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060 - Der Henker von London

060 - Der Henker von London

Titel: 060 - Der Henker von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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unvorbereitet, selbstverständlich.
    Claudia schüttelte langsam den Kopf.
    „Nein, nicht mehr, seitdem wir in dieses Haus zogen. Ich habe ihn einmal sehr geliebt, aber das ist lange vorbei. Trotzdem weine ich um ihn. Jede Frau würde weinen, wenn sie ihren Mann auf diese schreckliche Art verliert.“ Sie zögerte einen Augenblick, dann fragte sie: „Wie heißt du?“
    „John.“
    „Schöner Name. Er steht dir – wenn man so was über einen Namen überhaupt sagen kann.“
    Die Musik war sanft; etwas traurig, etwas beschwingt. Tod und Leben, dachte ich. Sterben und Lieben. Die Musik paßt zu diesem Augenblick.
    „Ich habe die Akten gelesen“, sagte ich leise. „Weißt du, wie der Onkel deines Mannes ums Leben kam?“
    Claudia starrte mich aus weiten Augen an. Eine Weile saßen wir so nebeneinander, schweigend, still. Irgendwann senkten sich ihre langen Wimpern über die Augen.
    „Ja“, sagte sie endlich. „Ich glaube, Peter hat ihn umgebracht. Aber er hat es nie zugegeben. Doch es stand zwischen uns. Immer. Ich dachte tagsüber daran, und nachts, wenn ich neben ihm im Bett lag und nicht einschlafen konnte. Ich fühlte, daß er ihn getötet hatte. Er konnte mir nichts vormachen. Eine Frau fühlt so was. Seitdem war etwas in mir gestorben. Heute weiß ich, daß ich ihn seit Monaten nicht mehr liebte.“
    „Er ist tot.“ Meine Stimme klang heiser. „Zwei unbestrafte Mörder sind auf schreckliche Art zu Tode gekommen. Und ich kann mir nicht helfen, ich fürchte, es wird weitergehen. Wir werden die Rache nicht aufhalten können.“
    „John?“
    „Ja?“
    Claudia kroch heran, kuschelte sich fest in meinen Arm. „Ich habe Angst, John“, flüsterte sie. „Schreckliche Angst!“
     

     
    Am nächsten Morgen fand eine Putzfrau Donald Reiter. Jenen Nachtclubbesitzer, dem man nachsagte, daß mehrere Morde auf sein Konto gingen. Doch Reiter hatte es stets raffiniert angefangen. Eine Menge übler Burschen arbeiteten für ihn. Und im Alibi-Geben waren sie nicht kleinlich. Mindestens fünfmal hatte Donald Reiter die Gerichtssäle wieder grinsend und als freier Mann verlassen.
    Der letzte Richter hatte ihn persönlich aufgesucht. In seinem Bett. Reiter sah schrecklich aus. Sein Gesicht, eine einzige starre Maske, war bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Der blanke Irrsinn stand in seinen Augen. Die Zunge hing halb abgerissen aus dem Mund.
    Die Putzfrau, die ihn fand, war mit einem Nervenschock ins Krankenhaus eingeliefert worden.
    Ascorda erfuhr von dem neuesten Mord, als er bei seiner Freundin Stella in der Badewanne lag und sich Schlagzeilen für Ben Wolters, seinen Chef, ausdachte. Er hatte sich das Telefon neben die Wanne geholt und hob schon nach dem ersten Läuten ab.
    „Pete?“ fragte ein Baß durch den Draht.
    „Sie, Chef! Sie finden einen aber auch überall! Sogar mitten im Paradies.“ Dann fragte er ernst: „Was gibt’s Wichtiges, Mr. Wolters?“
    „Donald Reiter ist tot.“
    „Der Nachtclub-Reiter?“
    „Natürlich, oder meinen Sie, ich rede von Donald Ducks Bruder? Eben habe ich einen Anruf bekommen. Seine Putzfrau hat ihn gefunden. Im Bett, völlig ausgeblutet, Zunge kaputt, na, Sie wissen schon. Die Mordkommission ist gerade zu ihm unterwegs.“
    „Ich auch“, antwortete der Reporter hastig. „Sobald ich was Interessantes auf der Linse habe, melde ich mich, Boß!“
    Er warf den Hörer auf die Gabel zurück, erhob sich und rannte triefend vor Nässe in Stellas Schlafzimmer. Das hübsche schwarzhaarige Mädchen machte gerade Frühstück und kam aus der Küche, als er sich das feuchte Oberhemd in die Hose steckte.
    „Nicht mal abgetrocknet hast du dich“, sagte sie vorwurfsvoll. „Du wirst dir den Tod holen, Liebling.“
    Pete Ascorda grinste säuerlich und machte mit der Hand ein Zeichen an der Kehle. „Brrr! Rede nicht vom Tod. Im Augenblick ist es nicht besonders schön, von ihm auserwählt zu werden. Aber im Ernst, Stella. Das ist es, was dich so von Klara unterscheidet: Du siehst mich an, dir fallen irgendwelche kleinen Dinge auf, und du sorgst dich um mich. Wenn ich da an Klara denke! Sie hat nur sich, ihre Schminktöpfe und die Kreuzworträtsel im Kopf.“
    „Und sie hat dich“, sagte Stella leise und schlang ihre Arme um seine Hüften. „Die Nacht gehört ihr. Die Sonntage ebenfalls. Aber vor allem die Nächte.“
    „Hör auf, Stella! Sie liegt neben mir und schnarcht. Du weißt, daß nichts mehr mit ihr ist. Ich liebe dich ganz allein und keine andere. Nicht Klara und ihre

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