0635 - Das steinerne Gehirn
doch ihren Sinn. Etwas Entscheidendes war geschehen. Nicht einmal der Oberpriester schien damit gerechnet zu haben, wie anders hätte man seine Reaktion erklären können?
Die Priester, die Draymon umringten, wußten offenbar nicht, was sie tun sollten. Sie warteten ratlos auf die Befehle des Alten.
Das bewies, daß sie in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zu diesem Mann standen.
Warum war Draymon so erschüttert?
Hatte er nicht mehr damit gerechnet, daß der Götze sich melden würde?
Rhodan verbannte diese Fragen aus seinem Bewußtsein.
Er mußte sich auf die Ereignisse in seiner unmittelbaren Umgebung konzentrieren. Dabei würde er mehr herausfinden als bei allen theoretischen Überlegungen.
Draymon schien sich nur langsam von seinem Schock zu erholen. Als er sich endlich aufrichtete, geschah es mit der Unterstützung von zwei jüngeren Priestern.
Draymons Augen glühten. Seine Blicke schienen sich an Rhodan festzusaugen.
„Das kann kein Zufall sein", murmelte der Greis. „Es muß einen Zusammenhang mit eurer Ankunft und Furlochs Reaktion geben.
„Bring mich zu Furloch!" forderte Rhodan unerschrocken.
„Ich habe keine andere Wahl, sagte der Alte. „Denn genau das hat Furloch von mir verlangt."
*
„Das Problem, mit dem wir uns auseinanderzusetzen haben, scheint weniger die Befreiung als zunächst einmal die Auffindung unseres Freundes zu sein." Zeno blieb stehen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Metallverkleidung einer großen Maschine. „Wir wissen nicht, wohin sie ihn geschleppt haben.
Nicht einmal eine Spur haben wir entdeckt."
Gayt-Coor brummte nur. Mit seiner breiten Gestalt füllte er den Zwischenraum zwischen zwei Maschinen fast vollständig aus.
„Auch unser zweites Ziel haben wir bisher nicht erreicht", fuhr Zeno fort. „Keine einzige Schaltzentrale haben wir entdeckt. Wie können wir Einfluß auf die technischen Einrichtungen nehmen, wenn wir nicht wissen, von wo aus sie bedient werden?"
„Schon gut!" sagte Gayt-Coor besänftigend. „Ich gebe zu, daß ich Sie mehr oder weniger erfolglos durch das große Schiff geführt habe. Vergessen Sie jedoch nicht, daß dieses Gebilde so groß ist, daß wir noch tagelang umherirren könnten und doch nur einen kleinen Teil durchsucht hätten."
Zeno breitete die Arme aus.
„Wir sind also am Ende!
Der Petraczer zischte böse.
„Davon kann keine Rede sein. Wir kehren zum Lift zurück und verhören unseren Gefangenen. Er wird uns sagen können, wo Schaltanlagen zu finden sind, vielleicht auch, wohin man Rhodan gebracht hat.
*
An Cormor hatte Zeno nicht mehr gedacht.
„Das ist eine ausgezeichnete Idee! stimmte er zu, „Die Frage ist nur, ob wir auch den Liftraum finden werden."
„Ich finde Überallhin zurück, wo ich mich einmal aufgehalten habe, erklärte Gayt-Coor selbstbewußt. „Folgen Sie mir."
Zeno packte ihn am Arm.
„Halt! Warum sollen wir den ganzen Weg noch einmal zurücklegen? Ich halte es für besser, wenn wir uns in der Nähe einen Priester schnappen."
Gayt-Coor sah ihn abschätzend an.
„Es ist mein Ernst!" beteuerte der Accalaurie.
Der Petraczer versetzte ihm einen gutgemeinten Schlag auf die Schulter, der ihn fast von den Beinen riß.
Sie verließen ihr Versteck und machten sich auf die Suche nach einem Priester. Zunächst stießen sie jedoch nur auf mehrere Barbarenhorden, die sich in Gängen und Hallen herumtrieben.
Sie suchten weiter und machten dabei in einem der Gänge eine erstaunliche Entdeckung.
Von der Decke hing ein grotesk aussehendes Geflecht herab, von dem einzelne Ausläufer wieder im Boden verschwanden.
Als sie näherkamen, stieß Gayt-Coor ein überraschtes Zischen aus.
„Das sind Wurzeln!"
„Wurzeln?" wiederholte Zeno ungläubig. „Wurzeln wovon? Ich kenne keine Pflanze. deren Wurzeln stark genug wären. durch Metall zu dringen.
Sie kamen näher und untersuchten das Geflecht. Nachdem er die einzelnen Stränge abgetastet hatte, mußte Zeno zugeben, daß der Petraczer sich nicht getäuscht hatte.
„Wie ist so etwas möglich?- fragte der Ceynach verwirrt. „Das haben die Pflanzen nicht mit ihrer natürlichen Kraft geschafft. Da hat jemand nachgeholfen."
Gayt-Coor schabte mit beiden Pranken über seinen Schuppennacken.
„Ich frage mich, wo die Pflanzen wachsen, die zu diesen Wurzeln gehören.
„In den Räumen über uns!"
„Da bin ich nicht so sicher. Ich glaube vielmehr, daß die Wurzeln den Pflanzen an der Planetenoberfläche gehören und bis
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