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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis
Autoren: Brian Ball
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Die Leitung ist zusammengebrochen. Unten in Hagthorpe schon. Das ist jedes Jahr so, wenn der Schnee kommt. Was ist los mit Ihnen?“
    Raybould mochte es offensichtlich nicht, daß ein Mann Schwäche zeigte. Selbst ein unzugänglicher Mensch, machte es ihn nervös, bei einem anderen Hilflosigkeit zu sehen.
    Jerry fand nun endlich seine Beherrschung wieder. Er holte tief Atem und sagte, so ruhig er nur konnte: „Da unten liegt ein ganzer Haufen Toter! Nicht nur einer!“ Sein Blick wanderte von einem zum anderen. „Er ist auch dabei … er ist ganz grün, und an seinem blonden Haar habe ich ihn sofort erkannt. Auch an seinen Stiefeln! Und die Pfadfinder sind auch da unten!“
    „Jetzt reicht’s aber“, sagte Sam. „Er dreht durch“, flüsterte er den anderen zu. „Erst hält er unsere Sukie für ein bellendes Küken, und jetzt das!“ Mit lauter Stimme fügte er hinzu: „So junge Mädchen sollten gar nicht hinhören.“
    Ein quiekendes, hysterisches Gelächter kam von Jerry. Ausgerechnet die Mädchen. Diese verhexten Kreaturen und ekstatischen Nachtgespenster.
    „Laß das“, befahl Mrs. Raybould, als Sukie an dem verschimmelten Lederding zu schnuppern begann. „Laß dieses Geschnüffel!“
    Jerry wand sich vor Lachen. Bill packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn.
    „… hohohohahaha! Oh, Gott, könnt ihr nicht zuhören“, schluchzte er dann. „Ich habe sie gesehen! Sie hatten versucht, die Tür aufzubrechen! Sie glaubten, jene Eichentür sei der Weg in die Freiheit!“
    „Ich glaube, er braucht einen Arzt“, sagte Bill unsicher.
    „Hier gibt’s keinen“, erklärte Raybould. Dann wandte er sich wieder Jerry zu. „Sie haben einen Schock erlitten, und jetzt benehmen Sie sich gefälligst, oder wir müssen Sie anbinden.“
    Jerry erschrak und schwieg. Er setzte sich an den Kamin und entspannte sich.
    „Hört!“ sagte er dann mit ruhiger Stimme. „Ich sagte die Wahrheit! Da unten liegen wirklich ein paar Tote. Ich zählte vier Stück.“
    Die Mädchen zuckten zusammen. Das war kein Fieberwahn. Jerrys Stimme war bestimmt und autoritär, wie sie es von der Schule her gewohnt waren.
    „Unmöglich!“ rief Mrs. Raybould. „Wir hätten bestimmt etwas davon bemerkt.“
    „Wir leben hier schon seit zwanzig Jahren“, erklärte Sam.
    Bill Ainsley lockerte den Griff um Jerrys Arm. Brenda war an der Sache völlig uninteressiert. Ihre Augen hingen immer noch an den Mustern auf dem Messingbehälter, ihre Finger strichen unentwegt über die hypnotisierenden Figuren der Tänzer.
    „Ich glaube, er hat wirklich etwas gesehen“, sagte Bill nachdenklich.
    „Sicher“, mischte sich Julie ein. „Ein Schock muß doch schließlich durch irgend etwas ausgelöst werden. Von nichts kommt nichts.“
    „Er braucht Schlaftabletten“, meinte ein anderes Mädchen und holte aus ihrem Rucksack einen Erste-Hilfe-Kasten. Aus dem Kasten quollen Bandagen, Vaseline, Schienen, Tabletten, Flaschen und Heftpflaster.
    „Nein!“ riefen die anderen Mädchen im Chor. „Das könnte gefährlich sein.“
    Sie schwatzten wild drauflos, über Narkotika und ihre Wirkung auf das Nervensystem, während Jerry sich am Feuer wärmte.
    „Wir werden den Vorfall melden müssen“, meinte Bill.
    Raybould schaute ärgerlich drein. „Über ihn wird berichtet. Mit dem Schloßcafe ist alles in bester Ordnung.“
    „Er muß etwas gesehen haben“, wiederholte Bill.
    „Zweifellos“, stimmte Julie zu.
    „Ich meine, wir sollten vielleicht doch nachsehen.“ Bill hatte anscheinend seine alte Neugier wieder gefunden.
    „Nein!“ Mrs. Rayboulds Ton erlaubte keinen Widerspruch.
    „Wir dürfen aber die Kappe nicht vergessen“, warf Julie mit sanfter Stimme ein. „Diese Kappe ist immerhin eine feststehende Tatsache.“
    „Tatsache?“ Raybould schnaubte verächtlich. „Tatsache? Nichts ist sie – und ihr Mädchen solltet lieber den Schnabel halten.“
    Brenda rief die Mädchen zu sich. Sie scharten sich um sie, nachdem Jerry gegangen war. Mrs. Raybould ließ sich sogar herbei, ihm zwei von ihren Schlaftabletten zu geben. Jerry nahm sie nur, um Mrs. Raybould schnell wieder aus dem Zimmer zu haben. Sobald sie gegangen war, rief er nach Bill.
    „Alles wieder in Ordnung?“ fragte Bill besorgt.
    „Mir geht es gut. Ich war nur zu Tode erschrocken. Diese armen Teufel da unten! Sie mußten an der Tür gekratzt haben wie Tiere.“
    „Sie haben wirklich welche gesehen?“
    „Ja! Den Leutnant und die Pfadfinder. Einer war da unten, der muß
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