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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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hinweg die Zeitung lesen zu können. Ohne Mühe gelang es ihm, den Namen der Zeitung und die fettgedruckte Überschrift zu entziffern, aber nun auch zu verstehen, was sie bedeuteten, war eine ganz andere Sache. Die Zeitung war in einer Sprache verfaßt, die Lennet nicht kannte.
    Ich hoffe zumindest, daß sie sich arabischer Ziffern bedienen, diese Barbaren, dachte Lennet und versuchte, das Datum zu erkennen.
    Tatsächlich fand er es auch: ein 13., gefolgt vom Namen des Monats und von der Jahreszahl. Es stand rechts vom Namen der Zeitung.

    Die seltsam maskierte Gestalt begann Lennet eingehend zu verhören
    Ich wurde am 8. gefangengenommen. Sollte ich also schon fünf Tage in Gefangenschaft zugebracht haben? Sie müssen mir unaufhörlich neue Spritzen verpaßt haben. Aber wozu?
    Plötzlich fiel ihm der Flugplatz wieder ein. Man hatte ihn mit Drogen betäubt, um ihn in ein Flugzeug zu setzen. Aus Gründen, die ihm unbekannt waren, hatte man ihn nach seiner Ankunft weiterhin im Zustand der Bewußtlosigkeit gehalten.
    Er erhob sich auf einen Ellbogen und sagte: »Ich habe Hunger.«
    Der Mann warf seine Zeitung auf den Tisch, wandte sich um und erhob sich. Er war groß und hager und trug eine Brille mit Stahlgestell. Ohne ein Wort näherte er sich Lennet, musterte ihn einige Augenblicke und bot ihm schließlich eine Zigarette an.
    »Danke, ich rauche nicht", antwortete der Geheimagent.
    Er ließ das Päckchen nicht aus den Augen. Noch niemals hatte er diese Marke gesehen. Dann wiederholte er: »Ich habe Hunger.«
    Der Mann steckte die Zigaretten wieder ein und ging ohne das geringste Zeichen, ob er ihn verstanden hatte oder nicht, hinaus.
    Lennet stand mühsam auf. Er fühlte sich schwach, jedoch verhältnismäßig munter. Er trat an den Tisch und warf einen Blick auf die Zeitung, die ihm unverständlich blieb. Dann ging er zur Tür und versuchte, sie zu öffnen. Aber sie gab nicht nach.
    Er kehrte zu seinem Feldbett zurück und suchte nach irgendwelchen Bezeichnungen auf den Laken und der Decke, fand aber keine. Er ging zum Kleiderhaken und durchstöberte seine Taschen: sie waren leer. Jäh zuckte er zusammen. Hinter ihm hatte sich die Tür geöffnet.
    Die Gestalt, die eintrat, erschien Lennet äußerst seltsam. Sie trug eine schwarze Maske, einen falschen blonden Bart und einen sehr weiten langen schwarzen Mantel, der sie völlig einhüllte.
    Der Wächter folgte ihr, mit einem Sicherheitsschlüssel bewaffnet, mit dem er die Metalltür wieder hinter sich abschloß.
    Der Bärtige erklärte ihm in fließendem Französisch eines Ausländers: »Sie haben Ihre Nerven nicht in der Gewalt: Sie sind zusammengezuckt.«
    Lennet erwiderte verletzt: »Ich beherrsche meine Nerven vollkommen, aber ich bin es nicht gewöhnt, daß man ohne anzuklopfen bei mir eintritt.«
    »Sehr komisch", antwortete der Bärtige ohne jedes Lächeln.
    »Aber ich bitte Sie, wollen Sie sich nicht setzen?«
    Er selber nahm den Stuhl, der am Schreibtisch stand, und Lennet setzte sich auf den anderen. Der Wärter blieb stehen.
    »Wo bin ich?« fragte der Geheimagent.
    »Es ist nutzlos, Ihnen darauf eine genaue Antwort zu geben", erwiderte der Bärtige. »Jedenfalls sind Sie zu weit von Frankreich entfernt, um auf ein Eingreifen Ihrer Freunde, wer diese auch sein mögen, warten zu können. Sie sind unter strengster Wahrung der Geheimhaltung hierhergebracht worden, und wenn man Sie sucht, so können Sie davon überzeugt sein, daß es nicht hier ist.«
    »Ich habe Hunger", sagte Lennet.
    »Das ist nicht erstaunlich. Seit fünf Tagen sind Sie ausschließlich künstlich ernährt worden, durch Injektionen in die Blutader. Sobald Sie Ihre Bereitschaft geäußert haben, mit uns zusammenzuarbeiten, wird es mir ein Vergnügen sein, Ihnen ein Essen mit unseren besten Spezialitäten anzubieten.
    Einstweilen erlauben Sie mir, daß ich mich vorstelle.«
    Mit der einen Hand zog sich der seltsame Mann die Maske herunter, mit der anderen seinen Bart.
    »Sie können mich Henri nennen", erklärte er.
    »Und Sie dürfen mich Jules nennen", antwortete Lennet.
    »Sehr komisch!« meinte Henri. »Aber das ist doch nicht Ihr wirklicher Name, nicht wahr?«
    Henri mochte etwa fünfunddreißig Jahre alt sein. Sein rosiges Gesicht mit den dunklen Augen, der gebogenen Nase und den schmalen Lippen verriet Klugheit, Eigensinn, Fanatismus und vielleicht auch Grausamkeit.
    »Es würde die Dinge erheblich vereinfachen", sagte er freundlich, »wenn Sie von jetzt ab einsehen würden, daß

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