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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Suppe ruhig einen Augenblick stehen und etwas kalt werden.«
    Er kannte ein paar Ärzte, die ihm gern einen Gefallen taten. Der erste, den er anrief, war nicht zu Hause, aber beim zweiten hatte er Glück.
    »Hier ist Harras vom ›Postkurier‹! Können Sie mir sagen, welche Wirkung diese Droge hat -?« Er nannte den Namen, den er auf dem Papier gelesen hatte.
    Der Doktor lachte.
    »Ach, Sie stecken wohl wieder einmal mitten in einem Kriminalfall? Nun ja - das Mittel ist geruch- und geschmacklos, und wenn Sie einen halben Teelöffel davon nehmen, spüren Sie vorerst gar keine Wirkung, bis Sie eine plötzliche, heftige Bewegung machen, zum Beispiel hastig die Hand heben oder den Kopf rasch drehen. Dann verlieren Sie prompt die Besinnung, als ob Ihnen jemand mit einer Keule auf den Kopf geschlagen hätte. Und dann sind Sie stundenlang bewußtlos. Wenn Sie aufwachen, haben Sie heftige Schmerzen - aber warum wollen Sie das eigentlich wissen?«
    »Ich schreibe gerade einen Artikel mit der Überschrift: ›Wie vergifte ich meine Braut schnell und zuverlässig?‹«

25
    Beryl Stedman war nach dem kleinen Diskurs mit Millie Trent nach oben gegangen, um sich in ihr Zimmer zurückzuziehen. Sie fühlte sich merkwürdig schwach, stieß die Tür zu und wartete einen Augenblick, um ihre Gedanken zu ordnen. Jetzt hatte sie noch ein paar Stunden Zeit, die letzten, die ihr selbst gehörten.
    Ein kleiner Ankleideraum gehörte zu ihrem Zimmer, sie trat ein, schloß die Verbindungstür, zog die schwere Portiere davor. Eine alte, bequeme kleine Couch stand in dem Zimmerchen, auf die sie sich, erschöpft und unglücklich, fallen ließ. Sie wollte sich über ihre Lage klarwerden.
    John Leslie, frei - und sie war verheiratet! Irgendwo unten im dunklen Garten war John - der sie liebte, den sie liebte - und wartete.
    Sie versuchte sich zu erheben, zum Fenster zu gehen und hinauszuschauen. Vielleicht konnte sie ihn sehen. Aber eine solche Müdigkeit befiel sie, daß sie kein Glied rühren konnte. Sie versank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Sie hörte nicht, als Onkel Lew sie vom Nebenzimmer aus rief.
    Der Regen, der gegen das Fenster klatschte, weckte sie auf, und sie erhob sich sofort. Das Zimmer war dunkel, aber sie erinnerte sich, daß es schon dunkel gewesen war, als sie eintrat. Sie hatte kein Licht gemacht, sondern sich zur Couch getastet. Wie lange konnte sie geschlafen haben? Es schien ihr unglaublich, daß sie nach all der Aufregung hatte schlafen können.
    Sie war noch ganz steif, zitterte und fror. Langsam tastete sie sich die Wand entlang zum Schalter, knipste das Licht an und sah auf die Uhr. Es war halb zehn. Schon so spät!
    Der Zug ging um 10 Uhr 20. Sie hielt die Uhr ans Ohr, es war kein Irrtum möglich. Was hatte sich ereignet?
    Sie lief in ihr Zimmer, öffnete die Tür und horchte. Unten in der Halle hörte sie den Diener mit dem Dienstmädchen sprechen.
    ». und niemand hat sie weggehen sehen. Als ich sie zuletzt sah, war sie schon zum Ausgehen angezogen - sie schaute mich nicht an und ging wie eine Schlafwandlerin umher. Vielleicht denkt Mr. Friedman, daß sie diesem Menschen nachgelaufen ist ...«
    Sie hielt es für das beste, sich zu zeigen. Die Dienerschaft war sehr erstaunt, als sie auf der Treppe erschien.
    »Sind Sie es, gnädiges Fräulein? Großer Gott, haben Sie uns erschreckt!«
    »Was ist geschehen? Wo ist Mr. Friedman?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, er ist weggegangen, um Sie zu suchen, gnädiges Fräulein. Er war sehr aufgeregt.«
    »Hat Mr. Friedman denn geglaubt, ich wäre ausgegangen? Hat er telefoniert, bevor er wegging?« »Nein, gnädiges Fräulein.«
    Die Standuhr in der Halle schlug eben halb.
    »Ist das halb zehn?«
    »Jawohl. Ihre Koffer sind schon vor einigen Stunden zur Bahn gebracht worden.« Der Diener schwieg, wartete jedoch vergeblich auf weitere Anordnungen. »Ich - ich wußte nicht, was ich mit dem Handgepäck machen sollte, gnädiges Fräulein -.«
    Ihre beiden Lederkoffer standen in der Halle. Der Diener wartete nur darauf, sie fortzubringen. Unschlüssig stand sie am Fuß der Treppe, eine Hand auf dem Geländer.
    »Ist Mr. Sutton zurückgekommen?«
    »Nein, gnädiges Fräulein - gnädige Frau.« Erst jetzt schien ihm diese Veränderung einzufallen.
    »Ist Mr. Leslie hier gewesen?«
    »Nein, gnädige Frau, er ist nicht mehr gekommen. Außer der Dienerschaft ist niemand im Hause. Soll ich nach einem Taxi telefonieren?«
    »Warum?« Dann sah sie ein, daß die Frage des Dieners

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