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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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und Gläser. Vermutlich hatte sich Miss Trent bereits gestärkt.
    »Also, was gibt's?« fragte sie wieder.
    »Ich habe jetzt die Pflichten, die früher der Gott Merkur innehatte«, antwortete er mit einer leichten Verbeugung. »Mit anderen Worten - ich überbringe Nachrichten, sowohl gute wie schlechte.«
    Sie wurde aufmerksam.
    »Was für schlechte Nachrichten bringen Sie?« »Was für den einen eine gute Botschaft ist, kann für den andern eine schlechte sein und umgekehrt«, meinte Harras vieldeutig.
    »Also, um Gottes willen, schwatzen Sie nicht soviel! Was ist passiert?«
    Er beobachtete sie genau.
    »Captain Leslie ist auf Bürgschaft aus dem Gefängnis entlassen worden.«
    Sie zuckte zusammen und trat zurück, als ob sie einen Schlag ins Gesicht bekommen hätte.
    »Das kann ich nicht glauben!« rief sie.
    Aber da im gleichen Augenblick Tillman ins Zimmer kam, mußten sie das Gespräch abbrechen.
    »Geben Sie dem Herrn etwas zu trinken!« befahl sie und eilte hinaus.
    Tillman ging zur Tür, die Mühe offengelassen hatte, und schloß sie.
    »Was haben Sie hier zu tun?« Es klang unhöflich, wie bei einem Verhör. »Sie vergeuden nur Ihre Zeit in ›Hillford‹.«
    Josua lächelte harmlos.
    »Ich glaube, daß ich aus dem gleichen Anlaß hier bin wie Sie. Ich möchte ein paar Dinge herausbringen und führe eine kleine, private Nachforschung durch. Wenn der Aufenthalt hier Ihnen wichtig erscheint, dann ist er ganz bestimmt auch für mich ein ergiebiger Jagdgrund. Vielleicht wissen Sie nicht ...«
    »Oh, ich weiß schon«, unterbrach ihn Tillman und schenkte den Whisky ein. Josua schaute ihm dabei gedankenvoll zu.
    »Ich habe Sie gleich wiedererkannt, als ich Sie sah. Wenn ich einmal ein Gesicht gesehen habe, vergesse ich es nicht mehr.« Er nahm das Glas aus Tillmans Hand. »Also, auf das Wohl der glücklichen Braut - das heißt, wenn sie glücklich ist.«
    Tillman musterte ihn zweifelnd.
    »Ich bin neugierig, ob Sie mich wirklich kennen. Ich habe zwar eine Ahnung, daß wir uns irgendwo getroffen haben ...«
    »Ich sah Sie damals bei der Verhandlung des Mordprozesses Corthurst -«, murmelte Harras, »in Chelmsford vor drei Jahren, es können auch vier sein. Es gibt dort ein gutes Bier im ›Roten Löwen‹.«
    »Ich war gespannt - aber ich hatte gehofft, daß Sie mich nicht erkennen würden.«
    Tillman schenkte jetzt auch für sich Whisky und Sodawasser ein. Er trank das Glas in einem Zug leer.
    »Sie trugen damals keinen Schnurrbart«, sagte Harras. »Aber ich vergesse den Gang eines Menschen nie. Sie kennen doch meine Methoden, Watson?«
    »Wie? Was ... Ich mag vielleicht nicht Tillman heißen, aber sicherlich heiße ich nicht Watson.«
    »Dann kennen Sie auch meine Methoden nicht.«
    Tillman stellte sein Glas hin.
    »Nehmen Sie noch einen Schluck?«
    »Tut mir leid, danke.« Josua hob die Hand. »Heute nachmittag hat mich schon jemand gefragt, ob ich Sie von früher her kennen würde. Wer war es doch gleich - ach richtig, Miss Trent. Sie werden entlassen! Ich vermute, das wissen Sie auch schon?«
    Sie lachten beide.
    »Ich freue mich schon auf die Kündigung«, sagte Tillman trocken.
    Harras schaute sich um und rückte dann näher.
    »Würden Sie mir nicht erzählen, was Sie entdeckt haben? Aber ich sehe es schon Ihrem Gesicht an, daß Sie mir nichts sagen wollen! Ja - aber vielleicht kann ich Ihnen etwas berichten? Das Allerneueste sozusagen - Captain John Leslie ist freigelassen worden!«
    Josua hatte diese Pointe sehr wirkungsvoll vorgebracht, doch sie schlug nicht ein. Tillman lachte nur leise.
    »Ich hatte so etwas erwartet. Ich wäre sehr erstaunt gewesen, wenn es nicht geschehen wäre.« Er hörte Geräusche in der Halle, öffnete die Tür und schaute hinaus. »Das Gepäck wird fortgeschafft!«
    Dann machte er Beryl Platz, die ins Zimmer kam.
    Sie ging gleich auf Josua zu.
    »Mr. Harras -«, begann sie leise, »wenn ich einen Brief an die Redaktion des ›Postkurier‹ schicke, werden Sie ihn dann bekommen?«
    Josua lächelte melancholisch.
    »Ja, schreiben Sie ›Privat‹ darauf, dann wird er vorher nur zweimal gelesen.«
    Sie wollte noch mehr sagen, aber Lew Friedman war ebenfalls ins Zimmer gekommen und ließ sie nicht mehr aus den Augen. Er schien guter Laune zu sein.
    »Nun, Mr. Harras, ich weiß nicht, was wir Ihnen sonst noch für Neuigkeiten bieten könnten. Ich habe nichts Sensationelles mehr für Sie.«
    Josua schien dies zu bedauern.
    »Erzählen Sie mir einfach irgend etwas - wir machen dann

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