0662 - Jagd auf einen Toten
allen Teilen der Galaxis treffen Meldungen ein. Die Nachricht von Atlans Wiedergeburt hat sich schnell herumgesprochen."
„Es war zu erwarten, daß die Galaxis durch diese Meldung in Aufruhr gerät", sagte Rhodan. „Aber welchen positiven Aspekt kannst du dieser Entwicklung abgewinnen?"
Bull grinste noch breiter.
„Die Tatsache, daß Atlan lebt, hat deinen Gegnern die Augen geöffnet, Perry. Mit Atlans Hinrichtung hast du dir viele Feinde gemacht. Man hätte dir viel verziehen, aber nicht, daß du deinen besten Freund den Laren opferst, nur um Erster Hetran der Milchstraße zu werden.
Die Vertreter der anderen Völker und Sternenreiche wandten sich von dir ab, weil sie sich sagten, daß ein Freundesmörder imstande wäre, auch ganze Völker zur Wahrung seiner persönlichen Interessen zu opfern. Und nicht viel anders dachten die meisten Terraner - vom einfachen Bürger bis hin zu den Oberkommandierenden der Solaren Flotte. Jetzt sieht die Sache aber anders aus. Atlan lebt, und jedes Kind in der Galaxis weiß es. Die Politiker erkennen den wahren Sachverhalt, sie wissen plötzlich, daß sie dich falsch eingeschätzt haben. Du bist kein Freundesmörder, du bist kein Verräter an den Völkern der Milchstraße."
„Und?" wollte Rhodan weiter wissen. Er verstand sehr wohl, was das Fazit von Bulls Ausführungen war -und irgendwie fühlte er sich plötzlich frei, von einer schweren Bürde erlöst.
„Aus allen Teilen der Galaxis treffen Glückwünsche für deine geniale Handlungsweise ein", erklärte Bull. „Die anderen Sternenreiche stellen sich hinter dich, sie sind gewillt, den Kampf gegen die larische Unterdrückung ebenfalls aufzunehmen. Selbst von einigen Blues-Völkern sind spontane Beifallsbekundungen gekommen. Und jene Politiker und Militärs aus den eigenen Reihen, die dich gerade noch verteufelt haben, preisen dich als ein Genie."
Während Bull noch sprach, lief der Hypergraph pausenlos weiter. Roi Danton hatte den Schriftstreifen in die Hände genommen und las die einlaufenden Meldungen vor. Der Hypergraph schrieb sie schneller nieder, als er sie lesen konnte.
Der Tenor aller Meldungen war Euphorie. Selbst die hartnäckigsten Skeptiker der Galaxis verloren ihre Zweifel an Rhodans Verhaltensweise. Viele Politiker anderer Völker erkannten, daß sie die ganze Zeit über aufs falsche Pferd gesetzt hatten; in der Überzeugung, daß Rhodan mit den Laren paktiere, hatten sie gegen das Solare Imperium intrigiert, oder versucht, eigene Bündnisse mit den Laren zu schließen. Jetzt kamen sie zu den Terranern.
All die zweifelnden und schwankend gewordenen Kommandanten der Solaren Flotte bekehrten sich nun wieder einmütig zu Rhodan -und plötzlich war es ihnen unverständlich, wie sie so verblendet gewesen sein konnten anzunehmen, daß Perry Rhodan die Menschheit verraten würde.
„Atlan hat einen Orden verdient", sagte Julian Tifflor. „Er hat durch seine Wiedergeburt den Weg zur Einheit aller galaktischen Völker geebnet."
„Ich gebe zu, dieser unvorhergesehene Zwischenfall hat seine positiven Seiten", erklärte Rhodan. „Aber über all dem Jubel dürfen wir die Gefahr nicht vergessen, die heraufbeschworen wurde. Ich muß sagen, daß ich lieber noch eine Weile den bösen Mann gespielt hätte, anstatt zu einer überstürzten Entscheidung gezwungen zu werden. Es ist wohl klar, daß wir nur eine einzige Möglichkeit haben, um das Solsystem vor Repressalien der Laren zu schützen."
„Du meinst doch nicht etwa, daß wir die letzte Phase des ,Falles Harmonie' jetzt schon in Angriff nehmen müssen, Perry?"
fragte Reginald Bull ungläubig.
„Es wird sich bestimmt noch ein anderer Ausweg finden", sagte Roi Danton unbehaglich.
„Nein", erwiderte Rhodan. „Wir haben keine andere Wahl, als den Haupt-Gezeitenwandler einzuschalten und das Solsystem in die Zukunft zu versetzen."
Julian Tifflor war blaß geworden.
„Das kann nicht gutgehen", versicherte er. „Waringer hat gesagt, daß er frühestens in drei Wochen soweit sein würde."
„Die Reparaturen am Haupt-Gezeitenwandler sind abgeschlossen", erklärte Rhodan. „Der Funktionstest ist zufriedenstellend verlaufen. Was Geoffry noch benötigt hätte, wäre eine dreiwöchige Frist, um die Vorbereitungen zu treffen, die ein hundertprozentiges Gelingen des Experiments garantiert hätten. Aber da wir nicht so lange warten können, müssen wir ein gewisses Risiko in Kauf nehmen."
12.
5. Juli, 12 Uhr Mittag, Standard-Zeit.
Professor Waringers
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