061 - Der Fuerst der Finsternis
Klasse ist.“
Jerry fühlte, wie ein eisiger Griff sein Herz umklammerte, wie sein Nackenhaar sich sträubte. Sie begannen also bereits zu fordern. Es würde noch viel schlimmer kommen. Und keiner der Betroffenen wollte das begreifen.
„Sie sorgen dafür, daß der Keller verschlossen bleibt, Mrs. Raybould.“
Sie nickte. „Und ob ich dafür sorge. Nur über meine Leiche kommt mir jemand in den Keller.“
Sie ging, wobei sie Sukie an der dünnen Kette hinter sich herzog. Jerry zog sich an. Er sah durch das Fenster das letzte Tageslicht verschwinden, das ein wenig vom Schnee reflektiert wurde. Er griff nach dem Lichtschalter, erinnerte sich aber rechtzeitig, daß es keinen Strom gab.
Die Gaststube war notdürftig von einer großen Petroleumlampe und zahlreichen Kerzen erhellt. Den Mädchen schien das offensichtlich zu gefallen.
„Jerry! Jerry! Wie geht es Ihnen?“ begrüßten sie ihn. „Stellen Sie sich vor, man hat Miß Walker-Harbottle gefunden. Was sagen Sie dazu. Man fand sie bei einem Lastwagenfahrer. Die alte‚ Bottle’! Sie ist mit ihm schon seit der Nacht zum Samstag zusammen. Radio Manchester hat es eben in den Nachrichten durchgegeben. Der Fahrer hat sie irgendwo auf der Straße nach Manchester aufgelesen. Unsere Französischlehrerin kann die‚ Bottle’ nicht leiden. Sie wird es geradezu obszön finden, daß die‚ Bottle’ zwei Nächte mit einem Lastwagenfahrer verbrachte.“
Bill Ainsley unterhielt sich mit Brenda. Ihr Lächeln schien stilles Einverständnis zu bedeuten. Der Lastwagenfahrer war berauscht, verzaubert, war ihr völlig hörig. Jerry konnte sich nun gut vorstellen, wie es zu Hexenverbrennungen im Mittelalter gekommen war. Er wäre sofort bereit gewesen, jetzt für Brenda das Holz für den Scheiterhaufen zu spalten.
„Könnten Sie uns nicht in die Katakomben hinunterführen, Jerry, bitte“, rief Julie. „Wir sind alle von zu Hause weggefahren, um uns als Höhlenforscher zu betätigen, und nun wurde nichts daraus. Können wir nicht doch noch ein bißchen forschen? Möchten Sie nicht unser Führer sein, liebster Jerry?“
„Lieber würde ich noch einmal auf die Teufelszinne klettern“, sagte Jerry ärgerlich.
Die Küche war so klein, daß Jerry sich fragte, wie Mrs. Raybould es fertigbrachte, in einem so engen Raum diese Unmengen an Chips zu fabrizieren, die von den Mädchen verschlungen wurden. Mrs. Raybould öffnete eine Dose Hundefutter, wobei Sukie ungeduldig winselte. Raybold machte Tee.
„Sie können sagen, was Sie wollen, der verdammte Keller bleibt zu“, rief Raybould.
„Ja, natürlich. Das habe ich auch schon Ihrer Frau nahegelegt, um etwaige Schwierigkeiten zu verhindern.“
„Sie haben uns ohnehin schon Schwierigkeiten genug gemacht!“ fuhr Mrs. Raybould auf. „Sie mit Ihren Geschichten!“
„Sehen Sie, Mrs. Raybould, deshalb bin ich gekommen. Wegen der Geschichten. Sie müssen wissen … irgend etwas ist hier im Gange, und das hängt irgendwie mit meinen Entdeckungen zusammen.“
Schon während er dies sagte, fühlte Jerry, daß er ebensogut mit sich selbst hätte reden können. Er fand nicht das geringste Echo.
„Sukie – Schätzchen!“
Das war der Strohhalm, an den man sich klammern konnte, dachte Jerry.
„Sie weiß das!“ sagte er deshalb und streichelte die magere Hündin. „Sukie hat das gleich von Anfang an erkannt.“
„Sukie kümmert sich nicht um so leichte Mädchen. Sie geht Brenda ohnedies aus dem Weg.“
„Na, bitte sehr, da haben wir’s“, rief Jerry. „Sie meidet Brenda deshalb, weil Hunde eine feine Nase für den Charakter eines Menschen haben.“
„Sie meinen, daß Sukie … sie … nicht leiden kann?“
„Na klar“, rief Jerry erleichtert. Nun war die Verbindung da. Hier konnte er einhaken. „Vergangene Nacht hörte ich, wie Sukie heulte. Dafür gab es auch Grund genug. Sie muß sich entsetzlich gefürchtet haben.“
„Ja, ja. Sie war ganz aus dem Häuschen.“
„Glauben Sie nicht auch, daß Suki uns die Kappe brachte, um uns auf etwas aufmerksam zu machen?“
„Die Kappe!“ rief Mrs. Raybould. „Was hat die Kappe mit diesem Flittchen zu tun?“
„Das weiß ich nicht so genau. Aber jedenfalls war sie es, die damals den Leutnant, den armen Teufel, ins Drudenloch gelockt hat. Denken Sie an all die merkwürdigen Zufälle, Mrs. Raybould. Als der Leutnant verschwand, war es Ende April. Die Pfadfinder verschwanden – Ende April. Und jetzt ist es wieder Ende April.“
Die Rayboulds starrten
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