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06

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Titel: 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Biss der Tod euch scheidet
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sagt, stimmt schon. Diese Sache stinkt wie das Sushi von letzter Woche. Ich wünschte nur, du hättest mich früher eingeweiht."
    „Du hast doch ganz andere Sorgen."
    „Oh, und was bitte ist wichtiger als meine beste Freundin?", fragte sie gereizt.
    „Dein Leben", gab ich zurück. „Du solltest dich darauf konzentrieren, gesund zu werden."
    „Nun, heute war der letzte Tag der Chemo. Ich müsste also in 104
    der Lage sein, zur Hochzeit zu kommen, ohne über mein Kostüm zu reihern.
    Selbst wenn man mich wie Hannibal Lecter auf einen Karren geschnallt hereinfahren muss, werde ich da sein", versprach sie.
    „Abscheulicher Gedanke", sagte ich, „aber beruhigend."
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    Ich schleppte mich zurück in das stille Haus. Der dritte Stock lag im Dunkeln, daher nahm ich an, dass Lara und Jeannie in der Falle lagen. Aber Vermutungen waren in einer Woche wie dieser nicht angebracht, also ging ich auf Zehenspitzen den Flur entlang und fand sie im zweiten Schlafzimmer, in das ich hineinlugte. Ich schloss die Tür und schlich wieder nach unten.
    Ich streifte meine Pumps ab, warf meine Schlüssel in die ungefähre Richtung des Flurtischchens und ging dann in die Bibliothek. Dort setzte ich mich vor das Buch der Toten.
    Das gemeine Ding lag auf einem Buchständer aus Mahagoni neben dem Kamin. Jemand hatte es bei irgendeiner Seite aufgeschlagen. Ich starrte es an und versuchte eine Entscheidung zu treffen. Irgendeine.
    „Was soll's?", sagte eine entsetzlich bekannte Stimme. „Schlimmer kann es ja nicht werden."
    Ich sah auf und da war sie: Lauras Mutter, der Teufel. Sie saß hinter dem Tisch.
    „Na toll", murmelte ich.
    „Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, meine Liebe." Satan ähnelte sehr Lena Olin: langes braunes Haar mit silbrigen Strähnchen. Ruhiger Gesichtsausdruck, schönes graues Kostüm, klassische goldene Ohrringe (in Engelsflügelform!), schwarze Strumpfhosen und . . Ich warf einen Blick unter den Tisch - und stöhnte leise. Sie trug Stiefel aus schwarzem Krokodilleder von Manolo Blahnik im Wert von vierzehntausend Dol ar. „Gefallen 105
    sie dir?" Sie drehte ihren linken Fuß hin und her. „Ich bin mir sicher, wir könnten einen Deal machen." „Hau ab!"
    „Also bitte, Betsy. Du brauchst mich. Schließlich nutzt du nicht dein klitzekleines Gehirn. Nicht, seitdem die ganze Geschichte angefangen hat."
    „Was weißt du denn schon? Nein, halt! Zurück! Geh weg." Ich war vielleicht nicht die Hellste, aber ich wusste, dass der Teufel niemals etwas umsonst rausrückte. Ich war schon verrückt, wenn ich nur mit ihr sprach.
    „Oh, Betsy. Weißt du es denn nicht? Ich kann dir helfen. Ich will dir helfen.
    Er?" Sie wies mit dem Daumen in Richtung Decke. „Kaum. Denkst du etwa, dass er sich jetzt, wo du ein Vampir bist, noch um dich kümmert?"
    „Ich denke, du bist ein verlogenes Stück Scheiße."
    „Dich habe ich nie angelogen, meine Liebe."
    Ich musste zugeben, dass sie recht hatte. Aber ich hütete mich, das laut auszusprechen.
    „Es macht mich traurig, die Schwester meiner Tochter so durcheinander zu sehen. So ganz allein. Von allen im Stich gelassen."
    „Ach, wirklich?"
    „Ich werde dir helfen, Liebes. Du brauchst nur darum zu bitten."
    „Wie wäre es denn, wenn ich dich bitte, dich zurück in die Hölle zu trollen?"
    Lena Olin machte „Tsts" und schüttelte betrübt den Kopf wie über eine ungehorsame Tochter. „Warum denn alles noch komplizierter machen? Du weißt, dass ich dir helfen kann."

    „Ich weiß, dass es bei dir nichts umsonst gibt, Lena Olin."
    „Lass mich dir helfen. Ich will dir so gerne helfen. Er lebt noch, weißt du. Es ist nicht zu spät . . noch nicht."
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    Das tat weh. Sehr. Ich schloss die Augen und biss mir auf die Zunge, um nicht etwas zu sagen, das mich meine Seele kosten würde.
    „Ich würde mit Freuden helfen. Wenn du erst einmal deinen Liebhaber zurückhast, wirst du aufhören, das Schlechteste von meiner armen Laura zu denken. Ich mag es gar nicht, wenn ihr beiden euch streitet."
    Ich grunzte.
    „Alles, was du tun musst, ist, nicht auf Ihn zu hören und zu mir zu beten."
    Fast wäre ich von meinem Stuhl gefallen. „Zu dir zu beten?"
    „Nun, warum nicht? Du hast doch gesehen, in welchem Zustand Seine Welt sich befindet, oder?", sagte sie mit großer Geste. „Deine beste Freundin, die um ihr Leben kämpft? Dein Vater, der bei einem sinnlosen Autounfall gestorben ist? Dein Bruder, ein Waise? Du ganz allein, wenn du Hilfe am nötigsten brauchst? Ganz zu schweigen

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