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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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seine Gattin sowie seine fünf erwachsenen Kinder und ein Dutzend seiner Angestellten ab. Matt musste zwei Mal hinschauen, um es zu glauben: Viktor Ursinow war Fjodoor dem Gütigen wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Was um alles in der Welt war 2012 hier passiert?
    Dann ging die Tür auf und der Zar trat ein. »Ah!«, rief er aus, als er Matt vor dem Zeitungsausschnitt erspähte. »Du betrachtest das Bild meines Ahnen, des Gründers unserer Dynastie! Als in der Finsteren Epoche alles drunter und drüber ging, hat er die Macht an sich gerissen und die Menschen in ein goldenes Zeitalter geleitet, das noch heute andauert und andauern wird allzeit.« Der Gelehrte Stepaan kam kaum mit dem Übersetzen nach, so sehr redete sich der Zar in Rage.
    »In der Finsteren Epoche?«, fragte Matt neugierig.
    »Du kennst die Finstere Epoche nicht?« Fjodoor der Gütige musterte ihn erstaunt und breitete in einer theatralischen Pose die Arme aus. In jeder Hand hielt er eine Pistole. »Als die Welt vom Terror der Demokraten heimgesucht wurde? Als es Menschen gab, die r tatsächlich glaubten, jeder sei gleich viel wert und niemand stunde über einem anderen?«
    »Ich habe nur am Rande davon gehört«, erwiderte Matt vorsichtig. »Dort wo ich herkomme, sind die Erinnerungen an diese furchtbare Zeit langst verblasst.«
    »Man darf sie nie vergessen«, sagte Fjodoor entrüstet. »Damit sie nie wiederkommt.« Er legte Matt einen Arm um die Schultern und führte ihn zu seinem Thron. Stepaan folgte ihnen. »Wie mir berichtet wurde, hast du die Wahrheit gesprochen, Maddrax. Du bist tatsächlich ein Forschungsreisender aus dem Süden.« Er hüstelte. »Später musst du mir von dem Reich berichten, aus dem du stammst… Ich plane nämlich, es irgendwann zu erobern, weil es nicht gut ist, wenn mehrere Reiche nebeneinander existieren. Aus den Überlieferungen meiner Ahnen weiß ich, dass so was nur zu Streitigkeiten fuhrt. Deswegen halte ich es für das Beste, wenn ein Zar über alle Reiche herrscht.«
    »Eine großartige Idee, Hoheit«, sagte Matt. Er hatte beschlossen mitzuspielen, um den unzweifelhaft Verrückten nicht zu verärgern.
    »Außerdem«, sagte Fjodoor der Gütige und bleckte sein stählernes Gebiss, »habe ich beschlossen, dir die Chance einzuräumen, die wir seit Anbeginn der Zeiten jedem Neuankömmling bieten, der sich unserem kaiserlichen Willen beugen will.« Der Zar nahm auf seinem hölzernen Thron Platz. »Als mein Urahn Viktoor das Reich der Tausend gründete, erließ er eine Direktive, die noch heute gültig ist, da sie unseren Fortbestand garantiert.«
    Sein Blick richtete sich auf Matt. »Laut dieser Direktive dürfen in unserem Stadthaus nie mehr als tausend Menschen leben.« Er bleckte erneut die Zähne. »Und weißt du warum?«
    »Wegen des begrenzten Lebensraums?«, entgegnete Matt das Offensichtliche.
    Fjodoors Augen blitzten angesichts seiner hohen Intelligenz auf. »So ist es!«, rief er.
    »Ein Reich kann bekanntlich nur so vielen Menschen Lebensraum bieten, wie es ernähren kann.« Er beugte sich vor. »Nun kommt es aber hin und wieder vor, dass die Weiber Zwillinge oder gar Drillinge werfen, und manchmal kommt sogar ein Wanderer des Weges, dessen Kräfte oder Fähigkeiten ihn als Bürger wertvoll machen.«
    Die Stirn des Zaren runzelte sich. »Doch was tun in so einem Fall?«
    Ich kann es mir vorstellen, dachte Matt schaudernd, aber noch bevor er antworten konnte, fuhr der Zar bereits fort.
    »Jeder Bürger des Reiches wird nach seinem Nutzen bewertet, und ein neuer Aspirant muss sich des Reiches würdig erweisen Nur wenn er bereit ist, eine Heldentat zu begehen, kann er einer der unseren werden.«
    »Und wenn er sich würdig erweist?«, fragte Matt, obwohl er die Antwort zu kennen glaubte.
    »Für jeden Neuzugang muss ein unnützer Alter oder Kranker das Stadthaus verlassen«, sagte der Zar und strahlte übers ganze feiste Gesicht. »Ist das nicht schlau?«
    Matt dachte spontan an die Skelettberge, die er vor dem Einstieg zu U-Bahn gesehen hatte. Ob sie wohl mit diesem Gesetz in Zusammenhang standen? Dann war es kein Wunder, dass sich der Izeekepir die Station als Unterschlupf ausgesucht hatte.
    »Auch für dich«, unterbrach Fjodoor der Gütige Matthews Gedankengange, »ist nunmehr die Zeit der Prüfung gekommen.«
    Matt schluckte. In seinem Magen breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Wenn er die Prüfung bestand, verlor ein Anderer an seiner Statt das Leben. Und wenn er patzte, war er wahrscheinlich selbst ein

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