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0656 - Labyrinth der 1000 Tode

0656 - Labyrinth der 1000 Tode

Titel: 0656 - Labyrinth der 1000 Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausgestellten Beinen, deren Stoff seitlich noch durch Knöpfe verziert wurde.
    Joanna hatte Recht gehabt. Den Fado konnte man nicht beschreiben, man musste ihn einfach hören. Auch ich lauschte ergriffen. Der Gesang schien Flügel zu bekommen, auf die sich die Seelen der Zuhörer legten, um sich wegtragen zu lassen.
    Weich und melancholisch, manchmal auch schluchzend, begleitet von den sehr leise angeschlagenen Akkorden der Gitarre, und nicht wenige Gäste bekamen feuchte Augen.
    Man brauchte die Sprache nicht unbedingt zu beherrschen, um den Text verstehen zu können. Sehnsucht, Leid und Liebe vermittelte auch die Musik.
    Niemand betrat das Lokal. Eine unsichtbare Mauer hatte sich vor dem Eingang gebildet.
    Menschen blieben stehen und lauschten ebenfalls ergriffen den Melodien, die allmählich ausklangen und in einer abwartenden Stille endeten.
    Schluss - vorbei.
    Nicht nur ich holte tief Luft. Man klatschte, als der Sänger die Gitarre zur Seite stellte. Es war kein brausender Applaus, der durch das Lokal brandete, er hätte auch nicht gepasst.
    Auch ich erwachte aus diesem Traum, nahm einen Schluck Wein und schaute auf den leeren Platz mir gegenüber.
    Joanna war noch nicht zurück. Ich redete mir ein, dass sie hatte abwarten wollen, bis das Spiel und der Gesang beendet worden waren, aber sie hätte jetzt erscheinen müssen.
    Sie kam nicht.
    Ich gab noch eine halbe Minute hinzu und spürte so etwas wie Schmetterlinge in meinem Magen. Die Sorge wuchs. Mit einem Ruck stand ich auf, drehte mich an den Gästen vorbei, die zu ihrer alten Stimmung zurückgefunden hatten, und lief dorthin, wo sich der Gang zu den hinteren Räumen des Lokals befand.
    Das Telefon war in eine Nische eingebaut worden. Schallschluckendes Material bedeckte die Wände.
    Mich traf es wie ein Fausthieb, als ich den Hörer sah, der nicht auflag, sondern an der Schnur baumelte. Er pendelte leicht hin und her, bekam manchmal einen Lichtstrahl mit, den der schwarze Lack reflektierte. Ich stand wie angegossen auf der Stelle. Für mich stand fest, dass die andere Seite schneller gewesen war. Das heißt, sie hatte uns seit der Wegfahrt vom Hotel nicht aus den Augen gelassen.
    In meinem Nacken lag der kalte Schweiß. Ich schluckte, aber der Druck wollte nicht weichen.
    Einen Schritt trat ich zurück, schaute zu den Toiletten hin und sah, wie sich ein Mann von der Wand löste und ins Licht trat. Lässig schlenderte er auf mich zu.
    Auf einmal erkannte ich ihn.
    Seinen Namen wusste ich nicht, aber ich hatte ihn schon gesehen. Vor kurzem in der Hotelhalle. Er war sehr elegant gekleidet, hatte sein lackschwarzes Haar streng nach hinten gekämmt, nickte mir zu und blieb erst dann stehen.
    »Senhor Sinclair?«, fragte er höflich.
    »Ja, das bin ich.«
    »Ich soll Ihnen sagen, dass es Ihrer Begleiterin gut geht. Noch geht es ihr gut.«
    Ich ballte die rechte Hand zur Faust, was er mit einem Anheben seiner Augenbrauen quittierte. »Keine unüberlegten Handlungen, bitte. Es könnte Sie und Joanna teuer zu stehen kommen.«
    »Keine Sorge. Was wollen Sie?«
    »Schon besser.« Er lächelte kantig. »Ich möchte, dass Sie mich begleiten.«
    »Und wohin?«
    »Jemand hat Sehnsucht nach Ihnen. Es ist eine große Ehre, von Senhor Nando Morcote empfangen zu werden.«
    »Ehre?« höhnte ich. »Gestatten Sie mir, dass ich es anders sehe.«
    »Das ist möglich, ändert aber nichts an der Tatsache.«
    Ich tickte ihn mit der Zeigefingerspitze an. »Hör zu, Junge, ich bin allmählich sauer und werde dich in einen Eimer stampfen, wenn ich nicht erfahre, was mit Joanna los ist.«
    »Auch Sie wird ein Gast von Senhor Morcote sein.«
    »Wie schön.«
    »Allerdings wird mein Chef sehr sauer reagieren, wenn er erfährt, dass Sie die Einladung nicht annahmen. Ich würde für das Schicksal Ihrer Begleiterin keine Hand mehr ins Feuer legen.«
    Dieser widerliche, sülzende Tonfall machte mich rasend. Diesmal nahm ich die Spitze des Mittelfingers und stützte sie mit dem Daumen ab, bevor ich sie in Höhe des Nabels versenkte.
    Der Mann vor mir würgte. »Ich gehe mit!«, flüsterte ich ihm zu. »Keine Sorge, Meister!«
    Er krümmte sich, als ich meinen Finger wieder zurücknahm. Dann drehte er sich um.
    Schweigend folgte ich ihm. In mir kochte es wieder. Klar, dass ich in eine Falle laufen würde, die eiskalt gestellt worden war. Ich glaubte auch daran, dass der Mann vor mir so etwas wie ein Assistent Nando Morcotes war.
    Als wir einen Hinterhof erreicht hatten, der nicht nur dunkel

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