062 - Das Moerderspiel
das ein bißchen weit hergeholt ist?“
Mitsubishi runzelte die Stirn. „Verzeihen Sie, wenn ich mich in Ihr Gespräch mische, aber auch ich finde das ein wenig melodramatisch.“
„Endlich einmal ein vernünftiger Mensch“, sagte Montanelli. „Trotzdem wollen wir nicht vergessen, daß Tauern und Berger tot sind.“
„Ich habe eine Frage“, sagte Mitsubishi. „Haben Sie schon herausgefunden, ob Saturn tatsächlich existiert?“
„Seit Stunden sitzen wir hier und reden über nichts anderes, aber wir finden keine Antwort.“
„Um weiterzukommen, gibt es meiner Meinung nach nur eine Möglichkeit: Das Haus vom Keller bis unters Dach zu durchsuchen, die Laboratorien zu durchstöbern und die entsprechenden Aufzeichnungen zu finden.“
„Also, auf in die Laboratorien“, rief Montanelli und erhob sich. „Seit Stunden reden wir davon.“
Auch der Japaner stand auf. „Davon reden allein genügt nicht. Wo, glauben Sie, befinden sich die Labors?“
Piwnjew streckte sich. „An der anderen Seite des Hauses“, sagte er. „Und Tauern muß den Schlüssel noch bei sich haben. Es ist wirklich allerhöchste Zeit, aktiv zu werden. Gehen wir hinauf in Tauerns Zimmer!“
Elisabeth seufzte. Sie hatte Kopfschmerzen.
Sie fanden den großen Schlüsselbund in Tauerns Jackentasche und stiegen wieder die Treppe hinab, ohne sich einen Augenblick länger als nötig im ersten Stock aufzuhalten. Plötzlich schien es, als ob ihr aller Leben von dem abhinge, was sie im Laboratorium entdeckten.
Elisabeth ließ die Männer an sich vorbei und ging dann als letzte hinter Montanelli.
Er zwinkerte ihr zu, als er an ihr vorbeiging. „Haben Sie keine Angst, ein Messer in den Rücken zu bekommen? Die Indianer zielen gern zwischen die Schulterblätter …“
Elisabeth stach ihm einen spitzen Zeigefinger in den Rücken. „Nur weitergehen, Doktor. Sie halten die Prozession auf.“
„Prozession geht gerade noch, Mademoiselle“, sagte Montanelli und nahm sie am Arm. „Leichenzug hätte mir weniger gefallen.“ Er senkte die Stimme. „Finden Sie nicht, daß Mitsubishi sich geradezu unverschämt schnell erholt hat?“
Der Ausdruck reizte Elisabeth zum Lachen. „Einmal mußte er ja gesund werden, nicht wahr?“
„Oh, natürlich. Und weshalb wird er im Flugzeug nicht höhenkrank?“
Elisabeth sah ihn mit großen Augen an. „Was wollen Sie damit sagen, Doktor?“
Das Lächeln des Italieners wurde ein wenig bösartig. „Nichts, was Sie nicht bereits wissen, mein Kind. Ich finde es nur äußerst sonderbar, daß dieser Japaner mit dem Flugzeug aus Tokio kommt, ohne in zehntausend Meter Höhe das geringste Zeichen eines Unwohlseins zu zeigen, um auf einem besseren Hügel von achtzehnhundert Metern plötzlich wie eine Feder im Wind zu schwanken.“
John Cramer wandte sich um. „Sprechen Sie leiser, damit Mitsubishi nicht hören kann, was Sie da Ungereimtes sagen. Haben Sie noch nie gehört, daß praktisch alle modernen Flugzeuge über Druckausgleich verfügen?“
Montanelli schwieg und sah Alexander Piwnjew zu, wie er den Schlüssel in das Schloß der Labortür steckte. Der Schlüssel ließ sich nicht drehen. Als Piwnjew die Klinke drückte, ging die Tür auf.
„Seltsam, jetzt ist die Tür offen!“
Er öffnete die Tür ganz, machte Licht, und kalte Luft strömte ihnen entgegen. Eines der Fenster stand weit offen.
Das Laboratorium enthielt nur lange Tische, einen Sessel und große Regale, die leer waren. Auf dem Tisch standen einige unbedeutende Gegenstände. Es war offensichtlich, daß Tauerns Aufzeichnungen und Versuchsmaterialien weggebracht worden waren.
Mitsubishi ging zum Fenster, beugte sich hinaus und sagte:
„Ich sehe gar nicht bis zum Ende des Abgrundes. Vermutlich wurden die Papiere und alles andere, was aufschlußreich sein könnte, da hinuntergeworfen.“
Die anderen traten zu ihm und sahen ebenfalls hinaus. Vom Fenster aus überblickte man das Ende des Plateaus und den Abgrund, der einige Schritte von der Hausmauer entfernt ins Unendliche ging.
„Wer kann das getan haben?“ fragte Elisabeth.
„Es ist unwichtig, wer es war. Aber die Folge davon ist, daß es uns nun unmöglich gemacht wurde, mit Sicherheit festzustellen, ob Saturn tatsächlich existiert oder nicht. Es wäre gut, wenn wir das Fenster wieder zumachten. Die Kälte ist unerträglich.“
Niemand hatte etwas dagegen, und Cramer schloß das Fenster.
Montanelli meinte anzüglich: „Für einen Bürger von Philadelphia finde ich Sie
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