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0648 - Der Tod, der Ninja und ich

0648 - Der Tod, der Ninja und ich

Titel: 0648 - Der Tod, der Ninja und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefasst haben, ich kenne ihn. Glaubt es mir.«
    »Welchen Grund hätte er haben sollen, uns seine Pläne mitzuteilen? Er verließ das Kloster, weil er erleben musste, dass er einfach zu schwach war, um für alle die Verantwortung zu tragen. Alis Tod war seine große Niederlage.«
    Shao nickte. »Möglicherweise hätte ich ebenso gehandelt«, gab sie zu. »Alles ist so - so…« Ihre Stimme versagte. Das Brennen erfüllte ihre Augen. Tränen stiegen hoch. Sie kam sich so verloren und ausgenutzt vor. Die andere Seite war schneller gewesen. Schnell und unwahrscheinlich grausam.
    »Was wirst du jetzt tun?«, fragten die Stimmen.
    »Ich weiß es noch nicht. An Shimada selbst werde ich kaum herankommen. Wichtig sind seine Helfer. Wenn sie sich nicht in der Festung befinden, müssen sie gefunden werden.«
    »Das versuche.«
    »Und ich werde damit hier auf dem Gelände des Klosters oder in dessen Nähe beginnen.«
    »Bitte. Du hast unser Vertrauen, und du besitzt das der Sonnengöttin Amaterasu. Du bist zwar nicht ein Teil von ihr, aber die Letzte in der Ahnenkette. Versuche nur, ihre Kraft in dich aufzunehmen. Dann wird wohl alles gut werden.«
    Daran hatte Shao auch gedacht. Sie blickte in die schwache Kerzenflamme und anschließend in die Höhe, wo das Licht einen zitternden Kreis zeichnete, der sich zwischen dem Wirrwarr der Äste ausbreitete. Dort lagen die bleichen Gerippe, die halb verwesten Körper, und hingen die zahlreichen Lumpen, die einmal Kleidungsstücke gewesen waren. Shao nahm die Kerze an sich. Mit müde wirkenden Bewegungen drehte sie sich um. An der Oberwelt wartete Suko auf sie. Mit ihm wollte sie ihr weiteres Vorgehen besprechen.
    Bevor sie ging, hob sie mit einer schlaffen Bewegung den Arm und winkte gegen das Geäst. Dann erst drehte sie sich um. Den Korb hatte sie mit wenigen Schritten erreicht. Shao ging gebückt, als würde die Schwere der Welt auf ihrem Rücken lasten…
    ***
    Es war ein Bild, das mich nicht nur bedrückte, sondern gleichzeitig mit einer gewissen Furcht erfüllte. Über meinen Rücken rann eine starke Gänsehaut. Dieser düstere Raum, das dunkle Gemälde an der Wand, das so verdammt realistisch wirkte, damit hatte ich einfach nicht rechnen können.
    Ein zerstörtes Kloster!
    Ich kannte es anders. Ein stolzes Stück Land, auf dem glückliche Menschen gelebt hatten. Davon war nichts mehr zurückgeblieben. Jemand hatte gewütet wie ein Sturmwind, und ich brauchte nicht lange zu raten, wem diese Verwüstung zu verdanken war.
    Da gab es nur einen, der dieses Refugium derart hasste. Der Dämon mit den kalten blauen Augen.
    Sein Name wirkte auf mich wie ein Brandmal. Er stand für einen fürchterlichen Terror, für das Grauen schlechthin.
    Ich hatte nicht einmal gespürt, dass sich meine Hände zu Fäusten ballten. Ich starrte nur in den Raum hinein, schluckte den bitteren Speichel hinunter und suchte vergeblich nach Soto Lamar, dem Mann, dem das Haus hier gehörte.
    Er war der zweite Unbekannte in meiner Rechnung. Wo er sich verborgen hielt, wusste ich nicht.
    Es kostete mich schon eine gewisse Überwindung, in den Raum hinein und damit auf das Bild zuzugehen. Im Gegensatz zu den Wänden war der Boden mit Holz belegt. Das Parkett kam mir weich vor. Im Büro hinter mir tickerte der Fernschreiber. Das Geräusch hörte sich an, als wäre es irgendwo im All entstanden.
    Zwei Räume, zwei Welten…
    Ich konzentrierte mich auf das Bild. Dabei schossen einige Gedanken durch meinen Kopf, und diese konzentrierten sich schließlich auf einen bestimmten Punkt. Ich hatte schon erlebt, dass Bilder, die völlig normal aussahen, gewisse Tore waren, die in andere Welten und Dimensionen führten.
    Fachleute sprachen von Dimensionstoren, von transzendentalen Zugängen in fremde Dimensionen.
    Man konnte die Bilder berühren und gleichzeitig in sie hineintauchen. Wenn so etwas der Fall war, mussten sie von gewissen Malern hinterlassen worden sein, die einen Kontakt zu den fremden Welten hatten. War das auch hier der Fall gewesen?
    Je näher ich kam, um so mehr verstärkten sich die Eindrücke, die einfach schlimm waren.
    Wer immer über das Kloster hergefallen war, er hatte es gründlich gemacht und keinerlei Rücksicht genommen. Die meiste Bausubstanz war zerstört worden.
    Der kleine Turm, in dem Yakup und Ali gelebt hatten, stand ebenfalls nicht mehr. Wie ein gesprengter Schornstein war er ineinander gefallen. Als Reste lagen die Trümmer auf dem Grund.
    Ich sah auch das übrige Wohnhaus der Männer.

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