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0635 - Das Grab der Sinclairs

0635 - Das Grab der Sinclairs

Titel: 0635 - Das Grab der Sinclairs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefunden. Hände und Fuße standen ihm auch weiterhin nur zur Verfügung.
    Er sah die letzte Ratte so lange nicht, bis er die Lampe hervorholte und rasch den hellen Lichtspeer in einem Halbkreis schwenkte. Er tupfte über die Wand, wanderte huschend weiter und erfaßte auch den dicken, wie aufgeplustert wirkenden Körper des Nagers, der sich nicht rührte und wie geblendet schien.
    Auch Bill wartete ab.
    Die Distanz zwischen ihm und der Ratte war einfach zu groß, mit einem Sprung hatte er sie nicht überbrücken können, er mußte näher heran und das Tier möglicherweise locken.
    Er ließ die Lampe brennen, als wollte er den fetten Körper wie mit einem Laserstrahl durchbohren.
    Die Fellhaare zitterten, die kleinen Augen glänzten.
    Dann sprang sie.
    Sie war noch ziemlich weit entfernt, aber in ihrem dicken Körper steckte eine schon übersinnliche Kraft. Im hohen Bogen flog das beinahe katzengroße Tier auf den Reporter zu, dabei Geräusche ausstoßend, die Bill an ein Fauchen und Kreischen wilder Affen erinnerte, bis sie in die Reichweite seiner Arme geriet.
    Die Rechte hatte der Reporter frei.
    Sie war wie ein Hammer.
    Halbhoch und schräg angesetzt, erwischte sie das Ziel mit ungeheurer Wucht.
    Im Sprung erwischte Bill die Ratte und schleuderte sie aus ihrer Sprungbahn.
    Er sah den fetten Körper zappeln, er überschlug sich in der Luft und hämmerte bei seiner Landung auf einen der älteren Sarge, dessen Deckel bereits weich, weil angefault war.
    Dort krachte er hart nieder Der Deckel gab nach, das Holz fiel zusammen, ohne die entsprechenden Geräusche abzugeben, und die Ratte verschwand im Sarg.
    Bill hörte sie noch kratzen, dann lag sie still, und er ging auf den Sarg zu, die Stelle anleuchtend, wo die kleine Bestie verschwunden war.
    Dort befand sich ein gezacktes Loch. Auf dem Grund entdeckte Bill die Ratte, wo sie genau auf dem aus Knochen und Haut bestehenden Schädel eines Toten lag und sich nicht mehr rührte. Der Treffer mußte ihr das Genick gebrochen haben.
    Bill blieb neben dem Sarg stehen, griff durch die Öffnung und erwischte die Schwanzspitze der Ratte. Er zog das Tier in die Höhe, dessen Kopf verdreht zur Seite stand.
    Bill schleuderte die kleine Bestie dorthin, woher sie auch gekommen war, schüttelte sich und atmete einige Male tief durch. Es war die letzte gewesen, vorläufig jedenfalls, und Bill wischte sich mit einer müden Bewegung den Schweiß von der Stirn.
    Er leuchtete in den Sarg.
    Ein schlimmes Gesicht, jedenfalls war es das einmal gewesen, starrte ihn an. Knochen, Hautreste wie Schimmel, Spinnweben–Horror pur. Auch der Reporter wandte sich schaudernd ab.
    Eine Leiche hatte er gesehen, und wieder stellte er sich die Frage, aus welchem Grunde die Amerikaner nach Kilmartin gekommen waren, um ihre Toten ausgerechnet in diesem Teil Schottlands zu begraben. Es war ihm nach wie vor ein Rätsel.
    Seine kleinen Wunden brannten, bluteten aber nicht mehr, und Bill machte sich auf die Suche nach den Löchern der Tiere. Sie mußten irgendwoher gekommen sein. Hätten sie immer hier unten gelebt, hätten sie langst die Sarge angeknabbert und das Fleisch der Toten gefressen.
    Er leuchtete noch einmal die Wand an der Stelle ab, wo sie sich mit dem Boden traf.
    Ja, die Löcher waren vorhanden Mehr Risse oder Spalten, in der eine Hand verschwinden konnte. Allerdings mußte Bill sie ausstrecken und leicht drehen, sonst waren die Schlupfwinkel zu schmal.
    Auch zu schmal für ihn. Ratten können sich Tunnels graben. Es dauert nur seine Zeit, aber wenn sie immer am Ball bleiben, schafften sie jedes Material.
    Er dachte an den Grafen von Monte Christo, diesen Roman, den er in seiner Jugend mehrmals verschlungen hatte. Der Graf hatte in einer Festung gesteckt, in einer Zelle, aus der es auch kein Entkommen gab. Nun, er war schließlich doch entwischt, aber die Zeit hatte der Reporter nicht. Bei ihm lag der Fall anders.
    Mit einer müden Bewegung richtete er sich auf und ging zu seinem Sitzplatz zurück.
    Wie sollte es weitergehen?
    Bill wußte es nicht. Er schaute auf die Uhr. Stunden hatte er bereits in dieser verfluchten Gruft verbracht, und er merkte auch, wie ihn allmählich die Müdigkeit überfiel und seine Augen von selbst zuklappten. Er machte sich erst gar nicht die Mühe, wach zu bleiben, die Ratten hatte er erledigt, er wollte nur noch eines: Schlafen, sich ausruhen. Vielleicht würde John Sinclair seine Spur finden und ihn aus dieser verdammten Lage herausholen.
    Bill Conolly sank auf dem

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