0636 - Der dunkle Lord
man nicht sicher sein. Wir müssen hin, sofort.«
Teri streckte ihm bereits die Hand entgegen. »Schneller geht's nicht«, bot sie an.
»He, vielleicht sollte ich mir zuerst etwas anziehen«, wandte Zamorra ein.
Teri schnippte mit den Fingern. Ihre Druiden-Magie wirkte; von einem Moment zum anderen steckte Zamorra in einem hellen Anzug, der nur aus magischer Energie bestand -was aber für Außenstehende nicht ersichtlich war. Die würden bei einer Berührung sogar den Stoff fühlen.
Die Druidin griff nach Zamorras Hand und vollzog mit ihm den zeitlosen Sprung zur Loire.
Sie kannte die kleine, von Bäumen halb überschattete Lichtung im ansonsten bis nahe ans Ufer reichenden Wäldchen. Mit den anderen war sie schon oft dort gewesen. Lamyron kam vom Ufer her, hatte Bertrand gesagt. Also konzentrierte sich Teri auf eine Stelle zwischen Ufer und Straße. Dort tauchte sie zusammen mit Zamorra auf.
Der kam endlich dazu, sein Amulett zu sich zu rufen.
Bisher hatte er es nicht benötigt und deshalb auch nicht bei sich getragen. Château Montagne war gegen dämonische Einwirkungen bestens geschützt, und auch in Merlins Burg gab es keine Gefahr. Hier aber war es sicherer, über ein Mittel zu verfügen, mit dem man sich gegen Schwarze Magie schützen konnte. Zudem war Merlins Stern eine ausgezeichnete Waffe gegen dämonische Kreaturen.
Vielleicht auch gegen Lamyron…
Die mit allerlei magischen Symbolen verzierte Silberscheibe landete in Zamorras ausgestreckter Hand. Der Dämonenjäger rief Lamyron an.
Der Engel war nur noch wenige Meter von den vier jungen Leuten entfernt, die inzwischen ihre Fahrräder umgedreht hatten; Frederic hatte den Anhänger abgenommen und war bereit, ihn zurückzulassen, um schneller davonrasen zu können.
Jetzt blieb Lamyron stehen und wandte sich Zamorra und Teri zu.
In diesem Moment spürte Zamorra, daß da noch mehr war.
Nicht nur Lamyron war hier.
Sondern auch noch eine andere Entität.
Sie war in ihm. Neben ihm. Um ihn herum. Sie war überall, und sie begann, einen dunklen Schatten auch über Zamorras Bewußtsein zu werfen.
Das Amulett reagierte nicht.
Zamorra versuchte, ihm einen Gedankenbefehl zu geben. Aber auch jetzt erfolgte keine Reaktion.
Statt dessen reagierte Lamyron.
Blitzschnell breitete er seine Schwingen aus und erhob sich in die Luft!
Er jagte auf Zamorra und Teri zu.
Beide waren zu langsam. Sie hatten nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet. Wenn, dann höchstens damit, daß Lamyron drohend das Schwert erhob und sich ihnen damit näherte. Aber daß er die kurze Strecke fliegend zurücklegte, verblüffte sie beide.
Zamorra kam nicht einmal dazu, sich Gedanken zu machen, was Lamyron damit bezweckte. Ob er sie wirklich angreifen wollte, oder ob es ihm nur darum ging, sofort in ihrer unmittelbaren Nähe zu sein, um mit ihnen weitgehend unbelauscht reden zu können.
Als sie reagieren wollten, war er schon da.
Er packte blitzartig zu - und bekam die Druidin zu fassen!
Sie schrie auf.
Zamorra wollte eingreifen. Aber es gelang ihm nicht mehr. Ehe er Lamyron oder Teri festhalten konnte, durchbrach der Geflügelte ihre Abwehr, umschlang mit einem Arm ihre Taille und riß die Druidin mit sich hinauf in die Luft. Mit einer Schwinge streifte er Zamorra und schleuderte ihn zu Boden, so beiläufig, wie man ein lästiges Insekt abschüttelt. Sekunden später war er schon einige hundert Meter hoch in der Luft und raste in östlicher Richtung davon.
Zamorra kämpfte gegen seine Benommenheit an. Der Flügel hatte ihn am Kopf erwischt und beinahe betäubt. Seine gesamte linke Gesichtshälfte schmerzte, und er mußte erst nach seinem Ohr fühlen, um sicher zu sein, daß es ihm nicht abgerissen worden war.
Langsam richtete er sich wieder auf.
Er starrte hinter Lamyron und Teri her. Die waren nur noch ein winziger Punkt am Himmel, der nur wenige Herzschläge danach überhaupt nicht mehr zu sehen war.
Keine Chance, noch etwas zu unternehmen!
Schwankend, immer noch halb betäubt, schritt Zamorra zu der Vierergruppe hinüber.
»Bertrand«, bat er. »Rufen Sie noch mal im Château an! Nicole muß herkommen, schnell!«
***
Lamyron hatte gehandelt, ohne zu überlegen. Zum Nachdenken war er auch gar nicht gekommen. Etwas in ihm hatte ihn zu seinem Tun getrieben.
Der andere, der Dunkle, steuerte ihn!
Wenigstens teilweise.
Er hatte Lamyron zum Angriff gezwungen. Aber dér einsame Engel hatte den Angriff auf seine eigene Weise geführt. Das Widersprüchliche in ihm war zum
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