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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hierherkommen? Und warum sollte ich nicht hier sein?« Ihre Stimme zitterte vor Wut. »Ich bin seine Sekretärin, verstehen Sie? Haben Sie etwas daran auszusetzen?«
    »Wie lange kennen Sie Frank Sutton schön? Jahrelang, nicht wahr? Sie müssen ein sehr hübsches Mädchen gewesen sein, als Sie in seine Dienste traten.«
    Bleich und zitternd sprang sie auf.
    »Was wollen Sie damit sagen?« stieß sie hervor.
    »Ich meine damit, daß Sie sich zweimal in der Woche nächtlicherweise hier treffen. Ich kenne das Geschäft recht gut, aber dafür scheint mir kein Grund vorzuliegen, und warum sich ein Verlobter Mann heimlich mit seiner Sekretärin im Büro treffen sollte, ist nicht einzusehen.«
    »Vermutlich denken Sie, man müßte sich heimlich in einem Restaurant treffen, nicht wahr? Oder in einem Park - das ist wohl Ihre Masche, wie?«
    Aber er ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
    »Ich spreche jetzt über Sie! Und, wie mir scheint, in Ihrem eigenen Interesse. Ich weiß zufällig einiges über Frank Suttons Privatleben. Wenn Sie glauben, daß Sie die einzige Frau sind, die er nach Büroschluß hier trifft, sind Sie im Irrtum.«
    Er dachte, sie wolle sich auf ihn stürzen. Ihr Gesicht hatte nichts Anziehendes mehr, es war wutentstellt.
    »Sie Lügner! Sie Lügner!« schrie sie und ihre Stimme überschlug sich. »Hier ist niemand ... Ich meine, niemand sonst, den er trifft. Was fällt Ihnen überhaupt ein? Sie nichtswürdiger Dieb! Er hat Sie aus dem Schmutz gezogen, hat Sie aus der Gefängniszelle aufgelesen und Ihnen eine anständige Stellung gegeben - Sie Dieb!«
    Sie hielt an, um Atem zu holen, und er benützte die Gelegenheit, um einzuhaken.
    »Ich will Ihnen etwas sagen - vielleicht interessiert es Sie, daß Frank Sutton im Begriff ist, sich zu verheiraten, oder wenigstens glaubt er es zu sein, und zwar mit einer tadellosen Frau. Er mag so gut sein, wie alle behaupten, so unschuldig, wie er aussieht - nur, wenn dem nicht so ist, und wenn Beryl Stedman irgend etwas geschieht, müssen Sie sich nach einem neuen Liebhaber umsehen, weil ich ihn dann glatt umbringe!«
    Sie starrte ihn sprachlos an. In ihrem Gesicht arbeitete es, ihre Hände zitterten. In diesem Augenblick kam Frank Sutton herein. Er warf einen Blick auf seine Sekretärin, dann einen auf Leslie und schien zu erraten, was vorgefallen war.
    »Hallo, hallo!« rief er scharf, zu Millie gewandt. »Was gibt es hier? Haben Sie wieder einen Ihrer Wutanfälle? - Was ist los, Leslie?«
    John zuckte die Schultern.
    »Miss Trent ist ein wenig schwierig.«
    Sie versuchte zu widersprechen, rannte dann aber ohne ein Wort aus dem Zimmer und warf die Tür hinter sich zu.
    »Mein lieber Freund -«, begann Frank besorgt, aber in seinen Augen war ein vergnügter Schimmer, »warum streiten Sie sich mit meiner Millie?«
    Leslie verzog die Lippen.
    »Ihre Millie! Eben, das vermutete ich, und genau darum ging es! Wirklich, ich empfahl ihr, sich spät nachts nicht mit Ihnen im Büro zu treffen; wenn ihr an ihrem guten Namen noch etwas liegt.«
    Frank brach in unbändiges Gelächter aus.
    »Das haben Sie getan?« fragte er verblüfft. »Großer Gott, ich bewundere Ihren Mut!«
    »Und dann sagte ich ihr noch etwas, was nicht stimmen mag, aber sie forderte mich dazu heraus.«
    »Um Gottes willen, lassen Sie sie in Frieden!« Frank lachte noch immer. »Sie ist ein Teufel, wenn die Wut sie packt. Arme, alte Millie! Wie dumm Sie sind, Leslie! Natürlich kommt sie her - nicht nur letzte Nacht, sondern regelmäßig. Ich will nach der Heirat mein Geschäft erweitern, und das geht nicht ohne viel Privatarbeit ab. Wenn alles in Ordnung geht, sollen Sie es erfahren. - Arme Millie!« wiederholte er kopfschüttelnd.
    Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verließ er das Zimmer.
    Gewöhnlich wandte sich Leslie der Zeitung zu, wenn er seine Arbeit beendet hatte. Nach dem heutigen kleinen Morgensturm empfand er die Lektüre als besonders wohltuende Abwechslung. Die Spalte ›Verloren‹ brachte nichts Bestimmtes, aber im Lokalteil fand er zwei wichtige Berichte.
    In London gab es drei internationale Banden von Bedeutung, die sich auf Juwelenraub spezialisiert hatten. Da waren einmal die Holländer, die den letzten Raub in Roehampton auf dem Gewissen hatten. Daneben operierten noch zwei gemischte amerikanisch-englische Banden, die schon einige Male erwischt werden konnten. Auf Konto einer dieser Organisationen ging die jüngste Heldentat, die Leslies Aufmerksamkeit erregte. Lady Creethorne war

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