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0619 - Das Para-Mädchen

0619 - Das Para-Mädchen

Titel: 0619 - Das Para-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Professor? Ich habe doch alle Zeit der Welt, solange ich nicht weiß, ob ich irgendwo Verpflichtungen habe!«
    »Eben das wollen wir ja herausfinden, und je eher wir damit beginnen, desto besser, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
    Er führte sie in einen behaglich eingerichteten Raum. »Was wissen Sie überhaupt von sich?« fragte er. »Geburtsdatum, Geburtsort? Vielleicht irgendwelche gedanklichen Assoziationen? Sie haben sich im Château umgesehen. Vielleicht ist Ihnen etwas aufgefallen. Bilder, Gegenstände, die Sie an etwas aus Ihrer Vergangenheit erinnern.«
    »Nichts«, sagte sie. »Ich bin nur absolut sicher, daß ich nicht in Frankreich lebe, und daß ich bisher ein ganz normales Leben geführt habe. Diese Dinge, die hier geschehen… sie erschrecken mich.«
    Zamorra nickte.
    »Nicole hat Ihnen sicher von meinem Schweben erzählt«, fuhr Eva fort. »Ich weiß nicht, wie das passiert. Ich habe danach mehrfach versucht, es bewußt herbeizuführen, aber das einzige, was passierte, waren ein paar Hopser, und einmal wäre ich dabei fast gestürzt. Auch das mit der Silberscheibe vorhin, die einfach so in meiner Hand landete, als ich sie sehen wollte und diese Wärme… ich begreife es nicht. Es war, als gehörten das Amulett und ich zusammen, schon seit langer Zeit. So, wie es ist, wenn man einen Menschen seit langem kennt… und vielleicht sogar liebt.«
    Ihre Stimme war leise geworden. Sie sah an Zamorra vorbei zur Wand, an der Bilder mit teilweise unwirklichen, fantastischen Motiven von Fabian Fröhlich, Caryad, Boris Vallejo und anderen Künstlern hingen. Zauberwälder, Einhörner, eigenartige, nicht immer menschliche Gestalten… düster oder verspielt und unterschiedliche Stimmungen wiedergebend.
    »Ich möchte, daß es aufhört«, sagte Eva. »Ich möchte nur ein ganz normaler Mensch sein, der sein ganz normales Leben führt. Sehen Sie - natürlich wäre es toll, eine reiche, schöne Prinzessin zu sein, von allen bewundert, in herausragender Stellung - nicht jede Prinzessin wird schließlich von einem volltrunkenen Chauffeur in einem Straßentunnel vor eine Wand oder einen Pfeiler gedonnert.«
    »Davon wissen Sie also«, stellte Zamorra fest. »Das ist doch schon mal ein kleiner Fortschritt. Können Sie sich an mehr erinnern? In welcher Zeitung haben Sie von Lady Dianas Unfall gelesen? Oder welcher TV-Sender hat Ihnen die Bilder gezeigt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich kann mich nicht erinnern, Lady Diana? Der Name sagt mir nichts.«
    »Aber eben haben Sie den Unfall selbst erwähnt, im Vergleich…«
    »Ich weiß. Aber das Bild ist wieder weg. Wie ausgelöscht. Ich weiß noch, was ich gesagt habe, aber nicht, aus welchem Grund.«
    »Fest steht, es ist vorhanden. Irgendwo in Ihrem Unterbewußtsein. Wie das Einhorn.«
    Sie schrak auf. Die Wölfe, die nach den Läufen den Einhorns schnappten… die unheimliche Gestalt im blutroten Nebel…
    »Das Einhorn«, echote sie. »Der kleine Junge hat mich danach gefragt. Sir Rhett. Ich weiß nicht, wie er darauf gekommen ist.«
    »Aber es gibt etwas in Ihrer Erinnerung, das mit einem Einhorn zu tun hat«, sagte Zamorra. »Eben hat sich der Ausdruck Ihrer Augen kurz verändert. Was ist mit dem Tier?«
    »Einhörner sind keine Tiere!« entfuhr es ihr. »Es sind Fabelwesen, sie sind wunderschön und intelligent, sie leben in unseren Träumen…«
    »Erzählen Sie mir von Ihren Träumen.«
    Gnadenlose Jagd, die Bestien, die nur das Ziel kennen zu töten, zu morden! Die immer näher kommen… Eva schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann das nicht«, sagte sie.
    »Sie haben Angst vor Ihren Träumen.«
    Sie nickte stumm.
    »Seit wann haben Sie Alpträume?«
    »Ich weiß es nicht!« Sie sprang auf. »Da ist dieser Traum. Er ist alles, woran ich mich erinnere. Ich… ich reite auf dem Einhorn, ich fliehe vor dem Zauberer… alles ist rot wie Blut, und die Wölfe… nein! Nein, Professor! Ich will das nicht noch einmal erleben! Ich kann das nicht! Es wird mich töten !«
    Sie blieb vor der Wand stehen, vor einem der Bilder, und stützte sich mit beiden Händen gegen die Wand. Nach einer Weile wandte sie sich um.
    »Helfen Sie mir, Professor!« bat sie. »Ich will diesen Traum nicht mehr. Wenn ich mich schon an sonst nichts erinnern kann, warum dann ausgerechnet an diese Bilder? Helfen Sie mir, daß es anders wird! Lieber will ich alles vergessen, als diesen Traum wieder und wieder zu sehen.«
    »Deshalb bin ich doch hier und rede mit

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