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062 - Das Moerderspiel

062 - Das Moerderspiel

Titel: 062 - Das Moerderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Caroff
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endlich auf, und Sie werden sehen, wie trist die Atmosphäre unten ist!“
    „Gut, gut, gut! Regen Sie sich nicht auf“, sagte Mitsubishi. „Ich stehe schon auf. Wenn ich erst einmal an einem Strick hänge oder mich vergiftet am Boden winde, dann werden Sie Ihre Unfreundlichkeit bedauern.“
    Elisabeth verbiß ein Lächeln, nahm das Tablett und ging zur Tür. Als sie die Tür von außen schloß, fiel ihr Blick noch einmal auf Mitsubishis Gestalt, der gerade ohne die geringste Scham seinen Pyjama ablegte. Während sie hinsah, zwinkerte er ihr zu.
    Als sie die Treppe hinunterstieg, fragte Montanelli: „Nun, ist Ihr Patient noch unter den Lebenden?“
    „Es geht im bereits gut“, berichtete sie.
    Sie hatte ganz plötzlich ein Gefühl der Irrealität, während sie mit ihrem Tablett in den zitternden Händen die breite Treppe hinabstieg. Mitsubishi versuchte zu flirten, und Montanelli sprach vom Tod wie einer, der nach der Uhrzeit fragt.
    Montanelli, Carmer und Piwnjew aßen ein üppiges Mahl am Ende des großen Tisches. Sie hatten eine Unmenge geöffneter Konserven vor sich stehen, dazu Brot und zwei Flaschen Wein. Sie aßen mit großem Appetit. Natürlich, ein Mörder befand sich im Haus, und vermutlich mußte demnächst einer von ihnen sterben, aber das hieß nicht, daß man deshalb auf seinen hungrigen Magen vergaß.
    „Wenn es ihm schon gutgeht, weshalb bleibt er dann oben?“ fragte Piwnjew.
    „Er kommt gleich herunter. Als ich ging, stand er eben auf.“
    Sie brachte das Tablett in die Küche und ging ins Wohnzimmer zurück. Gerührt sah sie, daß Piwnjew ihr einen Teller mit verschiedenen leckeren Bissen vorbereitet hatte.
    „Kommen Sie, essen Sie etwas“, sagte der Russe.
    Sie setzte sich, und Cramer schenkte ihr ein Glas Wein ein.
    „Trinken Sie, Miß. Das tröstet.“
    „Ich trinke niemals Alkohol …“
    „Dann ist es kein Wunder, daß Sie so blaß sind“, witzelte der Amerikaner. „Also los! Auf Ihre Gesundheit!“
    Sie hob das Glas an die Lippen und trank, und während sie noch trank, bebte plötzlich das Haus, die Lampen klirrten und die Fenster knisterten. Die zweite Lawine des Abends bahnte sich ihren Weg den Abhang hinunter.
    „Martha und Jensen“, flüsterte Piwnjew.
    Er erhob sich, ging steif zur Eingangstür und öffnete sie.
    Draußen sah man nichts als den weißen Schnee, und etwas weiter in der Ferne Schneemassen, die mit Geröll, Ästen und ganzen Bäumen durchsetzt waren.
    Piwnjew ließ die Arme fallen. „Nun sind wir nur mehr fünf. In zehn Sekunden wurden zwei von uns getötet, und die Natur half Saturn seinem Ziel näherzukommen.“
    Elisabeth schluckte. „Vielleicht konnten Martha und Jensen der Lawine entrinnen“, meinte sie zaghaft.
    Piwnjew schüttelte den Kopf. „Unter manchen Umständen gibt es in solch einem Fall noch Hoffnung, Mademoiselle Sourbier, aber in diesem Fall versichere ich Ihnen, daß die Chance etwa eins zu einer Million steht.“
    Er blickte Montanelli an. „Sind Sie nun zufrieden?“ fragte er grimmig. „Ohne Ihr Zureden hätte Jensen dieses Wagnis niemals auf sich genommen!“
    „Jetzt fängt das schon wieder an!“ rief der Italiener entrüstet. „Jedesmal, wenn ein Unglück passiert, bin ich daran schuld! Wollen Sie mir den Saturn andichten?“
    „Das wäre gar keine so üble Möglichkeit“, gab Piwnjew zurück.
    Der Italiener lächelte. „Ach, ich bin Ihnen ja nicht böse. Es ist nur natürlich, daß jeder von uns jeden verdächtigt. Kennen Sie Florenz?“
    „Was? Warum?“
    „Ich werde Ihnen meine Umgebung dort beschreiben, die Straße, in der ich wohne und arbeite. Sagen Sie mir den Namen eines Hotels, in dem Sie in Florenz gewohnt haben, und ich werde Ihnen die Innendekorationen der Speisesäle beschreiben. Dann werden Sie vielleicht davon überzeugt sein, daß ich wirklich Dr. Indro Montanelli bin!“
    „Gute Idee“, sagte Piwnjew.
    „Nein“, widersprach Cramer.
    Alle wandten sich ihm zu.
    „Weshalb lehnen Sie meinen Vorschlag ab?“ fragte Montanelli.
    Der Amerikaner steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. „Dr. Tauern war ein weitgereister Mann. Eben während dieser Reisen haben wir ja seine Bekanntschaft gemacht. Er war in Philadelphia, in Tokio, in Paris, in Kopenhagen, in Florenz …“
    „Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen“, warf Montanelli ungeduldig dazwischen.
    „Das ist doch ganz einfach. Tauern hat Saturn sein Wissen übermittelt, und ich bin fest überzeugt davon, daß er ihm tatsächlich jedes

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