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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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höflich. Er war ein schon reichlich ergrauter, für weibliche Reize aber keineswegs unempfindlicher Herr. Auch Redakteure haben manchmal menschliche Züge. »Ich wüßte auch nicht, wo Sie ihn jetzt finden könnten, es sei denn ... Vielleicht ist er in einem Club. Nur, es ist nicht gerade ein vornehmes Lokal, der Leopard-Club. Ich möchte Ihnen nicht raten, dorthin zu gehen, Mrs. Sutton. Ich kann ihn aber anrufen.«
    Er ging hinaus. Nach fünf Minuten kam er zurück.
    »Er ist noch nicht dort. Wenn Sie mit uns in Verbindung bleiben, können wir Sie vielleicht später verständigen, wo Sie ihn finden können.«
    Sie wußte nicht recht, was sie tun sollte. Harras war ja nur dann von Nutzen für sie, wenn er ihr behilflich sein konnte, John Leslie zu finden. Vielleicht wußte auch Field etwas darüber. Aber er schüttelte den Kopf, als sie ihn danach fragte.
    »Nein, ich weiß nur, was in den Zeitungen stand - daß er heute verhaftet wurde. Sind Sie mit ihm befreundet, Mrs. Sutton?«
    »Ja«, sagte sie leise. »Er ist ein guter Freund von mir.«
    »Er wurde auf Bürgschaft aus der Haft entlassen, das ist merkwürdig. Barrabal hat es veranlaßt - aber warum Barrabal das getan hat ... Ich wäre nicht erstaunt, wenn Sie auch Mr. Leslie in dem Club finden würden. Es gibt recht merkwürdige Mitglieder dort .«
    Er brach ab, als ihm bewußt wurde, daß er sich hier auf ein heikles Thema einließ. Beryl dagegen dachte gar nicht über den Nebensinn seiner Äußerungen nach. Die Möglichkeit, daß es einen Ort gab, an dem sie vielleicht John treffen würde, beschäftigte sie vollauf.
    »Könnte ich meinen Wagen hierlassen?«
    Mr. Field erkundigte sich telefonisch beim Portier und sagte, daß es möglich sei. Sie hatte ihren Entschluß gefaßt, und nachdem sie ihren Zweisitzer zwischen großen Zeitungslieferwagen geparkt hatte, ging sie zur Fleet Street, fand ein Taxi und nannte dem Chauffeur ihr neues Ziel.
    »Zum Leopard-Club, gnädiges Fräulein?« wiederholte er zweifelnd.
    »Wissen Sie nicht, wo er ist?«
    »Doch, das weiß ich schon - ich weiß sogar, was für ein Club das ist!« Er grinste. »Nun gut, ich bringe Sie hin.«
    Es regnete heftig. Der Wagen fuhr durch Kingsway und bog dann in eine enge Straße ein. Durch die regenbeschlagenen Scheiben sah sie Menschen vorbeieilen. Polizeipfeifen schrillten. Sie erschrak, riß die Wagentür auf und sprang hinaus.
    »Warten Sie hier!« rief sie dem Chauffeur zu und lief die Straße hinunter.
    Sie hatte keine Ahnung, wo der Leopard-Club lag, sie sah nur vor sich, nicht mehr weit, einen Menschenauflauf und wußte, instinktiv, daß sich etwas Schreckliches ereignet hatte. Ständig übertönten Trillerpfeifen die Rufe und erregten Diskussionen der Leute.
    Jemand faßte sie am Arm und hielt sie an. Sie schaute in das schmale Gesicht Mr. Tillmans.
    »Wo wollen Sie hin, Miss Stedman?« fragte er schroff.
    Sie starrte ihn wild an.
    »Ich weiß es nicht - es ist etwas geschehen ...« Sie war außer Atem und konnte nicht weitersprechen.
    »Es ist etwas passiert, da haben Sie recht. Aber es wäre besser, wenn Sie nicht dorthin gingen.«
    Zwei Polizisten rannten auf ein Gebäude zu, vor dessen Eingang sich die Menschen ansammelten. Jetzt fing jemand fürchterlich zu schreien an. Sie hielt sich die Ohren zu, um nichts zu hören.
    Tillman ließ sie einen Augenblick los, sie stürzte vorwärts - hörte noch, wie er ihr etwas nachrief, aber sie kümmerte sich nicht darum. Gleich darauf war sie mitten in dem Menschenhaufen und sah eine Frau, die schrie und wild um sich schlug. Zwei Polizisten führten sie ab.
    Die Frau, die diese verzweifelten Schreie ausstieß, war Millie Trent!
    »Mörder, Mörder! Er ist tot! Leslie hat ihn ermordet!«
    Beryl wurde schwarz vor den Augen. Sie wäre gefallen, wenn Tillman sie nicht gehalten hätte.
    Tot? Frank Sutton tot? Im Fallen schoß ihr der groteske Gedanke durch den Kopf, daß sie, vor ein paar Stunden noch Braut, Witwe war. John Leslie hatte seine Drohung wahr gemacht!

26
    Von Zeit zu Zeit tauchte der Leopard-Club in Polizeiberichten auf, freilich in immer größer werdenden Abständen, denn - paradoxerweise - je weiter sich sein zweifelhafter Ruf in der Öffentlichkeit verbreitete, um so seriöser wurde er in Wirklichkeit.
    Der Club bekam einen Nimbus des Abenteuerlichen, gewann an Anziehungskraft und verlor an Echtheit.
    Junge Männer der besten Gesellschaft ließen sich einen Tisch im ›Leopard‹ reservieren, führten ihre Damenbekanntschaften

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