Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

Titel: 0612 - Eine Nacht im Hexenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gewissen Überraschungen gefeit zu sein. Die Stille gefiel mir überhaupt nicht. Ich hatte den Eindruck, als würde jemand unsichtbare Bänder allmählich so zusammenziehen, daß sie meine Kehle umschlangen und die Brust gleichzeitig mit.
    Wo lauerte die Gefahr?
    Das Boot trieb weiter. Es fiel mir erst auf, als ich schon einige Yards über das Wasser geglitten war. Ich hatte nichts dazu beigetragen. Wie aus dem Nichts war plötzlich eine Strömung entstanden, die den kleinen Kahn und mich gepackt hatte.
    Zunächst trieben wir normal weiter, dann geriet das Boot, in einen Strudel und drehte sich um die eigene Achse. Und wir mit. Kräfte waren vorhanden, die ich nicht kontrollieren konnte.
    Sollte ich weg?
    Da hörte ich ein Geräusch, das ich bereits kannte. Motoren- und Rotorenlärm.
    Es gab nur eine Erklärung. Der Hubschrauber ohne Pilot war von irgendeinem Platz gestartet und bewegte sich auf das alte Schloß zu.
    Noch wartete ich nur, während der Kahn allmählich mehr Tempo bekam, so daß ich zwangsläufig mitgezerrt wurde. Wenn ich es jetzt verlassen wollte, mußte ich in Richtung Böschung springen, mich dort an irgendwelchen Sträuchern festklammern und so aufs Trockene ziehen.
    Das wiederum wollte ich auch nicht. Mittlerweile war die Beklemmung der Neugierde gewichen. Ich wollte wissen, wohin ich treiben sollte. Immer nur auf dem verdammten Wassergraben herum, das wollte mir nicht in den Kopf, zudem hatte sich die Fließgeschwindigkeit des Wassers verstärkt und zerrte wie mit Hunderten von langen, griffigen Fingern an der Außenwand. Für mich hatte es nicht einmal einen Sinn, die Ruder einzusetzen, die andere Kraft war größer.
    Außerdem lenkte mich ein anderes Ereignis ab.
    Es war schon toll, anzusehen, wie sich der Hubschrauber über das kahle Geäst zahlreicher Bäume schob und wie ein gewaltiges und auch mordbereites Stahlinsekt näher kam.
    Okay, ich hatte mich schon an den Anblick gewöhnen können, aber dieser zweite hier war trotzdem anders, denn der Hubschrauber kam mir drohender und bösartiger vor, wie ein mit Schwarzer Magie programmierter Mordcomputer.
    Um das Boot herum warf das dunkelgrüne Wasser helle Schaumstreifen, die von plötzlich auftretenden Strudeln gebildet wurden.
    Ihre Ursache war mir nicht bekannt. Als normal sah ich es nicht an, daß sich ein Wassergraben in einen reißenden Strom verwandelte und mit dem alten Kahn spielte, als wäre er ein Stück Holz.
    Noch drehte er sich, doch plötzlich gewann er an Fahrt. Durch den harten Ruck kippte ich nach hinten. Da ich rasch beide Arme ausbreitete, konnte ich mich noch fangen und wurde nicht über die Bordwand geschleudert.
    Aber der Hubschrauber war da. Er stand jetzt in der Luft, gewann an Höhe und kreiste, als wollte er prüfen, welche unmittelbare Richtung er einschlagen mußte.
    Trotz der wilden Drehungen und der Schaukelei gelang es mir, einen Blick gegen die Front der Maschine zu werfen. Hinter der Scheibe tat sich etwas. Es war nicht genau zu erkennen, ob sich dort eine Gestalt abzeichnete, mir jedenfalls kam es so vor, als würde er nicht mehr führerlos dahingleiten.
    Das Wasser im Graben verwandelte sich in ein böses Tier. Es schwappte, es schäumte höher, die Wellen klatschten gegen die Bordwand. Helle Gischt spritzte gegen mich. Ich hatte die beiden Ruder längst losgelassen und klammerte mich mit beiden Händen an den Rändern des Bootes hart fest.
    Hatte der Hubschrauber sich bisher abwartend verhalten, so gewann er an Fahrt. Diese letzten Vorgänge waren alle innerhalb weniger Sekunden geschehen, obwohl mir die Zeit wesentlich länger vorgekommen war. Ich spürte genau, daß eine Entscheidung dicht bevorstand, denn auch das Wasser reagierte.
    Ohne Übergang verwandelte es sich in einen reißenden Strom, der mein Boot und mich mitzerrte.
    Da war nichts, das uns stoppte. Der schäumende Strom zerrte mich durch den Wassergraben und unter den tiefhängenden Zweigen der Ufergewächse hinweg. Denen konnte ich nicht immer ausweichen; sie schlugen gegen mich.
    Von zwei Seiten verdichtete sich die Gefahr. Ich ließ den Hubschrauber ebenfalls nicht aus den Augen, der jetzt seinen Kurs gefunden hatte und direkt, zudem in einer Tiefe, die mir nicht gefiel, über dem Wasser schwebte.
    Das sah gefährlich aus…
    Wer war schneller? Die Strömung des Wassers oder der Hubschrauber? Letzterer kippte noch einmal nach unten. Im Bruchteil einer Sekunde erkannte ich, daß jemand in der Pilotenkanzel saß. Ein normaler Pilot war es

Weitere Kostenlose Bücher