0616 - Der König des Schreckens
zunächst nicht. Er wußte nicht, wie er reagieren sollte.
»Sie glauben mir nicht?«
»Ich kann es kaum.«
»Warten Sie es ab. Noch zehn Jahre, und der König des Schreckens wird auf der Erde erscheinen. Deshalb sollte man vorbereitet sein. Man sollte so früh wie möglich damit beginnen.«
»Tun Sie das?«
»Ja.«
»Und Ihr Besuch bei mir hängt mit diesen Vorbereitungen irgendwo zusammen?«
»Das haben Sie richtig erkannt, Doktor.«
Er strich über seine Stirn. »Mal ganz im Vertrauen, was habe ich denn damit zu tun?«
»Sie können mir helfen. Nein, Sie müssen mir sogar helfen, denn Sie wollen ja überleben.«
»Das will wohl jeder.«
Capri schaute den Mann fest an. »Das gönne ich Ihnen auch. Um aber zu überleben, müssen Sie sich auf meine Seite stellen und nicht gegen mich arbeiten.«
»Wie meinen Sie das denn?«
»Ich möchte etwas von Ihnen haben, Dr. Moore.« Sie lächelte beim Sprechen.
»Wenn ich kann…«
»Natürlich können Sie das. Also, ich möchte etwas von Ihnen haben und will Sie gleichzeitig retten.«
»Vor wem?«
»Vor dem Tod!«
Der Wissenschaftler starrte die dunkelhäutige Frau an und wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Sagen Sie mal, wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Überhaupt nicht.«
»Weshalb erzählen Sie mir so etwas?« Seine Stimme klang um eine Idee schärfer.
»Weil Sie nicht mehr länger im Besitz dieses Bildes bleiben dürfen. Es geschieht einzig und allein zu Ihrer eigenen Sicherheit.«
Harold Moore mochte zwar etwas geistesabwesend wirken, diese Erklärungen aber hatten ihn auf die Palme gebracht. Er ballte seine Hände zu Fäusten und sah aus wie jemand, der sich auf seinen Gegner stürzen wollte.
»Tun Sie nichts Unüberlegtes, Mr. Moore.«
»Darm reden Sie nicht so einen Unsinn, Capri.«
»Es ist die Wahrheit.«
»Ich werde Ihnen das Bild nicht geben!«
Die Mulattin reagierte zunächst nicht. Sie schlug nur die Augen nieder und sah aus wie jemand, der erst vor einer Antwort nachdenken mußte. Dann nickte sie. »Ich kann verstehen, daß Sie es nicht abgeben wollen, es ist wirklich außergewöhnlich, deshalb mache ich Ihnen einen Vorschlag. Ich zahle dafür.«
Moore schüttelte den Kopf.
»Mehr als das Doppelte.«
»Auch das nicht, Capri«, erwiderte er spontan. »Sie können machen, was Sie wollen; ich gebe es nicht aus der Hand.«
»Sie sind dumm.«
Moore wurde sauer. »Hören Sie, ich lasse mich in meinem Haus nicht beleidigen. Sie haben gesagt, was Sie wollten, jetzt verschwinden Sie bitte! Aber schnell.«
»Weshalb spielen Sie mit Ihrem Leben?«
»Damit spiele ich nicht.«
»Dann wird Sie das Bild umbringen«, erklärte sie mit dumpfer Stimme. »Es wird Sie töten.«
Zuerst zeigte sich Moore erschreckt. Danach schüttelte er den Kopf. »Nein, so etwas lasse ich mir nicht gefallen, Sie…«
»Es lebt«, flüsterte sie dazwischen. »Das Bild lebt. All seine Bilder haben gelebt oder leben noch. Sie werden ihre Besitzer verschlingen, Moore. Wenn Sie es behalten, sind Sie ein toter Mann. Hüten Sie sich davor, daß der Clown zum Killer wird, mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Hüten Sie sich!«
»Unsinn! Wie soll ein Bild…?«
»Denken Sie an die Prophezeiung. Es hat schon einen Toten gegeben. Er war der Anfang, der erste, Sie aber werden der zweite sein, der sein Leben verliert. Sie haben doch Familie – oder?«
»Das wissen Sie?«
»Ich weiß sehr viel, mein Lieber. Wollen Sie Ihre Familie tatsächlich in den Tod schicken?«
»Hören Sie auf!«
»Geben Sie mir das Bild!« forderte Capri.
»Sie bekommen es nicht, ich bleibe dabei, und das ist auch mein letztes Wort.«
Die Mulattin nickte. Ohne ein Wort zu sagen, verließ sie das Zimmer und auch das Haus. Neben ihrem MG blieb sie noch einmal stehen. »Moore, Sie sind so gut wie tot.« Nach diesen Worten stieg sie ein und hämmerte die Tür zu.
Mit laut aufheulendem Motor schoß sie davon.
Dr. Moore, der im Licht der Außenleuchte stand, schaute ihr nach.
Langsam kroch über seinen Rücken der kalte Schauer. Die Worte der Mulattin hatten ihn stärker beeindruckt, als er zugeben wollte…
***
»Zieh dich an, Alter!«
Suko starrte mich an wie einen Fremden. »Sag mal, was hast du gesagt? Spinnst du?«
»Du sollst dich anziehen!«
»Weshalb denn?«
»Ich habe es mir überlegt.«
»Was hast du dir überlegt?«
»Ich möchte jetzt fahren. Nach Littleport, weil mir eingefallen ist, daß es auf jede Minute ankommen kann. Ich habe so ein verdammtes Gefühl
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