0622 - Gefangen in den Höllenschlünden
Auf vier Rädern.
Entschlossen stapfte Fooly auf Mademoiselle Nicoles Cadillac zu und öffnete die Tür des Wagens…
***
Nicole bewegte sich fast geräuschlos zwischen den Felsen. Immer wieder schreckte sie davor zurück, die Steine zu berühren, die mit ihrem Rotton so aussahen, als glühten sie, und immer wieder mußte ihr Verstand ihr klarmachen, daß das nichts anderes als eine optische Täuschung war. Trotzdem zuckte ihre Hand immer wieder zuerst zurück…
Sie konnte nicht dagegen an. Ihr Unterbewußtsein warnte ständig.
Es war eben die Hölle - in ihrer harmlosesten Erscheinungsform.
Sie versuchte, sich davon nicht ablenken zu lassen, und achtete immer wieder auf ihre innere Stimme. Wo steckte der Beobachter? Bedauerlicherweise konnte sie seine Gedanken nicht lesen, um daraus auf sein Versteck zu schließen. Denn dazu hätte sie ihn ja vor sich sehen müssen.
Das Klettern zwischen den vermeintlich glühenden Felsen war umständlich und mühsam. Hier gab es keinen Weg, den man beschreiten konnte, und wo der Fuß sicheren Halt fand, wuchsen natürlich auch irgendwelche dornigen Pflanzen, die erst niedergetreten oder beiseitegedrückt werden mußten.
Deshalb war sie froh, daß sie die hohen Stiefel trug und die Lederjacke, mit der sie sich auch schon mal gegen die Dornen drängen konnte. Vor ein paar Minuten hatte sie sich noch darüber geärgert, sich des kühlen Wetters in Frankreich wegen so dick angezogen zu haben… denn hier, in den Schwefelklüften, war es doch ziemlich warm.
Plötzlich sah sie einen Lichtfleck.
Etwas glühte da wirklich, und es war nicht der Felsen.
Es bewegte sich, flackerte.
Ein Irrwisch?
Nicole hob den Blaster. Sie schaltete ihn auf Betäubung. Dann visierte sie den Lichtfleck an. Er befand sich gerade noch in Reichweite, die bei diesem Modus wesentlich geringer war als beim Laser.
Dann versuchte sie, die Gedanken des Wesens zu erfassen.
Im gleichen Moment, als sie den Kontakt fand, reagierte auch der Irrwisch. Er zuckte hoch, raste im Zickzack davon. Nicole drückte auf den Strahlkontakt. Es knackte und knisterte, ein Blitzgewitter zuckte aus der Waffe und verfehlte den Irrwisch. Blitzschnell korrigierte Nicole die Schußbahn und löste den Blaster erneut aus.
Diesmal erwischte sie den Irrwisch.
Er war unglaublich schnell, aber er hatte die falsche Richtung eingeschlagen. Sein Fluchtreflex trieb ihn gerade in den Elektroblitz des Schockstrahls hinein. Er wurde nur gestreift, aber das reichte schon. Wild zuckend stürzte er ab, landete zwischen zwei Felszacken. Ehe er sich erholen und erneut flüchten konnte, schoß Nicole zum dritten Mal. Diesmal hatte sie sich genug Zeit nehmen können, um genau zu zielen.
Der Irrwisch lag still.
»Upps!« machte Nicole. »Das ist ja erstaunlich!«
Sie hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, ihn auf diese Weise ausschalten zu können. Irrwische reagierten also auch auf E-Schocks!
Gut. So hatte sie ihn nicht mit dem Laser abschießen müssen.
Irrwische gehörten nicht unbedingt zu den Bösen. Sie wurden eher von den Dämonen und Teufeln ausgenutzt. Das verbesserte den Gesamteindruck zwar nicht, aber Nicole hätte es Probleme bereitet, eines dieser eher harmlosen Wesen einfach zu töten. Der Irrwisch hatte ihr schließlich nichts getan. Er hatte lediglich die kleine Verschwörergruppe beobachtet.
Langsam ging sie auf das reglose Wesen zu, das jetzt nicht mehr so hell leuchtete wie vorher.
Sie versuchte erneut, telepathisch vorzudringen. Die Paralyse bedeutete ja nicht, daß auch die Gehirnfunktionen außer Kraft gesetzt waren.
Sie spürte das innerliche Zusammenzucken des Irrwischs, als sie ihn mental berührte. Es war das gleiche Zusammenzucken, das eben den Fluchtreflex in ihm ausgelöst hatte. Diesmal konnte er nicht flüchten, er konnte sich aber auch nicht anderweitig gegen den mentalen Zugriff wehren.
Seine Gedanken lagen vor Nicole wie ein aufgeschlagenes Buch.
Allerdings war es ein sehr chaotisches Buch; die Gedanken des Irrwischs' überschlugen sich förmlich, waren voller Panik und Angst. Er glaubte, die Menschenfrau, die sich ihm jetzt näherte, wolle ihn töten, und er hatte auch für den Fall seines Überlebens noch Angst vor seiner Auftraggeberin, weil er sich hatte erwischen lassen. Das war ein Versagen, und die Fürstin der Finsternis duldete keine Versager in ihren Diensten. Er rechnete damit, daß Stygia ihn töten würde, wenn er der Menschenfrau entkam und von der für ihn nicht gerade rühmlich
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