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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ball
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unterirdischen Flüsse, die einst ihren Weg durch den harten Felsen gegraben hatten und weite Höhlen auswuschen. Flüsse, die sich durch das Gestein fraßen, bis sie in einem sanften Tal zutage traten als klare, brausende Ströme, von Barschen und Brassen bevölkert, und dennoch geheimnisvoll für die Peakbewohner, die sich Geschichten von Ungeheuern erzählten, von schwarzen Wildschweinen, grünen Riesen und alten Hexen, welche die riesigen Höhlen ihrer Meinung nach bewohnten.
    „Denen ist das alles völlig egal“, meinte Bill, mit einer Kopfbewegung nach Raybould deutend, der gerade verzückt ein paar frühreife Hinterbacken betrachtete.
    „Ich bin auch nicht gerade sehr neugierig, was hinter dem Loch in der Wand ist“, sagte Jerry.
    „Ja“, stimmte ihm Bill bei.
    Mit den Legenden war das so eine Sache. Sicherlich war die Naivität der Peakbewohner sagenhaft lächerlich. Sie waren dumm genug, jedes Gruselmärchen zu glauben, das man ihnen auftischte. Doch ein Büschel blonden Haares samt einem verkrusteten Stückchen verfaulender Kopfhaut jagte sogar einem Mann wie Jerry Howard eiskalte Schauer über den Rücken.
    „Wir müssen den Fund melden, sobald wir von hier wegkommen“, sagte er. „Mehr können wir ja doch nicht tun.“
    „Na klar tu ich das“, erhob sich plötzlich Brendas rauhe Stimme durch den Raum. Die Mädchen saßen um sie herum und lauschten ihr hingebungsvoll. „Die haben alle ein Schweinegeld. Die können ruhig dafür zahlen.“
    Jerry hätte gern gewußt, worüber sie sich eben unterhalten hatten. Die Mädchen saßen da wie die Kaninchen vor der Schlange.
    Bill deutete mit dem Kopf in ihre Richtung. „Die weiß mehr als sie zugibt. Das Beste davon würde sie aber besser für sich behalten. Zu schwere Kost für die jungen Krabben.“
    Jerry hätte sich gern die Kappe genau angesehen, doch der Ekel hielt ihn davon ab, die Kappe in die Hand zu nehmen. Er sah den armen Leutnant förmlich vor sich, wie er durch den Schneesturm stolperte, nach der Richtung fragte, und eine Antwort erhielt, die falsch war und ihn ins Verderben führte. Und jetzt lag er irgendwo da unten, und die Rayboulds kümmerten sich einen feuchten Dreck darum. Wieder überkam ihn das Gefühl der Verlorenheit. Seine ganze Schulweisheit, sein ganzer‚ Wird-schon-irgendwie-gehen’-Charakter waren ihm nun zu nichts nütze. Der Anblick von Menschenhaar auf einem Lederband weckte in ihm primitives, kindliches Entsetzen. Ein Blick in Bills Augen und das Harmlos-Getue der Rayboulds zeigten ihm, daß er in seiner Angst nicht allein war.
    Eines der Mädchen hatte ein Transistorradio mitgebracht. Eine Weile hatte es Musik ausgespuckt, dann kam die ruhige, kultivierte Stimme des Nachrichtensprechers.
    „Das ungewöhnliche Frühjahrswetter hat weite Teile Englands überrascht. In den meisten Gebieten sind die Straßen unpassierbar geworden. Die Touringclubs und die Polizei gaben Warnungen für die Autofahrer aus, das Autofahren in den betroffenen Gebieten nach Möglichkeit zu unterlassen. Die heftigen Sturmböen und die extrem tiefen Temperaturen werden voraussichtlich noch weitere achtundvierzig Stunden anhalten, wie uns die Meteorologen bekanntgaben.“
    Brenda und die Mädchen am Kamin kicherten. Das Lastwagenmädchen deutete auf Jerry und sagte etwas über Bärte. Jerry fühlte sich unbehaglich. Was hatte das Mädchen nur gegen ihn! Gut, er hatte sich in der Fahrerkabine in seinem Fieberwahn an sie gelehnt. Warum, verdammt noch mal, auch nicht! Er brauchte Wärme, das war alles. In einer solchen Situation hätte er sich an jeden gelehnt. Sie hatte schließlich ohnehin keine Wärme gespendet. Ebensogut hätte er sich an einen Eisberg lehnen können.
    „Noch zwei Tage“, meinte Bill Ainsley stöhnend. „Gottogott! Meine Ladung wird mir total eingefroren sein. Wenn nicht ohnehin schon alles im Abgrund liegt.“
    Jerry hatte keine Lust, sich auf ein Gespräch einzulassen. Niemand schien auch Verlangen danach zu haben, die Keller zu inspizieren. Raybould ganz bestimmt nicht. Mrs. Raybould hatte die Hündin an eine dünne Kette gelegt, Sukie konnte also auf keine Entdeckungsfahrt gehen.
    Aus dem Radio kam nun Popmusik. Die Mädchen schienen die Strapazen der vergangenen Nacht völlig vergessen zu haben und waren nun wieder fröhlich und voller Leben. Eines der Mädchen hatte die Kaffeemaschine übernommen und lieferte ununterbrochen Kaffee, bis Raybould dazwischenfuhr und barsch fragte, wer das wohl alles bezahlen

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