0635 - Das steinerne Gehirn
Weder Barbaren noch Priester waren in der Nähe.
„Wir müssen uns ausruhen" sagte der Petraczer schließlich. „In diesem Zustand können wir dem Ceynach nicht helfen."
„Wenn wir ihm überhaupt helfen können!" sagte Zeno.
Gayt-Coor ließ sich am Boden nieder und streckte die Beine von sich. In dieser Haltung verharrte er ein paar Minuten.
Als er wieder sprach, schien er seine Erschöpfung bereits überwunden zu haben, im Gegensatz zu Zeno, der noch immer nach Atem rang.
„Ich kann mir denken, warum uns diese Priester nicht verfolgt haben. Sie rechnen damit, daß wir versuchen werden, unseren Begleiter zu befreien. Sie brauchen also nur auf uns zu warten."
Zeno beobachtete ihn aus halbgeschlossenen Lidern.
„Was haben Sie vor, Gayt?"
„Wir müssen es versuchen!" sagte der Petraczer grimmig.
„Er an unserer Stelle würde alles riskieren, um uns herauszuholen."
„Die Priester werden auf uns warten!" prophezeite der Accalaurie.
„Sie benutzen Rhodan als Lockmittel", stimmte Gayt-Coor zu.
„Sie werden ihn solange am Leben lassen, wie sie hoffen können, uns dadurch zu erwischen."
Zeno zögerte,dem Petraczer zu sagen, wie es im Augenblick in ihm aussah. Der Körper, in dem sich Zenos Gehirn befand, war kraftlos und ohne Energie: Dieser Zustand schien sich auch auf Zenos Gehirn zu übertragen.
Es war nicht zum erstenmal seit seiner Ankunft in Naupaum, daß Zeno eine solche Phase durchmachte. In diesem Zustand war er bereit, sich kampflos sein Schicksal zu ergeben, weil er keine Möglichkeit mehr für eine Rettung sah.
„Was ist los mit Ihnen?" fragte der Echsenabkömmling mißtrauisch. „Sie wollen doch nicht etwa aufgeben?"
Zeno schüttelte müde den Kopf.
„Solange wir frei sind und uns bewegen können, haben wir eine Chance", sagte Gayt-Coor. „Ich habe sogar eine Idee, wie wir unsere Lage verbessern können."
Zeno bemühte sich, Interesse zu zeigen.
„Bisher haben wir es allein den Priestern überlassen, die technischen Einrichtungen dieses Riesenschiffs zu benutzen", fuhr Gayt-Coor fort. „Warum sollten wir das nicht ebenfalls versuchen?"
Die yaanztronischen Augen des Ceynachs weiteten sich. Für einen Augenblick vergaß er den Zustand, in dem er sich befand.
„Sie wollen mit fremdartigen Geräten und Waffen experimentieren?"
„Warum nicht?" fragte Gayt-Coor gelassen. „Wir können nichts verlieren. Vielleicht können wir den Priestern eine unangenehme Überraschung bereiten. Noch besser wäre es natürlich, wenn wir diesen mysteriösen Furloch herausfordern könnten. Er ist meiner Ansicht nach für alles verantwortlich, was hier geschieht."
6.
Als Perry Rhodan zu sich kam, stellte er fest, daß man ihm Schutzanzug und Kleidung abgenommen hatte. Sein Duynterkörper war völlig nackt an eine Metallstange gefesselt, die vom Boden bis zur Decke reichte. Er war in einem kleinen Raum gefangen, der einen runden Querschnitt besaß und etwa zehn Meter durchmaß. Der Boden bestand aus einer Masse, die wie erstarrte Lava aussah, aber sehr weich war. Das konnte Rhodan mit seinen Füßen spüren. Die Wände waren mit gepreßten und getrockneten Blüten geschmückt. Obwohl es sehr hell war, konnte Rhodan keine Lichtquelle entdecken.
Ein paar Schritte von ihm entfernt hockten zwei in weiße Umhänge gekleidete Priester. Sie hatten ihre Strahlenwaffen auf den Beinen liegen und starrten ihn an.
Als sie sahen, daß er bei Bewußtsein war, stand einer von ihnen auf und trat auf ihn zu.
„Furloch hat dich in unsere Hände gegeben" sagte er zufrieden.
Wir werden dich Furloch opfern und damit seine Größe preisen."
„Ihr verdankt es nicht Furloch, sondern meiner eigenen Unvorsichtigkeit, daß ich jetzt hier stehe", gab Rhodan zurück.
„Außerdem sind meine Götter mächtiger als euer Furloch.
Sie werden nicht zulassen, daß ich geopfert werde."
Der Priester versetzte ihm einen Hieb in den Leib, daß ihm die Luft wegblieb. Dann kicherte er.
„Wo sind deine Götter? Warum kommen sie nicht, um dir zu helfen?"
Die Schmerzen ließen Rhodans Duynteraugen feucht werden.
Der Blick, den er dem Priester zuwarf, ließ diesen unwillkürlich ein paar Schritte zurückweichen.
„Ich hole Draymon", sagte er. „Paß inzwischen gut auf ihn auf."
Er verließ den Raum.
„Wurden meine Freunde gefangen?" fragte Rhodan den zweiten Priester.
„Nein", sagte der Mann. „Aber sie können in Furlochs Reich nicht überleben. Wir werden sie früher oder später fangen."
Diese Auskunft
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