Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
schon etwas Sensationelles daraus!« Er grinste Mr. Friedman listig zu. »Seit zehn Jahren haben wir keine richtige Sensation mehr in der Zeitung gehabt - seit damals, als die Polizei den Leopard-Club aushob und mehrere ältere Herren über die Notleiter verduften mußten!«
    Es war interessant, Lew Friedmans Gesicht zu beobachten, aber schließlich lachte er.
    »Donnerwetter, Sie haben aber ein gutes Gedächtnis! Kamen Sie damals zusammen mit der Polizei?«
    »Nein, ich kam etwas früher. Aber ich verdrückte mich auch, bevor man mich erkannte, und so kam es denn, daß ich mit Ihnen zusammen durch den Notausgang entwischte.«
    Lew lachte noch immer.
    »Das waren noch Zeiten im Leopard-Club! Merkwürdig, ich sprach gerade heute abend mit Mr. Sutton über den Club. Er ist noch Mitglied, es soll jetzt gesitteter zugehen dort, wie er mir versicherte.«
    Beryl war gegangen, und auch Tillman hatte sich unauffällig zurückgezogen, so daß die beiden allein blieben.
    »Ach, es geht auch heute noch hoch her dort«, sagte Harras. »Man hat einen neuen Notausgang gebaut, der viel größer ist - da können sich jetzt gleich vier zu gleicher Zeit aus dem Staub machen.«
    Sie gingen in die Halle und trafen dort Frank Sutton. Im Hintergrund wartete Millie Trent, bitterböse dreinschauend. Frank schien nicht gerade erfreut zu sein, den Reporter hier anzutreffen.
    »Sie geben doch der Presse keine Informationen, Lew?« fragte er beunruhigt. »Ich meine wegen der Trauung? Was werden Sie über die Hochzeit berichten?« wandte er sich direkt an Harras.
    »Nichts«, erwiderte Josua. »Wahrscheinlich werden einige Zeilen über Sie in der ›Wimbledon Gazette‹ stehen, im ›Postkurier‹ wird jedoch dieses glückliche Ereignis nicht die geringsten Wellen schlagen - höchstens unter der Rubrik ›Trauungen in Wimbledon‹ erscheint eine kurze Notiz. Solche standesamtlichen Nachrichten sind unvermeidlich wie der Regenfall.«
    Dieses belanglose Gespräch wurde durch den Diener unterbrochen, der in der Halle erschien.
    »Was gibt's?« fragte Friedman.
    »Es wünscht Sie jemand zu sprechen, Sir. Captain Leslie!«
    Einige Augenblicke herrschte tiefes Schweigen. Harras beobachtete Sutton unausgesetzt und bemerkte, wie er die Farbe wechselte.
    »Führen Sie ihn herein!« befahl Friedman.
    »Aber ...« begann Frank.
    Lew brachte ihn mit einer Handbewegung zur Ruhe.
    »Führen Sie ihn nur herein - es wäre besser, wenn Sie jetzt gingen, Harras!«
    Der Reporter verließ ohne Protest das Haus.
    Wieder trat Schweigen ein.

21
    Langsam kam John Leslie hereingeschlendert und sah von einem zum andern.
    »Nun?«fragte Mr. Friedman.
    »Ich möchte Mr. Sutton sprechen.«
    Leslies Stimme klang hart und bedrohlich.
    »Gut, reden Sie mit ihm!« Friedman sprach übermäßig laut. »Ich ließ Sie hereinkommen, weil ich Ihnen traue - aber Sie dürfen nicht heftig werden! Sie wissen, ich bin auch noch hier.« »Ich weiß, und ich habe ja schon einmal gesagt, was für ein bewundernswerter Mensch Sie sind, Friedman!«
    »Schon gut - aber machen Sie keinen Spektakel! Sie können froh sein, daß Sie wieder frei sind. Die Zeit und die Anwendung der Gesetze haben sich doch etwas geändert.«
    Leslie schaute Sutton scharf an.
    »Die Strafen sind die gleichen geblieben - Zuchthaus für Hehler und große Unannehmlichkeiten für Zinker.«
    Friedman war auf dem Posten und paßte gut auf. Er wollte unter allen Umständen jeden Lärm oder Streit vermeiden.
    »Ich dachte, die Polizei hätte Zinker gern«, äußerte er leichthin.
    »Ja, aber nur eine Zeitlang. Man nützt sie aus, und eines Tages setzt man sie fest.«
    »Hören Sie, Leslie«, sagte Lew, »ich möchte etwas für Sie tun. Können Sie mit tausend Pfund geschäftlich etwas anfangen?«
    »Ich trage Ihnen nichts nach, Leslie ...« begann jetzt auch Sutton, aber sein Geschäftsführer unterbrach ihn.
    »Wenn Sie je etwas für mich getan haben, so ist es längst ausgeglichen.« Leslie wandte sich an Friedman. »Ich möchte Ihnen einen Rat geben. Wenn Sie ein paar tausend Pfund übrighaben, dann schenken Sie sie Sutton, damit er dieses Land so schnell wie möglich verlassen kann. Morgen in aller Frühe geht ein Dampfer nach Kanada ab - es bleibt noch reichlich Zeit, den Anschlußzug zu erreichen.«
    »Sie wollen also keine Vernunft annehmen?«
    Leslie zeigte auf den totenblassen Sutton.
    »Sie wissen doch, was für einen Schwiegersohn Sie bekommen? Den Zinker - den größten Schuft in London! Einen ganz gemeinen Kerl,

Weitere Kostenlose Bücher