0656 - Labyrinth der 1000 Tode
Stockwerk und den anderen Suiten nachzuschauen.
Suko umklammerte mit der rechten Hand den eckigen Rand des Fensters. Natürlich war es geschlossen. Doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen.
Mit dem Lauf seiner Waffe schlug er die Scheibe ein. Er hämmerte noch Splitter zur Seite und freute sich darüber, dass niemand aufschrie, als er sich in den stockdunklen Raum rollte.
Er wollte die Deckenbeleuchtung nicht einschalten und verließ sich auf seine kleine Lampe.
Schon zuvor war ihm der Geruch aufgefallen. Dieser Raum war renoviert und modern eingerichtet worden. Die Möblierung sah aus, als hätte sie ein Designer geschaffen.
Da diese Suite wohl nicht vermietet war, hatte man auch die Tür nicht verschlossen. Suko zog sie vorsichtig auf. Er befand sich noch in derselben Etage, die für ihn ein Gefahrenherd darstellte.
Der Gang lag im hellen Licht. Von links hörte er Stimmen. Ansonsten sah er keinen Menschen.
Trotzdem traute er dem Frieden nicht. Auf Zehenspitzen verließ er die Suite.
Bis zum nächsten Lift war es nicht weit. Suko ging an ihm vorbei, denn er wollte durch das Treppenhaus nach unten gehen und zu Johns Zimmer laufen.
In der fünften Etage aber traute er sich nicht mehr, den Gang zu betreten. Genau dort, wo John wohnte, wurde jemand aus dem Raum getragen: eingerollt in eine Kunststoffplane!
Zwei Männer schleppten den Körper weg. Plötzlich lag in Sukos Magen ein Klumpen.
Sollten die Hundesöhne John erwischt haben?
Er wusste nicht, zu wem die Männer gehörten. Mittlerweile traute er hier keinem mehr.
Sie sahen der Kleidung nach aus, als wären sie im Hotel beschäftigt, und auch einer der Manager war anwesend. Er sprach mit einem elegant gekleideten, dunkelhaarigen Mann, der beim Reden lächelte und dem Manager schließlich einige Scheine zusteckte, die dieser gedankenschnell verschwinden ließ.
So ging das also.
Suko wollte wissen, wer da ums Leben gekommen war. Hier oben konnte er sich nicht erkundigen. Unten an der Rezeption würde es anders aussehen. Und wenn man ihm keine Antwort geben wollte, würde er die Knaben über den Tisch zerren.
Suko lief die Treppe hinab.
Niemand kam ihm entgegen, der seinen Verdacht erregt hätte. Aus einem der Gänge hörte er lautes Lachen. Ein Mann wankte mit zwei Frauen an ihm vorbei. Der Knabe konnte sich kaum auf den Beinen halten, so viel hatte er getrunken.
In der Halle schaute sich Suko um. Die Gefahr war noch vorhanden, er spürte es.
An der Rezeption gab man sich weiterhin sehr freundlich, gelassen, manchmal auch devot.
Als Suko auftauchte, lächelte ihn ein noch jüngerer Angestellter an. »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
»Einiges.«
»Bitte sehr.«
»Es geht um einen Gast, Mr. Sinclair. Er ist…«
»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Sir, aber wir geben keine Auskünfte über unsere Gäste.«
»Zufällig sind wir zusammen angereist. Ich will von Ihnen wissen, Meister, was mit ihm ist. Ich habe gesehen, wie aus seinem Zimmer ein Toter getragen wurde, und Sie werden mir sagen, um wen es sich dabei gehandelt hat.«
Der Mann trat einen Schritt zurück. Er war bleich geworden und sah sich in die Enge getrieben. Das war Suko egal, er brauchte eine vernünftige Auskunft.
»Möglicherweise kann ich Ihnen helfen«, sagte jemand hinter ihm.
Suko drehte sich um. »Pardon, Madam…«
»Ich heiße Lydia Lancaster. Kommen Sie bitte. Nehmen wir doch Platz. Es ist wichtig.«
»Wie Sie meinen.«
Auf dem Weg zu einer Sesselgruppe aus beigem Leder redete die Frau weiter. »Ich suche auch jemanden, mein Patenkind Joanna.«
»Pardon, ich kenne die Dame nicht.«
»Das ist klar. Nur werden wir anders darüber denken, wenn ich Ihnen sage, dass mein Patenkind Joanna und John Sinclair wohl gemeinsam verschwunden sind.«
Suko beugte den Kopf vor. »Was sagen Sie da? Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr.«
Mrs. Lancaster lächelte. »Das kann ich mir denken. Aber wollen Sie sich nicht setzen?«
»Das habe ich wohl nötig«, murmelte Suko. Er sank in das Sesselleder und bestellte, ebenso wie Mrs. Lancaster, einen Kaffee. »Nun, Madam, dann berichten Sie bitte.«
»Ja, sofort.« Sie dachte nach und sagte: »Ich hörte, dass Sie von einem Toten sprachen.«
»Er wurde aus dem Zimmer meines Freundes geschafft.«
»Das ist wohl korrekt«, meinte sie, »aber ich glaube nicht daran, dass es sich dabei um John Sinclair gehandelt hat.«
»Weshalb nicht?«
»Das werde ich Ihnen gleich erklären…«
***
Lissabon - was ist
Weitere Kostenlose Bücher