Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0623 - Odyssee des Grauens

0623 - Odyssee des Grauens

Titel: 0623 - Odyssee des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
aktivieren, um mit der Zeitschau zu arbeiten. Damit konnte er vielleicht herausfinden, was innerhalb der Zeitspanne geschehen war, in der er ohne Bewußtsein gewesen war. Außerdem hoffte er, daß die Magie des Amuletts sichtbar machte, was sich seinem menschlichen Auge verborgen hatte.
    Aber Merlins Stern reagierte nicht auf die Gedankenimpulse!
    Seufzend versuchte Zamorra es anders. Mit leichtem Daumendruck verschob er zwei der seltsamen Hieroglyphen auf dem umlaufenden Silberband der magischen Scheibe. Diese an sich festen Zeichen ließen sich millimeterweise in ihrer Position verändern, um dabei jeweils bestimmte magische Funktionen auszulösen und sofort wieder ihre alte Lage, scheinbar unverrückbar fest, einzunehmen. Jedem dieser vielen Zeichen war eine bestimmte Funktion zugeordnet; obgleich Zamorra schon so lange Zeit mit Merlins Stern arbeitete, hatte er bis heute nur einen Bruchteil aller vorhandenen Möglichkeiten ausloten können. Was die Gesamtheit des Amuletts anging, stand er immer noch vor einem gigantischen Rätsel.
    Und Merlin, der Erschaffer des Amuletts, der einst einen Stern vom Himmel geholt und aus der Kraft einer entarteten Sonne dieses magische Instrument geformt hatte, schwieg sich darüber aus!
    Zamorra wiederholte den Versuch.
    Aber auch beim zweiten Mal ließen sich die Symbole nicht verschieben, beim dritten Mal, mit größerer Kraftanstrengung, immer noch nicht.
    »Seltsam«, murmelte er. »Das ist doch verrückt! Wieso funktioniert das mit einem Mal nicht mehr? Am Abend, als wir nach dem Kapitän suchten, klappte es doch noch!«
    Oder hatte Merlins Stern auch da schon versagt, und er hatte es nur nicht richtig registriert?
    An den vorhergegangenen Anstrengungen in den Höllen-Tiefen konnte es nicht liegen. Immerhin war längst mehr als ein halber Tag vergangen, Zeit genug für das Amulett, sich weitgehend zu regenerieren, wenngleich Zamorra selbst vielleicht auch noch nicht wieder ganz so fit war, wie er es eigentlich sein wollte.
    Es war ihm, als würde das Amulett von einer äußeren Kraft beeinflußt und blockiert.
    Wer war dafür verantwortlich?
    Derselbe, der ihn niedergeschlagen hatte? Oder der Unsichtbare, der alles daransetzte, nicht aufgespürt und erkannt zu werden?
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Hier und jetzt konnte er nicht mehr viel machen. Es blieb ihm nur übrig, auf den kommenden Tag zu warten, sich die Stelle bei Licht anzusehen und dann zu versuchen, mit den magischen Hilfsmitteln, die er bei dem Ausflug in die Schwefelklüfte mit sich genommen hatte, mehr herauszufinden. Aber dazu mußte er den Platz besser sehen und prüfen können als jetzt im Mond licht. Er mußte seine Magie auf die Örtlichkeit abstimmen. Auch Struktur und Beschaffenheit des vorhandenen Materials spielten dabei eine Rolle.
    Das war ihm jetzt jedoch zuviel. Sekundenlang hatte er den Eindruck, als könne er nicht mehr richtig denken. Sicher eine Folge des Schlages auf seinen Hinterkopf.
    Aber er konnte etwas anderes tun.
    Noch einmal versuchen, den Kapitän zu finden. Vielleicht befand der sich ja jetzt in einer der in Frage kommenden Kajüten, und da die Türen samt und sonders nicht verschließbar waren…
    Zamorra zog sich in den Aufbau zurück.
    Plötzlich trat ihm aus der Dunkelheit eine Gestalt entgegen. Ahmed ibn Sadr!
    Sollte der es gewesen sein, der ihn auf dem Achterdeck niedergeschlagen hatte?
    »Du gibst wohl nie auf, giaur, wie?« fragte Sadr leise. »Du suchst schon wieder den Kapitän!«
    »Woher willst du das wissen?« gab Zamorra kühl zurück. »Könnte es nicht sein, daß ich auf dem Weg zu einer Toilette bin?«
    »Narr!« sagte Sadr. »Roana hat mir mitgeteilt, was du tust. Sie kann Gedanken lesen. Gib es auf. Der Kapitän will nicht gestört werden. Wenn er es für richtig hält, mit dir zu reden, dann wird er zu dir kommen. Nicht umgekehrt.«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Hast du mich vorhin niedergeschlagen?«
    Der Araber grinste in der Dunkelheit. Durch ein kleines Gangfenster sah Zamorra seine Zähne blitzen.
    »Zuviel der Ehre«, spöttelte Sadr. »Nein, ich war das auf keinen Fall. Ich habe Besseres zu tun.«
    »Zum Beispiel, die Ruhe des Kapitäns zu schützen?«
    »Zum Beispiel, ja.«
    »War es der Kapitän, dessen Schatten ich gesehen habe? War er es, der so schnauft und röchelt wie ein sterbendes Flußpferd?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest, Zamorra. Ich weiß nicht, was du gesehen haben willst. Ich weiß nur, daß ich dich daran hindern werde, den

Weitere Kostenlose Bücher