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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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toter Mann.
    So also fühlt man sich, wenn man vom Regen in die Traufe kommt…
    »Als Offizier und weitgereister Entdecker warst du für mein Reich zweifellos ein Gewinn«, sagte der Zar und lehnte sich zurück. »Deshalb sollst du Möglichkeit haben, mir von Nutzen zu sein.« Er deutete mit dem Colt in seiner Rechten über seine Schulter auf die Stadt. »Du verstehst die Sprache der faschistischen Okkupanten, von denen wir annehmen, dass sie aus dem Reich Yukonia kommen. Sie sind eine Bedrohung, da mein ruhmreicher Enkel Iwaan und seine Späher vor geraumer Zeit eins ihrer Snoo-Mobile vernichtet haben. Außerdem wollen sie unsere Errungenschaften rauben und unsere Djevotschkas schänden.«
    »Ach, wirklich?«, sagte Matt. Der Zar wusste wahrscheinlich selbst nicht, welchen Blödsinn er von sich gab. Eines aber war unleugbar: Wer immer diese mysteriösen Yukonier waren - sie sprachen Deutsch und hatten seine Gefährten entführt.
    »Ich biete dir an, in meine Dienste zu treten«, fuhr Fjodoor fort. »Wir brauchen deine Talente im Kampf gegen die faschistischen Okkupanten.« Seine Augen glitzerten. »Sobald du in meinem Namen die erste Heldentat begangen hast, darfst du im Stadthaus wohnen. Was hältst du davon?«
    So viel wie von dir, du aufgeblasener Wicht, dachte Matt. Er hatte absolut kein Interesse, auf Kosten eines armen Hundes, der vielleicht das Pech hat, zu klein oder zu schwach zu sein, hier einzuziehen. Andererseits musste er schleunigst Aruula und Aiko aufspüren, sie wahrscheinlich sogar aus der Gewalt einer Übermacht befreien. Allein hatte er da wenig Chancen, doch wenn ihm Fjodoor ein Kommando mit auf den Weg gab…
    »Was hältst du von dieser Idee?«, wiederholte der Zar.
    »Ich werde mich der Ehre als würdig erweisen«, sagte Matt. »Das werden die Krieger bezeugen können, die du mir unterstellst.«
    Fjodoor schlug die beiden Colts so heftig aneinander, dass sie Funken sprühten. »Wunderbar! So machen wir es! Du kriegst auch ein Schießeisen, falls wir eins übrig haben.« Er deutete auf den Gelehrten Stepaan. »Informiere Maddrax über die Lage und begleite ihn als sein Übersetzer.« Dann stand er auf und schritt zu der Tür, durch die er eingetreten war, drehte sich vorher aber noch einmal um und wies auf Nikolaai, der verloren abseits stand. »Du gehst auch mit, verdienter Späher! Betrachte es als Auszeichnung! Und nun: Do swidanja!« Damit verschwand er. Und hinterließ zwei nicht eben glücklich dreinblickende Gestalten: den Greis Stepaan, der sich ernsthaft fragen musste, ob er den Strapazen dort draußen in Sturm und Eiseskälte überhaupt noch gewachsen war, und den Späher Nikolaai, der sich in diesem Moment wünschte, niemals auf den blonden Fremdling getroffen zu sein…
    Nachdem Matt im Schlafsaal der Späher einige Stunden auf einer harten Pritsche geruht hatte, geleitete Nikolaai ihn ins Kasino - einen kahlen Raum, in dem einige Dutzend Holzbänke vor grob zusammengehauenen Tischen standen - und besorgte ihm eine aus Gemüsesuppe, Brot und Tee bestehende Mahlzeit.
    Anschließend befriedigte der verdiente Gelehrte Stepaan Lejtenant Maddrax' Neugier, indem er ihn durch die ehemalige Empfangshalle des Merril Building führte. Endlich hatte Matt genügend Zeit, einen ausführlicheren Blick auf die Bronzetafel zu werfen, die die Namen der einst hier tätigen Firmen auflistete.
    Zum Zeitpunkt des Einschlags, so fand er heraus, waren in diesem Gebäude einige Firmen und Institutionen ansässig gewesen, die das Überleben begünstigt hatten. Ein obskures Unternehmen namens Meat Cloning Corporation war Anfang des 21. Jahrhunderts durch seine Versuche, Lebensmittel zu klonen, in die Schlagzeilen geraten. Offenbar hatte die MCC kurz vor dem unverhofften Ende der Welt einen Durchbruch erzielt. Das ebenfalls im Merril Building ansässige, für die Raumfahrt - und speziell die geplante Marskolonie - tätige Hydroponics Institute hatte neue Systeme zur Aufzucht und Haltung von Frischgemüse erprobt. Wie Matt von Stepaan erfuhr, wussten die Experten des Reiches noch heute, wie man mit den Geräten umging, die all diese Wunderdinge erzeugten. Energie und Wärme lieferten die »Zauberkristalle« aus den ehemaligen Versuchslabors der Trilithium Inc.
    Matt befragte den Greis natürlich auch nach der Geschichte des Reiches. Er erfuhr, wie der erste Zar, Viktoor der Ordentliche nach dem Einbruch der ewigen Nacht mit Hilfe schwerer Waffen den blutgierigen Mob daran gehindert hatte, ins Stadthaus

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