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0639 - So freundlich wie der Teufel

0639 - So freundlich wie der Teufel

Titel: 0639 - So freundlich wie der Teufel
Autoren: Jason Dark
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rechten Hand. Er ärgerte sich darüber, dass er sich nicht mehr so geschmeidig bewegen konnte wie früher. Im Gegensatz zu dieser Zeit kamen ihm die Bewegungen heute viel schwerfälliger vor.
    Jede Deckung ausnutzend, näherte er sich seinem Ziel, der hölzernen Kirchenwand.
    Mit dem Rücken presste er sich dagegen, als er die letzten Yards überwunden hatte, atmete flach und hatte den rechten Arm mit der Schrotflinte angehoben, sodass die Mündung in Richtung Himmel zeigte.
    Nichts war zu hören. Nur der Verkehr von außen. Er umgab die Insel wie ein nie abreißendes Brummen.
    Vernon Shrame legte sein Ohr an die Hand. Das andere hielt er zu, um nicht abgelenkt zu werden.
    Keine Geräusche drangen durch das Holz. In der Kirche herrschte eine Grabesstille. Wer immer sich dort aufhielt, er hockte im Dunkeln und wartete.
    Das stimmte nicht ganz genau, denn über seinem Kopf entstand eine gewisse Unruhe. Für den Cop mehr zu ahnen, weil er sich in seiner Ruhe gestört fühlte.
    Shrame schielte in die Höhe.
    Etwas floss aus den Fensteröffnungen hervor. Zuckend, absolut lautlos, wie es nur der Widerschein eines Feuers sein konnte. Deshalb ging Vernon davon aus, dass jemand innerhalb der Kirche Kerzen angezündet haben musste.
    Also doch…
    Seine Kehle wurde trocken. Er dachte an den Begriff des Voodoo-Clubs und fühlte sich für einen Moment verdammt allein. Diesmal wusste er die Kollegen nicht als Deckung in seinem Rücken. Er war jetzt allein auf sich gestellt. Zudem betrat er für ihn fremdes Gebiet, über das er sich früher amüsiert hatte.
    Heute dachte er anders darüber. Irgendetwas musste doch dran sein. Vielleicht gab es die Kräfte wirklich, die sonst zwischen dem Diesseits und dem Jenseits schwebten.
    Er wischte über seine Stirn. Nur nicht daran denken, hämmerte er sich ein. Du musst durch das verdammte Feuer hindurch und wenn es dich dein Leben kostet.
    Wilma war nicht mehr. Bevor er jedoch den langen Weg zu ihr ging, wollte er ihre Mörderin stellen.
    Shrame brauchte nur einige Schritte zu gehen, um die Kirchentür zu erreichen. Sie hatte eine schwarze Klinke. In der Dunkelheit sah sie klebrig aus, als wäre eine frische Farbe noch nicht richtig getrocknet. Als er seine Hand auf sie legte, fühlte sich das Metall warm an.
    Auf der Oberlippe lag der Schweiß wie ein feiner Film. Er leckte die Tropfen mit einem raschen Zungenschlag ab, gab sich einen Ruck und öffnete die Tür.
    Vernon hatte mit einem Kreischen der Angeln oder einem lauten Knarren gerechnet.
    Beides stimmte nicht. Die Tür ließ sich beinahe lautlos nach innen aufdrücken.
    Ein kurzes Grinsen huschte über seine Lippen. Bis jetzt war alles nach Plan gelaufen. Hoffentlich blieb ihm das Glück auch weiterhin treu.
    Vernon Shrame befand sich mitten in New York. In einer verdammt großen Stadt, in der das Geld regierte, in der sich die Menschen austobten, ihren Vergnügen nachgingen. In der Schriftsteller über die wilden Partys der Reichen und Ausgeflippten schrieben, in der die Armut gleichzeitig hochkochte. Aber als der einsame Cop die Kirche betrat, da glaubte er sich versetzt zu sehen in die Karibik.
    Nach Mittelamerika oder sogar in den Schwarzen Erdteil.
    Ein Hauch Exotik wehte ihm entgegen, vermischt mit einer Atmosphäre, die ihm geladen vorkam.
    Er hatte seine Waffe jetzt gesenkt. Die Mündung glotzte in die von flackerndem Kerzenlicht erfüllte Kirche hinein wie ein leeres Auge. Leer war die Kirche nicht, man hatte nur die Bänke weggeräumt, um den nötigen Platz zu haben.
    Platz eben für die zahlreichen Gestalten, die auf dem Boden hockten und nach vorn starrten, wo die brennenden Kerzen einen Kreis bildeten, in dessen Mittelpunkt ein Altar stand.
    Eine rechteckige Platte stand auf vier Stahlfüßen etwa einen Yard über dem Boden.
    An den Ecken glänzte das bleiche Gebein von vier alten Totenschädeln mit leeren Augen- und Nasenhöhlen, in die sich hin und wieder der Widerschein des Kerzenlichts verirrte und sie ausfüllte.
    Mit dem Fuß drückte Vernon die Tür wieder zurück ins Schloss.
    Gesehen worden war er nicht. Alle Anwesenden wandten ihm den Rücken zu. Die auf dem Boden hockenden Menschen trugen Hemden und Hosen, wirkten wie in Trance versunken, und wie Leute, die auf ein bestimmtes Ereignis warteten.
    Einer von ihnen bewegte sich. Er saß im Hintergrund und ziemlich am Rand der Gruppe.
    Nur die Arme der Gestalt bewegten sich und folglich auch die Hände. Ihre Flächen klatschten auf die harte Bespannung einer hohen
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