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0616 - Der König des Schreckens

0616 - Der König des Schreckens

Titel: 0616 - Der König des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gleichzeitig noch, eine gewisse Kunst zu entwickeln, denn seine Bilder verkaufte er als Spiegelbild seiner Seele. Die Motive waren eben das, was sein Unterbewußtsein produzierte. Düstere Szenerien, die dunklen Welten der Seele, die in die Höhe schwemmten und das normale Bewußtsein überspülten.
    Sogar mit seinen Studenten hatte Moore über das Phänomen Lorenzo diskutiert, war bei ihnen allerdings auf Unverständnis gestoßen. Sie lehnten diesen Künstler ab.
    Durch die Nase holte Moore Luft. Er schnaufte immer, wenn er sich mit gewissen Gedanken beschäftigte.
    Auch jetzt dachte er über Probleme nach. Sie bezogen sich auf die Schule. Man hatte ihm da einen Vorschlag gemacht, den er nicht ablehnen konnte. Er sollte Chef eines kleinen Museums in Cambridge werden. Das hätte seinen Lehrbetrieb etwas reduziert, was ihn nicht weiter störte, denn ein Museum zu leiten, war schon immer sein Traum gewesen.
    Allerdings wäre er dann nicht so oft privat gewesen, die Verpflichtungen auf gesellschaftlicher Ebene hätten zugenommen, aber da war seine Frau ja auch entsprechend aktiv.
    An diesem Abend ging es ihm nicht besonders gut. Dr. Moore gehörte zu den wetterfühligen Menschen, besonders die Wärme im Dezember störte ihn gewaltig. Da bekam er Herzrasen, manchmal Kopfschmerzen, dann wurde ihm auch hin und wieder nach dem Aufstehen übel, nein, die Temperaturen waren nichts für ihn.
    Er mußte einfach Kälte und Schnee haben, dann fühlte er sich wohl. Außerdem fand er es in den Räumen allzu heiß, aber die Heizung ausdrehen, wollte er auch nicht.
    Moore saß am Schreibtisch, schaute nach vorn und mußte praktisch das Clownsgesicht ansehen. Er konnte ihm nicht entweichen.
    Der Mund war widerlich verzogen. An den Winkeln stand er hoch, als hätte sich das Grinsen in seine Haut gefressen. Die grauen Falten und die rot-violett geschminkten Augen ließen das Gesicht noch scheußlicher erscheinen, wobei die Augen ihren Ausdruck wechselten, je nachdem, wie das Licht auf das Gemälde fiel. Da konnte man schon das Gefühl haben, es würde anfangen zu leben.
    Es hatte Zeiten gegeben, wo sich Moore vor dem Bild regelrecht gefürchtet hatte, aber die lagen zurück, heute schimpften nur mehr die Mitglieder seiner Familie darüber.
    Moore zwinkerte selbst, als ihm einfiel, daß er das Gesicht zu lange angeschaut hatte. Ihm war es vorgekommen, als hätte die Haut gezuckt und der Clown gleichzeitig mit den Augen geblinzelt.
    Konnte das sein?
    Nein, eine reine Einbildung. Seine überreizten Nerven hatten ihm da einen Streich gespielt.
    Das Geräusch eines vorbeifahrenden Wagens riß ihn aus seinen Gedanken.
    Er blickte zum Fenster hin und sah dort das bleiche Licht der Scheinwerfer vorbeistreichen. Sekunden später war der ziemlich laut klingende Motor verstummt.
    Auf Moores schmales, etwas asketisch wirkendes Gesicht trat ein nachdenklicher Ausdruck. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatte der Wagen vor seinem Haus gehalten.
    Bekam er noch Besuch?
    Eingeladen hatte er niemanden. Von der Uni würde ihn auch keiner aufsuchen, da lag der Betrieb still. Vielleicht hatte sich seine Frau mit einer Person verabredet, das war durchaus möglich.
    Er stand auf und war schon auf dem Weg zur Tür, als er den weichen Klang der Türglocke hörte.
    Also doch!
    Vor der Haustür leuchtete die Lampe. Ihr Licht streute auf das Podest, wo es sich verteilte. Moore öffnete – und zuckte zurück, denn vor der Tür stand eine fremde Frau.
    Aber was für eine!
    Mulattin war sie, knapp über zwanzig. Sie trug einen roten offenen Mantel, eine wilde Frisur, und Modeschmuck glänzte an ihren Ohrläppchen als zitternde Halbmonde. Der Mund war zu einem abwartend-freundlichen Lächeln verzogen, als sie fragte: »Dr. Moore?«
    »Das bin ich.«
    »Darf ich hereinkommen?«
    Moore strich durch sein grau gewordenes Haar. »Im Prinzip schon, Madam, nur weiß ich nicht, aus welchem Grund Sie mich besuchen wollen.«
    »Es geht um Bilder und Kunst.«
    »Aha, und worum, genau?«
    »Sie besitzen ein Bild des Malers Lorenzo, Mr. Moore? Habe ich recht?«
    »Ja, das befindet sich in meinem Besitz.« Er lachte etwas schal.
    »Wollen Sie es sehen?«
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Gut, ich habe nichts dagegen, Madame. Ich weiß Ihren Namen leider nicht, deshalb…«
    »Nennen Sie mich einfach Capri!«
    In Moores Augen trat ein nachdenklicher Ausdruck. Er wiederholte den Namen einige Male und meinte: »Der ist außergewöhnlich. Ich habe ihn trotzdem schon gehört. Kann es

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