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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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unterstützen mußte, indem man ihm, nach Franks Muster, eine Chance gab. Er hatte etwas von der Geschmeidigkeit eines Tigers, und in seinem scharfen Blick lag etwas Forschendes.
    Sie hatte Zeit, ihn zu beobachten, denn Frank war noch nicht aus der Stadt zurückgekommen. Millie Trent, die eine große Aktentasche voll Banknoten mitgebracht hatte, nahm das ganze Wohnzimmer für sich allein in Anspruch. Beryl mochte sie nicht leiden. Belustigt stellte sie die gegenseitige Abneigung zwischen Franks Sekretärin und Mr. Tillman fest. Sobald die beiden sich begegneten, stritten sie miteinander. Aber um Tillman Gerechtigkeit widerfahren zu lassen - die Ausbrüche des Ärgers kamen eigentlich nur von Millie Trents Seite. Tillman saß meistens in der Halle, und das schien sie zu stören.
    »Können Sie denn keinen andern Platz finden?« maulte sie. »Ich würde es auch vorziehen, im Wohnzimmer zu sitzen, wenn Sie es nicht mit Beschlag belegt hätten!«
    Ein andermal, als sie durch die Halle kam, sagte Tillman gelangweilt:
    »Noch kein Anruf?«
    »Was wollen Sie damit sagen - noch kein Anruf?«
    »Sie erwarten doch einen Anruf, und der läßt auf sich warten.«
    »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten!«
    Beryl hörte alles durch die offene Tür der Bibliothek und war froh, dadurch eine Ablenkung zu haben. An ihre Lage und vor allem an ihre Ehe wollte sie nicht mehr denken.
    Ganz hinten in der Halle befand sich das Telefon, und Tillman hatte mit seiner Vermutung schon recht, denn sooft er, wenn es klingelte, aufstand, um abzuheben, eilte Miss Trent aus dem Wohnzimmer herbei und erreichte den Apparat jedesmal früher als er.
    Schließlich kam ein Anruf Frank Suttons. Er teilte mit, daß er bereits auf dem Weg nach Wimbledon sei.
    »Welche Freude!« murmelte Tillman herausfordernd, als Millie an ihm vorüberging. Sie drehte sich nervös um.
    »Ich wünsche nicht, mich mit Ihnen zu unterhalten!«
    »Ganz meinerseits!«
    »Sie werden noch Ihre gute Stellung verlieren!« rief sie ihm böse zu.
    Beryl hörte ihn lachen.
    »Eine so gute Stelle ist es auch wieder nicht, wie Sie sich einbilden! Ich habe es satt, lange Zahlenreihen zu addieren, die nichts besagen und lediglich nicht existierende Exportwaren vortäuschen sollen.«
    Beryl horchte gespannt, weil sie eine scharfe Entgegnung erwartete, doch zu ihrem Erstaunen erwiderte Miss Trent nichts, sondern warf nur krachend die Wohnzimmertür zu.
    Nach einigen Minuten jedoch hörte sie Millies Stimme wieder. In einem viel freundlicheren Ton fragte sie Tillman:
    »Was meinten Sie eigentlich vorhin mit den nicht existierenden Exportwaren?«
    »Alle Exportartikel existieren für mich nicht, es sei denn, daß ich sie sehen kann. Zahlen sagen mir überhaupt nichts, ich kann mir darunter nichts vorstellen. Wissen Sie, ich bin eben ein krasser Materialist, ich muß die Ballen und Kisten wirklich sehen - sonst sind sie für mich nicht vorhanden, wie ich Ihnen ja schon sagte.«
    »Sie sind ein dummer Mensch!«
    Die beiden sprachen nicht mehr miteinander, bis Frank Sutton erschien.
    »Hallo, Tillman, was, zum Teufel, treiben Sie hier?«
    »Ich bin hier im Amt, Sir.«
    Frank lachte.
    »Ich werde Sie demnächst zum Geschäftsführer machen.«
    »Da sei Gott vor!« entfuhr es Tillman spontan.
    Sutton hielt es für einen guten Witz. Er lachte übermäßig und hatte sich noch immer nicht beruhigt, als er zu Beryl in die Bibliothek trat.
    »Ich habe einen schrecklichen Nachmittag verlebt, mein Liebling.« Er setzte sich zu ihr und legte seinen Arm um ihre Schulter. »Du hast keine Ahnung, was für ein furchtbares Durcheinander im Büro herrscht. Zum Glück weiß Miss Trent im Geschäft Bescheid und kann mir vieles abnehmen. Ganz unsinnigerweise bestand schließlich ein Kunde auch noch darauf, mich im ›Leopard‹ zu treffen!«
    Lew Friedman war in diesem Moment eingetreten und erkundigte sich überrascht:
    »Leopard? Meinen Sie etwa den Leopard-Club?« Er lächelte merkwürdig dabei.
    Frank nickte unsicher.
    »Großer Gott!«
    »Kennen Sie ihn?« fragte Frank.
    »Nun - ja.« Lew zögerte. »Ich kenne den Inhaber - ein alter Soldat, er heißt Anerley. Ich habe ihm früher einmal mit Geld ausgeholfen. Aber es ist schon lange her.«
    »Sind Sie in letzter Zeit einmal im Club gewesen?« forschte Frank.
    Aber offensichtlich wollte Lew darauf nicht direkt antworten.
    »Ich traf Anerley nach dem Krieg in Johannesburg. Er ist in mancher Beziehung ein guter Kerl, obgleich er ein schrecklicher

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