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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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soviel gelegen war, sondern ganz besonders Mr. Sutton selbst, nachdem er den fatalen Irrtum entdecken mußte, daß er ein falsches Datum für die Abfahrt der ›Empress of India‹ im Kopf gehabt hatte. Tatsächlich fuhr sie mehrere Tage früher von Liverpool ab.
    Den einzigen Mann, der die Hochzeit noch hätte hintertreiben können, hatte er planmäßig aus dem Weg geräumt. Es war kein Zufall gewesen, daß John Leslie gerade an diesem Morgen verhaftet wurde. Daß Leslie gegen Bürgschaft freigelassen würde, an diese Möglichkeit freilich hätte Sutton nicht im Traum gedacht. Vielmehr hatte er sich ausgerechnet, daß es wenigstens vierzehn Tage dauern werde, bis Leslie seine Unschuld beweisen könnte.
    Er hörte ein Klopfen an der Tür, schaute schnell auf das zweite Glas und zog es ein wenig näher an das seine heran. Erst dann rief er:
    »Herein!«
    Er hätte sich denken können, daß Millie sich ihm gegenüber die Formalität des Anklopfens schenken würde.
    Bill Anerley trat ein. Sutton fand, er sehe blaß und verstört aus.
    »Ist alles in Ordnung, Sir?« Bill starrte auf Sutton, als ob etwas Ungewöhnliches an ihm wäre.
    »Warum sollte nicht alles in Ordnung sein?«
    Bill gab darauf keine Antwort.
    »Ich wollte Sie noch fragen«, begann er leise, »wegen dieses - Leslie. Was haben Sie ihm denn getan?«
    Sutton wollte ihm erwidern, daß ihn das nichts anginge, überlegte es sich aber anders. Möglicherweise mußte er Bills Hilfe doch noch in Anspruch nehmen. Abgesehen davon war es auch zwecklos, jetzt noch länger die Rolle des erfolgreichen Großkaufmanns zu spielen. Er stand ja ungefähr auf der gleichen Stufe wie Anerley, das heißt, Anerley war ihm darin sogar überlegen, daß er sich vom Gesetz nicht allzu bedroht fühlen mußte.
    »Ich nahm ihm sein Mädchen weg - da wurde er natürlich wütend!«
    »Ach so, das haben Sie getan!« sagte Bill langsam. »Ja, jetzt verstehe ich. Natürlich - das erklärt alles.«
    »Was erklärt das?« fragte Sutton scharf.
    »Daß er Ihnen ans Leder will - haben Sie ein Schießeisen bei sich?«
    »Nein«, antwortete Sutton rasch.
    Bill wußte, daß er log.
    »All right!«
    Er warf einen Blick auf den Tisch, sah die beiden Gläser, nickte und zog sich zurück. Er wollte Leslie aufsuchen. Aber Leslie war nicht mehr im Zimmer des Reporters, und Bill mußte die Warnung, die er ihm zukommen lassen wollte, aufschieben.
    Kaum hatte Bill Anerley Sutton verlassen und die Tür des Sitzungssaals hinter sich zugezogen, schaute Frank wieder auf die Uhr und fluchte. Er nahm eine Abendzeitung aus der Tasche und versuchte zu lesen. Aber er konnte seine Gedanken nicht konzentrieren. Ungeduldig goß er sich während des Lesens noch ein Glas Champagner ein.
    Plötzlich schrillte das Telefon. Hastig nahm er den Hörer. Es war Millie. Sein Gesicht wurde rot vor Ärger, als er vernahm, daß sie noch immer nicht im Hause war.
    »Was, zum Teufel, hältst du mich so lange auf?« schrie er wild. »Ich bin schon spät genug dran! - Halt den Mund - sag nichts am Telefon, komm endlich und sprich persönlich mit mir! Wie -? Ach was, die verfluchten Detektive! Du wirst nicht beobachtet. Wo bist du überhaupt?«
    Sie befand sich in einem Restaurant gegenüber dem Leopard-Club. Das beruhigte ihn etwas.
    »Also, komm jetzt gleich herauf! Ich rede am Telefon nicht mit dir - ich muß dich dringend sprechen, es ist etwas Wichtiges vorgefallen.«
    Geräuschvoll schmetterte er den Hörer auf den Apparat. Er war so wütend, daß er ihr am liebsten die ganze Wahrheit ins Gesicht geschleudert hätte - daß es diesmal nicht eins der kleinen Abenteuer war, die an der Kirchentür endeten. Noch nie hatte ihm das Schicksal ein so schönes Mädchen zugespielt wie Beryl Stedman. Die Schiffskabinen waren reserviert, in anderthalb Stunden schon befanden sie sich auf dem Weg nach Liverpool, und ob Lew Friedman die wahren Zusammenhänge so bald in Erfahrung bringen würde, stand keineswegs fest. Es konnte nicht allzu schwierig sein, ihn bei guter Laune zu halten. Lews Argwohn richtete sich vor allem gegen Millie Trent - Sutton brauchte ihm nur vom Schiff aus zu schreiben, daß er sich statt für Schottland für Kanada entschlossen habe, weil er die Beziehungen zu seiner Sekretärin vollständig lösen wolle. Und Millie würde schließlich vernünftig sein und nichts unternehmen. Er hatte schon öfters ihre Wutanfälle erlebt. Doch schon morgen früh, wenn sie sich der unvermeidlichen Tatsache gegenübersah ... Frank

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