0651 - Zeitfeuer
und krachten überall in die Felsenlandschaft, sprengten sie auf, was weitere Lavaausbrüche zur Folge hatte.
»Könnte fast das zerstörte Ash'Naduur sein«, murmelte Zamorra. »Da ist es heute ähnlich unwirtlich und tot.«
»Nur daß es zusätzlich auch noch Säureregen gibt«, erinnerte Nicole. »Hoffentlich bleiben wir hier davon verschont.«
»Sobald das FLAMMENSCHWERT wieder auftaucht, sollten wir von hier verschwinden«, sagte Zamorra.
»Das FLAMM…« Nicoles Augen wurden groß. »Es - es ist immer noch aktiv, nicht wahr? Und es… und ich…« Sie rang nach Worten.
Da begriff auch Zamorra die Ungeheuerlichkeit des Geschehens.
Normalerweise existierte Nicoles Körper nicht, solange sie mit dem Amulett zum FLAMMENSCHWERT verschmolzen war, wie auch das Amulett dann nicht existierte. Zumindest gaben dabei beide ihre »körperliche« Erscheinungsform auf, bis dieses magische Phänomen wieder erlosch.
Daß Nicole aus dieser Verschmelzung ausscherte und das Amulett allein als FLAMMENSCHWERT weitertobte - das hatte es noch nie gegeben.
War es überhaupt möglich?
Was war hier geschehen?
Wie konnte das FLAMMENSCHWERT noch existieren, obgleich Nicole sich nicht mehr in ihm befand?
»Und wo sind unsere Regenbogenblumen geblieben?« fragte Nicole.
Entgeistert sah Zamorra sich um.
Sie hatte recht.
Von den Regenbogenblumen war nichts mehr zu sehen.
Es gab keine Rückkehr mehr von dieser unwirtlichen, vulkanischen Welt…
***
Stygia erreichte den Ort, an dem sie die Falle aufgestellt hatte. Sie erschrak.
Das Seelenfeuer war erloschen.
Irgendwie hatte Zamorra es fertiggebracht, es bei sich und seiner Begleiterin zu löschen!
Das war unmöglich. Dieses Feuer konnte nicht gelöscht werden. Nicht einmal sie selbst, die es bei Cristofero entzündet hatte, konnte es wieder löschen. Es würde bis in alle Ewigkeit brennen, bis ans Ende des Universums.
Eine furchtbare, ewige Strafe!
Und doch war sie vorzeitig beendet worden, nach viel zu kurzer Zeit!
Stygia tobte innerlich.
Wie hatte Zamorra das geschafft?
Es war einfach unglaublich. War diesem Mann denn überhaupt nicht beizukommen? Was mußte sie noch alles tun, um ihn zu überwinden?
Aus dem Verborgenen heraus beobachtete sie ihn.
Und plötzlich stellte sie etwas Erstaunliches fest.
Er war wehrlos, ebenso wie seine Begleiterin.
Er trug nicht einmal sein verhaßtes Amulett bei sich!
»Jetzt«, murmelte Stygia zufrieden, »habe ich dich!«
Jetzt konnte sie ihn vernichten!
***
Taran war unsicher. So etwas war ihm noch nie passiert. Er und das Amulett bildeten das FLAMMENSCHWERT!
Wie war das möglich?
Diese magische Verbindung funktionierte doch nur, wenn das Amulett die Kontrolle über Nicole Duval an sich riß!
Aber jetzt hatte es Nicole freigegeben. Statt dessen hatte es über die direkte Verbindung Taran in sich aufgesogen!
Er war nicht in der Lage, sich dagegen zu wehren.
Er übernahm ihre Rolle, und er setzte die Arbeit fort, die sie angefangen hatte.
Ohne daß sie es wußte…
Er dagegen hatte die Kontrolle. Er wußte, was geschah, bekam es mit, konnte es steuern. Nur eines konnte er nicht: Die Verbindung von sich aus lösen!
Es war verrückt.
Da die Verbindung Amulett -Nicole! Hier die Verbindung Amulett - Amulett!
Denn etwas anderes war es faktisch nicht. Er war ja erst aus dem Amulett entstanden.
Als er begriff, daß er nichts dagegen tun konnte, ließ er sich treiben.
Und er trieb zu einer weiteren brennenden Seele.
Der Seele eines Mörders.
Eines Mörders?
Was Don Cristofero Zamorra in seiner mentalen Verbindung mitgeteilt hatte, wußte nun auch Taran. Durch seine Verschmelzung mit dem Amulett zum FLAMMENSCHWERT bekam er auch mit, was das Amulett an Wissen aufgenommen hatte.
Es hatte »mitgehört«, als Zamorra und Cristofero sich »unterhielten«. Da diese Unterhaltung auf mentaler Basis stattgefunden hatte, war das möglich geworden. Hätten sie sich mittels der Sprache unterhalten, hätte das Amulett nichts speichern können.
So erfuhr auch Taran, was vor weit mehr als zweieinhalb Jahrhunderten geschehen war.
Cristofero hatte keinen Mord begangen.
Sein Opfer, das sich heute Robert Tendyke nannte, lebte noch. Hatte Zeit gefunden, sich auf den Weg nach Avalon vorzubereiten, um von dort aus in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Somit war Cristofero nicht wirklich ein Mörder.
Nach heutiger juristischer Definition hatte er sich allenfalls des versuchten Mordes schuldig gemacht, effektiv der schweren
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