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0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt

0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt

Titel: 0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kampf!« brüllte jemand von irgendwoher, vielleicht der Wirt. »Keinen Kampf! Tragt es draußen aus, bei den Dämonen der Felsenberge!«
    Einer der beiden Männer sprang Zamorra an. Der führte einen Rundschlag mit der flachen Klinge. Der Angreifer wurde regelrecht ausgehoben und flog durch den Raum, riß einen Vorhang von der Decke. Sein Dolch klirrte über den Boden. Zamorra trat zu und stürzte dem anderen den Tisch entgegen. Glas klirrte. Getränke ergossen sich über die Beinkleider des Mannes und über den Boden. Zamorra drehte sich einmal im Kreis, den Arm mit dem Schwert ausgestreckt. Jene, die nach ihm greifen wollten, wichen erschreckt zurück.
    »Kein Kampf!« schrie Zamorra. »Dieser Mann ist ein Mörder, und sein Leben gehört mir! Er hat ein Mädchen namens Eva getötet!«
    »Lüge!« kreischte Caramoine.
    Die anderen hielten jetzt inne. Die Beschuldigung eines Mordes wog schwer.
    »Dieser Dominus ermordete Eva«, wiederholte Zamorra so laut, daß jeder im ›Singenden Kauffahrer‹ es hören konnte. »Ihre Leiche findet jeder, der es überprüfen will, in einem Grab draußen weit vor dem Stadttor an der Straße. Ein Dolch steckte in ihrem Leben. Dieser Dolch hier! Kennt ihn jemand?«
    »Verdammter Lügner!« keuchte Caramoine. »Er selbst brachte sie um!«
    Zamorra schob das Kurzschwert zurück in die Scheide, und er zog jenen Dolch und hielt ihn so hoch, daß jeder die kostbaren Verzierungen am Griff erkannte.
    »Das ist doch Caramoines Dolch!« rief jemand. Ein anderer, dann zwei stimmten ihm zu. »Caramoines Dolch! Wie kommt er in die Hand dieses Mannes?«
    »Ich zog ihn aus dem Herzen der Ermordeten«, sagte Zamorra.
    Caramoine wurde bleich. »Sie - sie war doch nur eine Sklavin«, keuchte er.
    Zamorra schüttelte langsam den Kopf. »Keine Sklavin«, sagte er laut. »Ich kaufte sie frei. Fragt den Händler Cristofero, er wird es bestätigen. Als Caramoine sie meuchelte, war sie eine freie Bürgerin. Er mordete sie, weil er sie für sich selbst wollte und nicht bekommen konnte.«
    Der Kreis um Zamorra und den Fetten wurde immer größer.
    »Götterurteil!« schrie jemand. »Laßt ein Götterurteil entscheiden!«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    Er sah diesen zitternden Mann, dem Schweiß auf der Stirn stand, lange eindringlich an. Dann nahm er den Dolch und schleuderte ihn Caramoine vor die Füße.
    »Nein, kein Götterurteil«, sagte er gelassen. »Ich gedenke nicht, mir meine Hände mit seinem Blut zu beflecken. Tu es selbst, Caramoine.«
    Er spie vor ihm aus, wandte sich um und schritt durch die Gasse davon, die man ihm bildete.
    Caramoine schenkte er keinen Blick mehr.
    Inmitten des Schweigens bückte sich der fette, zitternde Mann, und eine totenbleiche Hand klammerte sich um den Griff des Dolches, um ihn anzuheben und dorthin zu führen, wohin er gehörte…
    ***
    Irgendwo draußen, auf halbem Weg zwischen dem ›Singenden Kauffahrer‹ und dem Santor-Haus, huschte es aus einer Seitenstraße heran. Ein Einhorn, ein großer grauer Wolf und ein Rabe.
    Und ein Mädchen, dessen helle Haut im Mondlicht glänzte wie ihre grünen Augen.
    »Ich bin froh, Zamorra«, sagte Teri. »Ich wußte, daß du über niedere Rachegefühle erhaben sein würdest.«
    Und ehe er wußte, wie ihm geschah, küßte sie ihn. »Ich muß nun gehen«, hauchte sie.
    »Geh noch nicht«, bat er. »Ich habe noch viele Fragen.«
    »Vielleicht ist es manchmal gut, wenn Fragen keine Antwort finden. Aber wir werden uns Wiedersehen - in einer anderen Welt.«
    Sie schwang sich auf Tha. Der Rabe setzte sich auf ihre Schulter, und der Wolf folgte der davonreitenden Teri.
    Zamorra blieb zurück, und es währte lange, bis er sich wieder bewegte und zum Santor-Haus schritt, wo man längst seiner harrte…
    ***
    Eine eigenartige Stimmung erwartete ihn. Vom Herrn des Hauses war nichts zu sehen. Der junge Sklave Parco bediente nicht nur seine Herrin Patricia, sondern auch Zamorra. Er berichtete, Santor sei aufgebrochen, um auf eigene Faust nach seiner Tochter zu suchen.
    »Dann wird er ja bald zurückkehren«, sagte Patricia ahnungslos. »Ich denke, Zamorra, mein Vater sollte dich freilassen. Verdient hast du es dir.«
    Zamorra antwortete nicht. Er schloß die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, sah er Nicole Duval, die sich über ihn beugte. Er lag auf seinem Hotelbett, und über ihm quirlte der Casablanca-Ventilator die schwüle Abendhitze Delhis durcheinander.
    »He, träume ich?« stieß Nicole hervor. »Oder bist du wirklich

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