0651 - Die Rache der Wölfin
hatte noch gehalten. Dafür zeigte das Dach Lücken. Der hölzerne Anbau sah aus, als wäre er von der Fäulnis zerfressen worden.
Douglas wies mit der Mündung seines 38ers auf die Eingangstür. »Wir sollten…«
»Ich gehe vor.«
»Bitte.«
Vor der Tür blieb ich noch einmal stehen und drehte mich zu Abe Douglas um. »Viel Hoffnung habe ich nicht.«
»Wegen Nadine?«
»Sicher. Die Layton wird uns genarrt haben. Sie schafft es immer wieder, falsche Spuren zu legen und dann, wenn ihr Feind in der Falle steckt, blitzschnell zuzuschlagen.«
»Gut, wenn wir Nadine nicht finden, was könnte uns dann noch alles erwarten?«
»Von der Bombe bis hin zum Nichts eigentlich alles.«
»Ja, das denke ich auch.«
Ich ließ Abe Douglas stehen und trat über die Schwelle. Das Haus war unterteilt in mehrere kleine Räume, die einmal gut eingerichtet gewesen sein mussten.
Jetzt war davon kaum etwas zu sehen. Was an Möbeln stand, war beschmutzt und zerstört worden, als hätten hier Vandalen gehaust.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Morgana Layton dieses Chaos hinterlassen hatte. Welchen Grund sollte sie zum Beispiel gehabt haben, die nach oben führende Treppe zu zerstören? Überhaupt keinen, das musste ein anderer gewesen sein.
Ein Werwolf?
Morgana Layton gehörte zu den Wesen, die eigentlich selten ohne Schutz gingen. Sie war diejenige, die sich immer auf Helfer verließ, deshalb rechneten wir auch damit, dass sich irgendwo in der Nähe zwei Wesen versteckt hielten.
Aber wo?
Hinter mir hatte sich Abe Douglas bewegt. Ich hörte ihn zunächst leise pfeifen, dann seine Erklärung. »Hör mal zu, hier gibt es einen Keller. Sogar eine Treppe ist vorhanden.«
»Ach ja?«
Als ich mich umdrehte, stand Abe vor der ersten Stufe. Mit gezogener Waffe ging er weiter.
Ich folgte ihm. Seine Gestalt wurde zu einem sich bewegenden Schatten, als ihn die Dunkelheit aufnahm, die ihm aus dem Keller entgegendrang. Wir mussten vorsichtig und vor allen Dingen so lautlos wie möglich sein, um einen Gegner, der möglicherweise im Keller lauerte, nicht auf uns aufmerksam zu machen.
Nicht nur die Dunkelheit umgab uns, ein bestimmter Geruch wehte uns ebenfalls entgegen.
Ich kannte ihn, Abe weniger. An der Schulter hielt ich ihn zurück. Er drehte den Kopf, schaute mich etwas irritiert an und sah auf meine Lippen, die das Wort Werwolf formten.
»Wieso?«
»Der Geruch!«
Der G-man schnupperte. »Ja, er ist schon komisch.«
Im Gegensatz zu Abe trug ich eine Lampe bei mir. Ich holte sie hervor und schickte den dünnen Strahl die Stufen hinab in die Tiefe. Die Treppe hörte schon nach wenigen Stufen auf. Dahinter lag ein Raum oder eine Höhle, in der nichts stand. Der Strahl glitt über den schmutzigen Boden, tanzte weiter, je mehr ich meine Hand bewegte, und erreichte eine Wand, vor der sich zwei an dem Boden liegende Gestalten abzeichneten, die uns den Rücken zudrehten.
Sofort löschte ich das Licht.
Neben mir ballte Abe Douglas die rechte Hand zur Faust. »Verdammt, John, das ist…«
Ich legte einen Finger auf die Lippen. Diesmal ließ ich die Lampe ausgeschaltet, der Weg war auch in der Dunkelheit leicht zu finden. Abe Douglas hatte meine Handbewegung noch erkannt, mit der ich ihn bat, zurückzubleiben.
Im Keller gab es kein Fenster. Die Entfernung zu den beiden hatte ich im Kopf und machte erst Licht, als ich sicher war, dicht vor ihnen zu stehen.
Dann strahlte ich nach unten.
Ich hatte dorthin gehalten, wo sich die Köpfe befinden mussten - und sah das Furchtbare.
Es waren noch Werwölfe. Trotz des allmählichen aufkommenden Tageslichts hatten sie sich nicht zurückverwandelt. Sie blieben in der Dunkelheit des Kellers und ruhten sich aus.
Leider sah ich weder Nadine Berger noch ihre große Widersacherin Morgana Layton. Wer hier lag und möglicherweise von ihnen zurückgelassen worden war, musste zu den Helfern gehören, die ein Wesen wie die Layton oft um sich hatte.
Ich schickte Abe wieder zurück, bevor ich eine der Bestien in die Seite trat.
Es erfolgte keine Reaktion.
Noch einmal trat ich zu.
Da sprang der zweite Werwolf in die Höhe. Er hatte näher an der Wand gelegen, wurde zu einem Irrwisch, riss das Maul auf, fauchte und wuchtete sich auf mich zu.
In dem kleinen Keller gab es nicht viel Raum, um auszuweichen. Die Bestie funkelte mich an, eine Zunge schlug wie ein Lappen aus dem aufgerissenen Maul, dann hämmerten die Pranken zu.
Ich war schon zur Seite gewichen, prallte mit der rechten Schulter gegen
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