0600 - Jenseits des Lebens
Überraschungen bevorstehen…«
Onaro erforschte die Erinnerung des Organhauses. Er versuchte sich ein Bild von dem zu schaffen, was sich seit dem Tag der Katastrophe abgespielt hatte.
Es mußte viel mehr Zeit vergangen sein, als er ursprünglich angenommen hatte.
Natürlich blieben die Eindrücke, die er dem Organhaus entnahm, recht vage. Schließlich handelte es sich nicht um ein intelligentes Wesen, sondern nur um eine Biomasse, die auf die Gedanken anderer Geschöpfe reagierte. Selbst das dümmste Tier entwickelte mehr Selbständigkeit.
Aber Onaro nahm immerhin Bilder der Umgebung auf. Er registrierte, wer in diesem Organhaus gelebt hatte und wie. Er nahm auch Eindrücke starker Sympathie auf. Das Organhaus mochte seinen Bewohner. Es fürchtete ihn nicht, und es erkannte nichts Finsteres in ihm.
Die Schwingungen der persönlichen Aura der Bewohner übertrugen sich immer auf die Organhäuser. Wer unbedingt wollte, konnte daher als Besucher Rückschlüsse auf den Charakter seines Gastgebers ziehen.
Eindruck positiv… keine Schwarze Magie… und die Echsen, die sich ringsum in den Straßen bewegten, hatten ebenfalls nichts Dunkles an sich…
Onaro verstand das nicht. Und er verstand nicht, wieso es keinen Hinweis auf Meeghs und MÄCHTIGE gab, die seinerzeit das System der Wunderwelten angegriffen hatten.
Sollte es also doch gelungen sein, sie zurückzuschlagen?
Aber was war dann geschehen?
Er löste die Verbindung.
Es gab noch eine andere Möglichkeit.
Das Organhaus, und sicher auch alle anderen, waren manipuliert worden.
Immerhin war zumindest dieses Haus tot gewesen. Vielleicht hatte man bei seiner Wiedererweckung dafür gesorgt, daß die Werte sich verschoben oder gar ins Gegenteil verkehrten.
Vielleicht konnte es die Aura Schwarzer Magie überhaupt nicht mehr als solche erkennen!
Dann war der gesamte Silbermond zu Onaros Feind geworden…
Erschrocken wandte er sich ab. Er mußte das Haus sofort verlassen. Wenn sein jetziger Bewohner zurückkehrte, würde er feststellen können, daß sich ein Silbermond-Druide hier aufgehalten hatte!
Onaro mußte also auch seine Spuren verwischen.
Das Haus zu zerstören, das war bestimmt nicht akzeptabel. Er mußte schnell fort von hier, aber seine Spuren so hinterlassen, daß sie in die Irre führten. Er mußte es seinen Gegnern schwer machen, ihn zu verfolgen.
Er stürmte zur Tür, vergaß völlig, daß er als Silbermond-Druide in der Lage war, sich per zeitlosem Sprung zu bewegen.
Und da stolperte er über etwas, das eben noch nicht hier auf dem Fußboden gestanden hatte.
Über einen Aluminiumkoffer…!
Schatten tasteten nach ihren Opfern. Begannen, sich in deren Gehirnen einzunisten, düsteren Dämonen gleich.
Dabei mußten sie vorsichtig sein, um sich nicht frühzeitig zu verraten.
Denn das Chaos, das sie herbeisehnten, durfte sie nicht selbst verschlingen. Sie mußten die Entwicklung so weit steuern können, daß sie nicht selbst betroffen waren.
Denn es ging dabei teilweise auch um ihre eigene Existenz…
***
In der großen Eingangshalle von Château Montagne hatte sich illustres Völkchen versammelt, wie Zamorra bei seinem Eintreffen feststellte. Der alte Diener Raffael Bois, Lady Saris’
Butler William, der hundertjährige Jungdrache Fooly und - Ted Ewigk, der Geisterreporter.
Sie standen alle beisammen und diskutierten heftig mit- oder gegeneinander.
»Sieht so aus, als wäre heute Tag der offenen Tür«, bemerkte Nicole heiter. »Erst Hawk, dann Pater Ralph de Bricassart, jetzt Ted - sollen wir mal Wetten abschließen, wer sonst noch hereinschneit? Hoffentlich hat Madame Claire genug Vorräte eingekauft, daß wir auch alle gut genug bewirten können.«
Zamorra schmunzelte. »Ich glaube, bis jetzt ist bei uns noch kein Besucher verhungert.«
Das mußte Fooly gehört haben. Der etwa 1,20 m große Drache fuhr herum und streckte anklagend beide Arme aus, um auf Zamorra zu deuten.
»Und warum gibt es dann in diesem Gemäuer keine gewendelten Schleichhasen?« zeterte er und watschelte auf seinen kurzen, stämmigen Beinen auf Zamorra zu.
Dabei klopfte er gegen seinen mehr als nur wohlgerundeten Bauch, der durchaus das Attribut ›fett‹ verdiente - Fooly selbst zog die Umschreibung ›Ich bin etwas zu klein gewachsen für mein Gewicht‹ vor.
»Siehst du, Chef? Siehst du das? Ich bin am Verhungern! Ich magere ab! Ich habe in den beiden letzten Jahren mindestens… na ja, eine ganze Menge abgenommen! Wenn das so weitergeht, werde ich
Weitere Kostenlose Bücher