0627 - Die Hölle von Maczadosch
gehen würden", meinte einer der Raytaner. „Aber es gibt keinen Zweifel, diesmal sind sie in Fleisch und Blut vor uns."
Sie wurden entwaffnet und durch eine Tür in einen schmalen Korridor gedrängt, an dessen Ende sie zu einem Rohrtunnel kamen. Obwohl der schmale Korridor vom Tunnel durch eine Energiebarriere abgesichert war, vernahm Rhodan ein schrilles Pfeifen, das immer mehr anschwoll und dann, als es unerträglich zu werden schien, in den Ultraschallbereich abglitt.
Der Tunnel verdunkelte sich, als ein verwaschener Schemen an ihnen vorbeiflitzte. Kurz darauf kam das Ding im Tunnel zum Stillstand, und Rhodan sah eine nach außen gewölbte Wandung mit einer Tür.
Die trennende Energiebarriere brach zusammen, die Tür in der Wandung des zylinderförmigen Transportmittels glitt auf.
„Im Augenblick müßt ihr euch mit einem Abteil in der Rohrbahn begnügen", meinte einer der Raytaner spöttisch. „Aber auf euch wartet noch ein luxuriöseres Beförderungsmittel."
„Sollen wir die Duynter überhaupt mitnehmen?" fragte ein anderer Raytaner.
Bevor diese Frage noch entschieden wurde, hatten Gleynschor und Schilnitin die Rohrbahn bestiegen. Die sechs Uniformierten kamen zu ihnen ins Abteil, das von der übrigen Zuggarnitur hermetisch abgeriegelt war. Die Tür schloß sich, der Zug setzte sich in Bewegung. Obwohl die Rohrbahn vermutlich mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit fuhr, merkte Rhodan nichts vom Andruck.
Er fragte sich immer wieder, was die beiden Duynter mit ihrer freiwilligen Gefangennahme bezweckten. Wenn es ihnen nur darum ging, aus der Sperrzone des Raumhafens zu gelangen, so war ihnen das gelungen. Aber wie würden sie, waffenlos wie sie waren, den sechs Ycras entkommen können?
„Die Luft ist unerträglich", schimpfte Gleynschor und hielt sich die Atemmaske an den Mund, die an seinen Rückentornister angeschlossen war. Schilnitin folgte seinem Beispiel wortlos.
Rhodan merkte, wie sie von den Raytanern neidisch und zugleich mißtrauisch beobachtet wurden. Bevor ihr Anführer jedoch noch einschreiten konnte, handelten die Duynter.
Gleynschor warf eine erbsengroße Kapsel zu Boden, der dichte Rauchschwaden entstiegen. Schilnitin schlug einem Raytaner die Waffe aus der Hand, als er sie auf ihn richtete.
Rhodan reagierte zu spät. Als seine Hand nach der Atemmaske griff, waren die giftigen Dämpfe bereits in seine Atemwege eingedrungen.
Er verlor auf der Stelle das Bewußtsein.
4.
Ein kühler, feuchter Luftzug weckte Rhodan. Er wagte sich jedoch nicht zu rühren. Er lauschte, aber um ihn war Stille.
Vorsichtig öffnete er die Augen. Zuerst sah er nur ein verschwommenes Gebilde unter sich, das sich in hellem Tageslicht zeigte. Lichter blinkten unregelmäßig, und etwas unter ihm floß träge dahin.
Erst als sich seine Augen auf die Entfernung einstellten, sah er klarer und schärfer. Als er erkannte, daß er sich hoch über einem Netz von Straßen befand, über die sich endlose Massen von Lebewesen dahinwälzten, breitete er instinktiv die Hände aus, um nach einem Halt zu suchen.
Seine Hände ruhten auf einer transparenten, harten Fläche.
Das Gefühl, in die Tiefe zu fallen, verschwand sofort wieder.
Rhodan hob den Kopf und sah sich um. Er stellte fest, daß er sich in einer durchsichtigen Halbkugel befand, die etwa vier Meter durchmaß und in schwindelnder Höhe an eine Hauswand montiert war. Er sah noch viele weitere solcher durchsichtiger Halbkugelgebilde, in denen sich Wesen verschiedener Herkunft befanden; in der Hauptsache handelte es sich jedoch um Raytaner und artverwandte Wesen.
Außer den transparenten Halbkugeln gab es aber auch andere Anbauten der verschiedensten Formen, die nicht selten auch aus einem undurchsichtigen Material bestanden.
„Endlich sind Sie wach, Hactschyten!"
Das war Gleynschors Stimme. Rhodan konnte sich nur mühsam von dem faszinierenden Anblick der kreuz und quer und in verschiedenen Höhen zwischen den Häuserschluchten verlaufenden Straßen lösen.
Als er sich umwandte, blickte er in einen Raum mit einem wabenförmigen Querschnitt, der in Verlängerung der transparenten Halbkugel verlief.
Gleynschor lag auf einem riesigen Kissen und ließ aus einem Schlauch eine Flüssigkeit in seinen Mund tropfen.
„Wo sind wir?" erkundigte sich Rhodan, der sich augenblicklich wieder an den Vorfall in der Rohrbahn erinnerte.
„Vorerst in Sicherheit", antwortete Gleynschor, während er sich die Flüssigkeit aus dem Schlauch in den Mund tropfen ließ.
Weitere Kostenlose Bücher