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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ball
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kam er wieder unter der Decke vor, unter der er sich verborgen hatte.
    „Sie hätte nicht hören dürfen, worüber wir sprachen. Nicht sie!“ keuchte er. „Sie wird alles weitererzählen, was sie von unserer Unterhaltung gehört hat. Sie wird es vor allem Brenda erzählen. Bill, seien Sie vorsichtig.“
    „Sie sind ganz schön verrückt, mein Junge. Sie haben eine schwere Zeit hinter sich, aber wenn auch die Leichen da unten bis an die Decke gestapelt sind, sollten Sie sich doch keine Gedanken darüber machen. Ich hab sie schon so hoch gesehen.“ Er deutete mit der flachen Hand irgendwo über seinen Kopf.
    „Bill! Ich habe Ihnen von der Tür in der Höhle erzählt. Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, was dahinter sein könnte?“
    Bill zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nur, daß ich heilfroh sein werde, wenn dieser verdammte Schnee endlich wieder fort ist. Schön langsam zehrt alles hier an meinen Nerven. Schlafen Sie, mein Junge. Der Wetterbericht sagt, daß morgen Tauwetter einsetzen wird.“
    Jerry spürte, wie Zorn in ihm hochkam. Warum mußte Bill Ainsley so verdammt einfältig sein. Leute wie er waren immer so langsam in ihren Bewegungen, in ihren Gedanken, begeisterungsfähig für Mädels und Fußball, aber ansonsten nur lethargisch.
    Bill verließ den Raum, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren. Jerry verkroch sich unter der Decke. Er mußte einen klaren Plan ausarbeiten, um gewappnet zu sein, wenn das Verhängnis seinen Lauf nahm. Aus der nahen Gaststube erklang Popmusik. Er glaubte, Raybould mit seiner Frau streiten zu hören, doch die Stimmen klangen sehr gedämpft. Zur Hölle mit diesen Leuten. Er versuchte zu schlafen, doch der Sturm orgelte und rüttelte an den Fenster. Das klang wie das Geraschel von Rattenfüßen, von Wühlmauszähnen, und brachte all die Bilder wieder zurück, die er in einen Winkel seines Gehirns verdrängt glaubte. Die Erlebnisse der vergangen Stunden beschäftigten seine Gedanken ununterbrochen und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Drei Tage an einem solchen Ort! Jerry schüttelte sich vor Abscheu und Unwillen. Konnte Bill Ainsley denn nicht fühlen, wie Julie Spaß daran fand, ihn, Jerry, zu ängstigen? Jerry schloß die Augen und sah die ganze Szenerie der vergangenen Nacht, drüben im Speisesaal, wieder vor sich. Er fühlte noch einmal die Ströme, die … von wo oder von was ausgingen? Von dem Kohlenbehälter? Ja! Das war es. Der Kohlenbehälter.
    Dem Schlafraum näherten sich Schritte. Die Tür ging auf, jemand zupfte an seiner Bettdecke. Jerry richtete sich kerzengerade auf. Er öffnete die Augen und sah Mrs. Raybould an seinem Bett stehen. Jerry war erleichtert, denn er hätte eher Brenda mit ihren Mädchen erwartet.
    Mrs. Raybould sagte wütend: „Was haben Sie ihm eingeredet! Sam ist völlig verändert. Unentwegt will er mit Bill in den Keller. Auch diese verdammten Gören. Sie liegen mir immerfort in den Ohren, sie hätten so gerne den Schloßfriedhof gesehen! Mein sauberer Herr, Sie machen sich jetzt sofort auf die Beine und sagen diesem verrückten Haufen, daß Sie nur Spaß gemacht haben.“
    „Aber ich habe doch nur die reine Wahrheit gesagt, Mrs. Raybould. Auch wenn Sie sich noch so sehr wünschen, daß ich gelogen hätte. Hat Sukie nicht die Kappe gebracht? Sie nahm die Kappe dem toten Leutnant vom Kopf …“
    „Oh, jetzt fängt das schon wieder an. Niemand geht mehr in den Keller. Keiner!“
    Jerry fühlte fast Mitleid mit dieser Frau, die so verzweifelt versuchte, vor sich selbst eine Tatsache zu leugnen, während alle anderen sich mit der Wahrheit abgefunden hatten. Er rief sich seine eigenen Zweifel ins Gedächtnis zurück, die ihn befallen hatten, als Sam Raybould ihm die zufällig gehörte Geschichte über das Drudenloch erzählte, und empfand noch mehr Mitleid für diese arme Frau. Es würde wohl klüger sein, sie ein wenig zu beschwichtigen.
    „Vielleicht war ich ein bißchen durchgedreht“, log er deshalb. „Es ging mir sehr schlecht, nicht wahr, Mrs. Raybould? Wenn man sehr erschrickt, kann man sich auch ein bißchen hineinsteigern, nicht wahr? Am besten, Sie machen die Kellertür fest zu, und wir vergessen die ganze Geschichte.“
    „Schön und gut, aber die anderen wollen die Geschichte nicht vergessen.“
    „Wer sind die anderen?“
    „Diese naseweisen Gören! Und Sam macht ihnen noch Mut. Er hat ihnen vom Drudenloch erzählt. Sie sagen, sie möchten hinunter, weil es da unten etwas zu sehen gibt, was ganz große

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