. Er war von der Vollkommenheit, mit der diese Spionageabwehr funktionierte, überwältigt. »Hat Arthur eigentlich gewußt, Herr Hauptmann, daß er für den Militärischen Sicherheitsdienst der französischen Republik arbeitete?«
    »Er hat gar nichts gewußt. Derjenige meiner Agenten, der mit ihm Verbindung aufgenommen hat, mußte sich sogar eines ausländischen Akzents bedienen.«
    Lennet senkte den Kopf. Sourcier wechselte einen Blick mit Bernard und fuhr dann fort:
    »Herr Leutnant, Ihr Vorgehen mag vielleicht verständlich sein, aber ganz gewiß verdient es eine Disziplinarstrafe. Ich werde acht Tage strengen Arrest für Sie beim Chef des Französischen Nachrichtendienstes beantragen. Übrigens, wo ist Ihr Offiziersausweis? Ich habe ihn in Ihrer Brieftasche nicht finden können.«
    »Ich habe ihn für den Fall, daß ein ausländischer Nachrichtendienst mich schnappen sollte, nicht bei mir tragen wollen.«
    »Eine löbliche Absicht. Aber wer kann mir beweisen, daß Sie tatsächlich Leutnant Lennet sind?«
    »Sie könnten Hauptmann Montferrand anrufen.«
    Sourcier runzelte die Stirn.
    »Allmählich beginne ich zu glauben", antwortete er, »daß ich ebenso unvorsichtig gewesen bin wie Sie. Vielleicht habe ich einem feindlichen Agenten gegenüber aus der Schule geplaudert. Was meinen Sie, Bernard?«
    »Wir könnten einen Offizier des Französischen Nachrichtendienstes bitten, herzukommen und ihn zu identifizieren, Herr Hauptmann.«
    »Ganz gute Idee. Aber sollte dieser junge Mann doch ein feindlicher Agent sein, ist es dann für uns von Vorteil, daß der Französische Nachrichtendienst unsere hiesige Adresse erfährt?
    Nein, nein. Es ist weit besser, wenn Sie diesen jungen Mann mitnehmen und ihn selber zum Französischen Nachrichtendienst bringen. Ich muß Sie um Entschuldigung bitten, Herr Leutnant, daß es den Anschein hat, als zweifelte ich an Ihren Worten.
    Aber in meinem Alter beginnt man zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen immer mehr zu schätzen. Sobald ein Angehöriger des Französischen Nachrichtendienstes Sie identifiziert hat, wird Leutnant Bernard Ihnen Ihre persönlichen Habseligkeiten zurückgeben.«
    Sourcier erhob sich und reichte Lennet die Hand:
    »Seien Sie nicht allzusehr enttäuscht, junger Mann. Ich bin fünfzig Jahre alt und fange gerade erst an, mich auf mein Handwerk zu verstehen.«
    Ein durchtriebenes Lächeln huschte über Hauptmann Sourciers Froschgesicht.
    Er klingelte, und der Mann, der Lennet durchsucht und ihm seine Sachen abgenommen hatte,

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