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0655 - Der Fund

0655 - Der Fund

Titel: 0655 - Der Fund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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derartiges Gefühl hatte er noch nie in seinem Leben mitgemacht. Trotz seiner Waffe kam er sich hilflos vor. Er hätte eigentlich fliehen müssen, doch selbst das schaffte er nicht, denn er wirkte wie festgeklebt und das Gewehr kam ihm zu schwer vor.
    Was war mit Barney?
    Er hörte das Jaulen seines Hundes. Wie Schmerz drang dieses Geräusch durch sein Herz, als sollte es zerrissen werden, und zerrissen fühlte er sich.
    Barney winselte immer stärker. Auch er spürte die Gefahr, wahrscheinlich noch intensiver als der Mensch, und dann bückte sich das Monster blitzschnell.
    »Hör auf!«, brüllte Kevin.
    Es war ein verzweifelter Versuch, etwas zu ändern, was nicht zu ändern war, denn das Skelett hatte seine Klauen in das Fell des Hundes gestoßen und zerrte Barney in die Höhe. Den schweren Körper hielt er wie ein Leichtgewicht. Die Kräfte dieser Unperson glichen schon denen eines Riesen.
    Barney jaulte weiter. Er strampelte, aber er schnappte nicht einmal zu, von einem Biss gar nicht zu reden.
    Der Skelettmensch drehte sich um, Barney noch in den Händen haltend. Es sah so aus, als wollte er ihn durchschütteln und fortwerfen. Dieses Bild, das sich den Augen des Försters bot, würde niemals verlöschen, wie auch die nachfolgende, furchtbare Tat nicht.
    Das Wesen veränderte die Haltung der Hände, griff weiter zum Nacken, dann wuchtete er Barney so hart zu Boden, dass die Dielenbretter erzitterten.
    Barneys Schrei war furchtbar. Er klang so hilflos und als sich die Gestalt bückte, um noch einmal nachzufassen - wahrscheinlich wollte er dem Hund das Genick brechen, was durchaus in seiner Kraft stand -, da drehte der Förster durch.
    Er liebte Barney, der Hund war sein Ein und Alles. Sein Beschützer, sein Freund, er konnte ihn nicht sterben sehen und deshalb griff er an. Diesmal schoss er nicht, er benutzte sein Gewehr als Schlagwaffe und hämmerte so hart wie möglich zu.
    Er hätte den Kolben nehmen sollen, aber er verließ sich auf den Lauf und drosch schräg gegen die Gestalt.
    Es lag genügend Wucht hinter dem Treffer, um den Unhold aus der Richtung zu bringen. Er kippte zurück, landete an der Wand und sackte dort zusammen.
    Kevin hatte sich eine Galgenfrist verschafft. Was in den folgenden Sekunden ablief, konnte er selbst kaum nachvollziehen, weil sein Gedächtnis da einfach streikte. Er handelte automatisch, hängte das Gewehr über und zerrte Barney mit beiden Händen weg.
    »Los, komm endlich! Komm auf die Beine.« Seine Hände hatten sich hinter dem Halsband verhakt, aber der Hund war schwer und durch den Aufprall angeschlagen.
    Wollte er nicht oder konnte er nicht?
    Das Monster hatte sich bereits erhoben. Es wollte nicht aufgeben, aus welchen Gründen auch immer.
    Es kam…
    Das sah auch der Förster, als er den Kopf nach links drehte. Und wieder erschrak er zutiefst.
    Der Verfluchte war schon ziemlich nahe an ihn herangekommen, während sich Barney noch immer nicht rührte.
    »Hau endlich ab!«, brüllte Kevin. »Verschwinde aus meinem Leben, du verfluchte Bestie!«
    Die Bestie dachte nicht im Traum daran. Sie ging weiter und Kevin schloss irgendwie mit seinem Leben ab. Er hätte noch fliehen können, das wiederum tat er nicht, weil er Barney nicht zurücklassen wollte. Mensch und Tier waren zusammengewachsen. Es ging einfach nicht, dass er ihn nun im Stich ließ.
    Der Unmensch brauchte nur mehr einen Schritt zu gehen, um den Förster zu erreichen.
    Er ging ihn auch - aber dann geschah etwas, das den Förster an seinem Verstand zweifeln ließ.
    Der Unheimliche drehte ab. Er ging an Mensch und Hund vorbei, als wären beide nicht vorhanden.
    Seine Kiefer bewegten sich dabei. Die Arme schlenkerten und er ging auf die Tür zu, die noch immer offen stand. Die Kugel steckte in seinem Rücken, ohne ihn zu behindern.
    Es war kaum zu glauben und Kevin Lakeman verstand die Welt nicht mehr. Ohne dass ihm etwas passiert wäre, ging der lebende Tote aus dem Haus. Kevin hörte sogar, wie die Haustür wieder ins Schloss fiel. Danach trat Stille ein.
    Unbeweglich hockte Kevin Lakeman neben seinem Hund. Er starrte ins Leere, das Gesicht wirkte wie mit Kreide gepudert. Dunkel stachen die Augen daraus hervor.
    Er begriff nichts, überhaupt nichts. Ihm war alles so schrecklich fremd geworden und er konnte nicht einmal mehr über diesen fürchterlichen Vorgang nachdenken.
    Automatisch streichelte er Barneys Fell. Hin und her, dabei kraulte er es, wie es der Hund immer so gern gehabt hatte, sich aber jetzt nicht

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