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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis
Autoren: Brian Ball
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„Da sind Leuchtkugeln!“
    „Bei einem solchen Wetter sieht kein Mensch so ein Signal“, gab Raybould zurück. „Damals, als wir die vermißten Pfadfinder suchten, verwendeten wir auch Leuchtkugeln. Aber in Nebel und Schnee konnte niemand das Licht sehen.“
    Ainsley hatte mittlerweile die Ausrüstung für ihre Rettungsaktion zusammengetragen. Nun begannen die Männer, die Gegenstände über die breite, geschwungene Treppe hinauf zutransportieren.
    „Seht mal“, rief Raybould überrascht. „Seht euch diese verdammte Wand an!“ Er wies mit dem Lichtkegel seiner Taschenlampe auf eine der Mauern. Diese wölbte sich in den Keller herein wie ein ausgebeulter Monolith. Mitten in der Wölbung begann die Mauer zu bersten, es klaffte bereits ein kleines Loch.
    „Muß ein Erdrutsch dahinter sein“, meinte Bill Ainsley. „Ich bin sicher, daß unter meinem Laster auch schon ein Teil der Straße fehlte, als ich dort war. Vor lauter Schnee war nicht viel zu erkennen. Beeilen wir uns, die Mädchen waren schon ziemlich hysterisch, als ich wegging.“
    Als die Männer in den Schneesturm hinausgingen, hörte Jerry noch das Streiten der beiden Frauen, die in der Wärme und Geborgenheit zurückblieben.
    Das war wohl die längste halbe Meile, die Jerry je gegangen war. Er stützte sich auf den Schaufelstiel, um seinen schmerzenden Knöchel zu entlasten. Sie mußten gute vierzig Minuten gehen, ehe sie bei Bills Laster anlangten.
    „Wie ich gesagt habe!“ rief Bill. „Ein großes Stück Straße ist futsch!“
    Ein paar hundert Meter weiter stand der Volkswagenbus.
    „War purer Zufall, daß ich ihn überhaupt sah. Hätte ihn sicher nicht gesehen, wenn sie dieses Ding nicht aus der Dachluke gesteckt hätten.“ Ein grünes Trikot wehte an einem langen Ast, den die Mädchen durch die kleine Lüftungsklappe im Dach des Wagens gesteckt hatten. Der kleine Bus war fast bis zur Gänze unterm Schnee begraben. Nicht lange, und er wäre überhaupt nicht mehr zu sehen gewesen. Die Männer begannen nun, systematisch den Wagen frei zu schaufeln. Raybould war stärker als man ihm zugemutet hätte. In seinem langen Mantel stand er da und arbeitete mit der Gleichmäßigkeit einer Schneefräse.
    Endlich hatten sie sich bis an die Schiebetür des Wagens herangearbeitet. Nun konnten auch die beiden anderen Männer das Geschrei und Gequieke der eingeschlossenen Mädchen hören.
    „Habt keine Angst, Mädchen!“ beruhigte sie Bill in seiner gelassenen Art. „Gleich haben wir euch raus. Jerry! Geben Sie den Mädchen die Decken hinein.“
    Ein halbes Dutzend Schulmädchengesichter tauchten hinter den Scheiben auf. Alle sahen sie gleich aus. Jung, blaß, das übliche lange, glatte Haar. Sie hatte alle die gleichen hellen Anoraks und bunten Pullover an. Sie redeten wild durcheinander. Jerry konnte immer wieder den Namen Miß Walker-Harbottle heraushören.
    „Ihr werdet zu Fuß gehen müssen“, brüllte er, um das Heulen des Sturmes zu übertönen. „Nicht weit von hier ist ein Rasthaus. Ist jemand von euch verletzt? Niemand erfroren?“
    Alle waren wohlauf. Sie hatten sich in ihren Schlafsäcken zusammengedrängt und sich so gegenseitig warmgehalten.
    Immer mehr Mädchen quollen aus dem Kleinbus. Jede hatte ihren kleinen Rucksack auf dem Rücken. Alle zusammen waren sie viel zu leicht angezogen. Eine von ihnen, ein hübsches Ding, trug einen großen Teddybären unter dem Arm. Sie versuchte, Bill Ainsley nach der offenbar verlorengegangenen Miß Walker Harbottle auszufragen.
    „Was ist, Kindchen?“
    „Sie ist unsere Lehrerin“, brüllten drei Mädchen in den Sturm. „Sie zog während der Nacht los, um Hilfe zu holen.“
    „In welcher Richtung?“ schrie Raybould zurück.
    Sie deuteten in Richtung Hagthorpe, das man von hier aus auch bei schönem Wetter nicht hätte sehen können. Bill Ainsley und Raybould machten bestürzte Gesichter.
    „Hat keinen Sinn, nach ihr zu suchen!“ rief Bill Jerry zu. „Wo sie doch schon wer weiß wie lang unterwegs ist.“
    Entweder hatte die Frau das Dorf erreicht, dann war sie in Sicherheit, oder sie war bereits tot, dann kam ohnehin jede Hilfe zu spät. Nun war es wohl wichtiger, sich um die Mädchen zu kümmern. Mit kurzen Kommandos setzte Bill die ganze Gruppe in Bewegung. Das Mädchen mit dem Teddybären stützte Jerry, der noch immer jämmerlich hinkte.
     

     
    Mrs. Raybould hatte mittlerweile Brenda ganz schön auf Trab gebracht. Die Kaffeemaschine dampfte, das Feuer loderte hell, und der Duft von
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