065 - Überfallkommando
ich daran denke! Aber Mark ist ebenso - in seinem Zorn weiß er nicht, was er tut, Miss Ann. Aber wir wollen von etwas anderem sprechen.« Er zog ein großes Taschentuch heraus und trocknete sein Gesicht ab. »Eines Tages müssen Sie in meinem kleinen Haus mit mir Tee trinken - nein, nein, ich meine nicht das Versorgungsheim -, ich habe jetzt ein eigenes Heim in der Bayswater Road.« Plötzlich hielt er inne.
»Wie kam ich nur darauf?« fragte er ängstlich. »Sie werden doch Mark nichts davon erzählen, meine liebe Miss Ann? Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen dies eigentlich sage. Das zeigt nur, wie sehr ich Ihnen vertraue. Ich möchte Ihnen gerne meine neue Wohnung zeigen. Ich hab sie sehr schön ausgestattet, die Einrichtung kostete über dreitausend Pfund ... ja, ich habe mir im Lauf der Zeit etwas Geld gespart. Aber Sie werden doch nicht zu Mark darüber sprechen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ja, mit Mark ist es zu Ende.« Mr. Tiser schien sich beinahe darüber zu freuen. »Er war lang genug am Ruder, und wenn er jetzt klug ist, macht er sich aus dem Staub und läßt sich nicht wieder sehen. Die Eitelkeit hat ihn zu Fall gebracht. Wie traurig ist es doch, meine liebe Miss Ann, daß so mancher intelligente Mann an diesem Punkt scheitert.« Er schüttelte mutlos den Kopf.
»Inwiefern ist denn seine Eitelkeit daran schuld?« fragte Ann.
Tiser zuckte nur die Schultern.
»Er ist in vieler Beziehung eitel, zum Beispiel bildet er sich ein, daß nur er ganz allein diese Organisation aufgebaut hat und daß nur er allein sie leiten kann. Es ist ja wahr, daß es eine ganze Anzahl von Agenten gibt, die außer ihm niemand kennt.« Er lächelte verschlagen. »Aber Sie kennen die Leute doch auch, meine liebe Miss Ann? Ich zweifle keinen Augenblick daran. Da ist zum Beispiel dieser Agent in Cardiff - ein geheimnisvoller Mann! Sie haben ihm doch immer den Stoff geliefert, nicht wahr?«
Ann antwortete nicht, und Mr. Tiser sah sie schalkhaft an.
»Sie sind wirklich sehr diskret, Miss Ann! Ich hörte, Sie wollen nach Paris gehen und wieder ganz von neuem anfangen? Das wird Ihnen aber einigermaßen schwerfallen. Ich bin auch sicher, daß Mark sich Ihnen gegenüber nicht sehr vornehm gezeigt hat. Sie können es mir ruhig sagen, daß er Ihnen nicht genug Geld gegeben hat!«
»Ich habe ihm keine Gelegenheit dazu gegeben, sich vornehm zu zeigen.«
Mr. Tiser lächelte.
»Natürlich! Von dieser Art Menschen kann man keine Geschenke annehmen. Aber ich bin ganz anders. Ich sagte heute morgen zu mir, als ich aufwachte: ›Tiser, du mußt dieser jungen Dame gegenüber anständig handeln. Geh zu deiner Bank und hebe fünfhundert Pfund ab.‹ - Und das habe ich denn auch getan.« Er zeigte auf seine Rocktasche, und sie hörte das Rascheln der Banknoten. »Fünfhundert Pfund!« wiederholte er.
»Damit könnten Sie doch wieder von vorne anfangen ...«
»Wenn ich Sie recht verstehe, möchten Sie den Namen des Agenten in Cardiff erfahren, und das soll der Preis dafür sein?« fragte sie offen.
»Stimmt ganz genau - Sie sind wirklich eine geniale Geschäftsfrau!«
Ein Lächeln spielte um ihren Mund, und er glaubte, daß ihr seine Schmeichelei gefallen habe.
»Sie sind also der große Unbekannte?«
»Wie bitte?« fragte Tiser erschrocken.
»Sie sind der Mann, über den Mark in der letzten Zeit sprach - Sie haben ihm sein entsetzliches Geschäft gestohlen?«
Tisers Gesicht zuckte nervös.
»Was hat Mark gesagt?« stotterte er. ». entsetzliches Geschäft - Sacharin?«
»Kokain! Mark weiß genau, daß irgend jemand seine Organisation ausnützt .«
»Aber das bin doch nicht ich!« protestierte Tiser furchtsam. »Ich bitte, meine liebe, gute Miss Ann, sagen Sie ihm doch, daß ich das nicht bin, wenn er Sie fragen sollte. Ich wollte Sie doch nur auf die Probe stellen. Haha?« Er lachte, aber es klang wenig überzeugend.
»Wissen Sie, Miss Ann, die Treue zu Mark ist der Angelpunkt meines ganzen Lebens.«
Ann schwieg einen Augenblick, dann fragte sie plötzlich:
»Wer hat meinen Bruder ermordet?«
Sie sah Tiser scharf an, und er fuhr erschrocken zusammen.
»Bradley«, brachte er endlich mit hohler Stimme hervor. »Mark hat Ihnen doch gesagt .«
»Wer hat Ronnie getötet? Haben Sie es getan?«
Er sprang fast von seinem Stuhl auf.
»Ich? Großer Gott! Ich würde selbst gegen meinen schlimmsten Feind die Hand nicht erheben! Ich weiß nicht, wer ihn getötet hat.
Vielleicht war es ein Unglücksfall.«
»Warum sagen Sie denn
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