0640 - Das Blut-Rätsel
von diesem roten Teufel zu sehen. Er hatte sich zurückgezogen.
Die Klappe knallte wieder zu. Der auf den Knien hockende Hausmeister schrak zusammen, wischte allerdings eifrig weiter, ohne den Boden richtig sauber zu bekommen, denn er verteilte das Blut noch mehr, sodass rote Flecken zurückblieben.
Ich schob mich an ihm vorbei und blieb in der Halle stehen. Noch immer kniend, drehte der Mann den Kopf. Er schielte zu mir hoch. »Was - was ist denn da wirklich passiert? Haben Sie geblutet, Sir?«
»Ja, aus der Nase.«
Das glaubte er mir nicht, traute sich auch nicht, noch weitere Fragen zu stellen, und putzte weiter.
Ich hatte meine Tasche aufgenommen und ging auf die Nottreppe zu.
Mittlerweile hatten sich mehrere Hausbewohner in der Halle versammelt. Die beiden Frauen sprachen heftig auf sie ein, berichteten von unmöglichen Zuständen und schoben natürlich die Schuld auf mich.
Da erhielten sie Unterstützung. »Ja, ja, der ist sowieso komisch, dieser Mann.«
Ich grinste wie ein Wolf und fauchte noch dazu, als ich sie passierte. Erschreckt fuhren sie zurück und ließen mich gehen.
Natürlich machte ich mir meine Gedanken. Dass die nicht eben positiv waren, versteht sich von selbst. Ich wusste einfach nicht, wo ich den Hebel ansetzen sollte. Hier lief einiges aufeinander zu, dann aber wieder quer und bildete ein regelrechtes Durcheinander, das ich erst sortieren musste.
Meine Hoffnung setzte ich dabei auf den Friedhof, wo Cynthia Manson begraben werden sollte.
Zu wem hatte diese verfluchte Fratze gehört? Wer war dieser Dämon gewesen?
Gesehen hatte ich ihn zuvor nicht, was im Prinzip nichts bedeuten musste, denn innerhalb der anderen Welten und Dimensionen existierten unzählige Arten und Abarten dieser widerlichen Geschöpfe.
Mich hatte er mehr an eine rote Fledermaus erinnert, aber das musste abgewartet werden.
Ich zerrte die Tür zur Tiefgarage auf, die sich nur schwer bewegen ließ, weil sie aus Eisen bestand.
Die übel riechende muffige Halle schluckte mich. Es roch wie immer nach Öl, Benzin und alten Reifen, die auf dem Boden ihre schwarzen Spuren hinterlassen hatten.
Der Rover stand an seinem Platz. Bevor ich einstieg, schaute ich mich um. Das tat ich immer, es war mir praktisch in Fleisch und Blut übergegangen.
Ich setzte mich in den Wagen, schob den Zündschlüssel ins Schloss und hatte die Tasche auf den Rücksitz gestellt. Ich hielt den Schlüssel noch fest, als an der linken Seite eine Gestalt erschien, die Beifahrertür aufriss und sich blitzartig auf den Sitz neben mir fallen ließ.
»Darf ich mitfahren?«, fragte Cynthia Manson. Sie kantete dabei die rechte Hand, damit die blutige Dolchklinge direkt auf meine Hüfte zeigte…
***
Meine Hand blieb mit dem Zündschlüssel verbunden, ohne ihn allerdings zu drehen.
Ich musste zugeben, dass dieser Frau die Überraschung perfekt gelungen war, und ich musste weiter zugeben, dass der Hausmeister sich in seiner Beschreibung nicht geirrt hatte.
Neben mir sah ich die Tote.
Das gleiche Gesicht, die gleichen Haare, die gleiche Schminke und auch das gleiche Kleid.
Ja, das war sie!
Zum ersten Mal schaute ich ihr direkt und sehr bewusst in die Augen, deren Farbe ich nicht genau erkennen konnte, weil der grüne Schminkeschatten einfach überwog. Das Gesicht war nicht schön, auffallend wohl, interessant auch, aber die Schminke und die sehr breiten, geschwungenen und dunklen Brauen gaben dem Gesicht ein finsteres Aussehen.
»Hi, Cynthia«, sagte ich.
Sie schwieg.
Ich lächelte ihr zu. »Ist das der Dolch, durch den Sie gestorben sind, meine Liebe?«
»Ja.«
»Na, reden können Sie ja.« Ich lachte als Überbrückung. »Das haben Sie schon am Telefon bewiesen.«
»Stimmt.«
»Andere Frage. Wollen Sie, dass wir uns hier unterhalten?«
»Hatten Sie nicht einen Auftrag bekommen, Sinclair?«
Ich lauschte noch einmal dem Klang der Stimme nach. Es war verrückt, der reinste Blödsinn, aber es stimmte. Die Stimme war mit der identisch, die mich in dem Landhaus begrüßt hatte.
»Ja, den habe ich.«
»Dann bitte.«
»Nein, nein, ich…« Wieder lachte ich leise. »Es gibt da gewisse Dinge, die geregelt werden müssen, wenn Sie verstehen. Ich will genau wissen, was gespielt wird.«
»Sie werden es erfahren.«
»Darauf kann ich mich nicht einlassen.«
»Bleibt Ihnen denn etwas anderes übrig?«
»Doch - ja. Auch wenn Sie sich auf das Messer verlassen, mir können Sie damit keine Angst einjagen. Da muss ich Sie enttäuschen. Dafür habe
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