0604 - Triumph der Gewalt
bemüht waren, sich gegen jegliche Entdeckung abzusichern. Nein, mein lieber Ankur, hinter diesem Manöver steckt eine ganz andere Absicht."
„Sind Sie so naiv anzunehmen, daß der Großadministrator gekommen ist, um mit uns zu verhandeln?" fragte Ankur spöttisch.
„Das vermute ich tatsächlich", gab Chairat zu.
„Dann sind Sie ein schlechter Psychologe und Stratege", entgegnete Ankur. „Sehen Sie nicht, was in der Galaxis vorgeht?
Dieser Tyrann geißelt die gesamte Menschheit; wenn er nur mit dem Finger schnippt, dann werden ganze Sonnensysteme atomisiert; er läßt Völker ausrotten, die seinem Regime geringeren Widerstand entgegengebracht haben als wir. Wie können Sie dann noch annehmen, er würde sich mit uns an einen Verhandlungstisch setzen!"
Chairat lächelte fein.
„Wir reden zwar vom gleichen Mann, Ankur, aber nicht von ein und derselben Person. Sie meinen den Tyrannen Rhodan, ich dagegen denke ah den Rhodan aus der Sekundär-Welt. Und natürlich auch an den anderen Atlan, der das genaue Gegenteil des Lordadmirals sein muß, den wir als gewalttätigen und grausamen Imperator kennen."
„Fangen Sie schon wieder mit diesen Hirngespinsten an, Chairat!" rief Ankur ärgerlich. „Jetzt ist wahrlich nicht der richtige Augenblick, Ihre abwegigen Theorien zu erörtern."
„Sie wissen, daß es sich um keine Theorie, sondern um Tatsachen handelt", entgegnete der Leiter des Gen-Programms.
„Wir haben Funksprüche aufgefangen, aus denen eindeutig hervorgeht, daß es eine zweite MARCO POLO geben muß.
Sie glauben doch nicht, daß die Solare Flotte Tausende von Funksprüchen fingiert hat und einem Phantom nachjagt."
„Ich muß zugeben, daß ich mich von Ihnen überzeugen ließ", sagte Ankur. „Es mag diese andere MARCO POLO geben oder nicht. Soll die Besatzung identisch sein mit jener der echten MARCO POLO. Ich will sogar Ihrer wissenschaftlichen Beweisführung einer psychischen Umkehrung von Gut zu Böse und umgekehrt glauben - immerhin haben Sie überzeugende Argumente ins Feld geführt. Aber daß dieser menschenfreundliche Rhodan uns ausgerechnet jetzt einen Besuch abstatten soll, daran zweifelt mein logischer Verstand."
„Warum?" sagte Chairat. „Die MARCO POLO ist vor sechs Wochen in unsere Existenzebene verschlagen worden. Sie ist während dieser Zeit in den verschiedensten Gebieten der Galaxis aufgetaucht, offenbar, weil der positive Rhodan Verbündete suchte. Es ist nur logisch, daß sich die Gejagten auf ihrer Suche nach Freunden auch nach M13 wagen. Zumindest der Positiv-Atlan muß von unserer Existenz wissen, denn mit großer Wahrscheinlichkeit sind wir auch in der sekundären Parallel-Welt existent. Ergo..."
„Hören Sie auf damit!" bat Ankur stöhnend. „Das haben Sie mir alles schon x-mal vorgekaut. Ich erkenne es sogar an. Aber wie sollen wir herausfinden, daß es sich bei dieser MARCO POLO um jene aus der positiven Parallel-Welt handelt? Sollen wir über Funk eine Anfrage an die Besatzung richten? Das würde uns das Genick brechen, wenn Ihre Vermutung nicht stimmt und wir es mit dem Großadministrator des Solaren Imperiums unserer Realität zu tun haben."
„Warten wir ab", schlug Chairat vor. „In jedem Fall - egal mit welchem Rhodan wir es zu tun haben - wird man Verbindung zu uns aufnehmen. Das geht aus den vorsichtigen Manövern der MARCO POLO hervor."
„Das hört sich schon besser an", sagte der Chef der Flotte erleichtert. Er zuckte zusammen, als plötzlich das Heulen der Alarmsirene durch das Hauptquartier geistert.
„Space-Jets im Anflug auf Tchirmayn!" rief ein Ortungsspezialist.
Chairat lächelte zufrieden.
„Das ist die Kontaktaufnahme, von der ich gesprochen habe."
Ankur hörte ihm nicht mehr zu. Er eilte zur Ortungszentrale. Mit einem Blick auf den Bildschirm der Hypertaster stellte er fest, daß sich vierundzwanzig Flugkörper im Anflug auf den Planeten befanden. Die Auswertung der anderen Ortungsgeräte ergab, daß es sich bei den Flugkörpern um dreißig Meter durchmessende Diskusschiffe vom Typ Space-Jet handelte.
„Großalarm an alle Stationen", befahl Ankur mit ruhiger Stimme.
Er war geneigt, Chairats Annahme zuzustimmen, daß es sich hier nicht um eine Vergeltungsmaßnahme handelte. Rhodan mußte wissen, daß zwei Dutzend Space-Jets nicht einmal eine Chance hatten, bis in die oberen Schichten der Atmosphäre von Tchirmayn vorzustoßen. „Alle Abwehrforts gefechtsklar machen!
Startbereitschaft für die gesamte Flotte! Bodentruppen in Stellung
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