0663 - Das Unheil erwacht
ein.«
»Später.«
Er ging. Hinter der Theke stand seine kleine Frau. Ich wusste, dass Marietta ihren Mann hin und wieder herumkommandierte.
»Ist alles wieder in Ordnung?«
»Si, Marietta. Aber sie werden wiederkommen und es härter machen, das weiß ich.«
Die Frau erbleichte. Sie wischte über das Glas der Theke, obwohl dort kein Staub lag. »Was… was sollen wir denn dann tun?«
»Ich kann es dir nicht sagen.«
Die beiden hatten italienisch gesprochen, nicht ahnend, dass ich die Sprache einigermaßen verstand. Ich hatte allerdings so getan, als wären ihre Worte für mich unverständlich gewesen und stand vor dem Regal, wo neben den Weinflaschen aus allen Regionen Italiens auch der Saft stand. Auch hier fiel mir die Wahl nicht leicht.
Ich nahm zwei Flaschen und stellte sie auf der Theke ab. Massimo Strela lächelte mir zu. »Wenn Sie noch mehr kaufen wollen, bitte, wir führen nur die besten Waren.«
»Das glaube ich Ihnen.« Ich schaute mich um. »Wissen Sie, es geht mir um einen Krankenbesuch. Eine Freundin von mir liegt im Krankenhaus, da ist es immer gut, wenn man flüssige Vitamine mitbringt.«
»Keinen Wein?«
Ich lachte. »Nein, den hole ich später, wenn sie wieder entlassen ist. Was haben Sie denn noch anzubieten?«
»Schauen Sie her: Mortadella und Schinken, dazu das herrliche Brot. So etwas wird auch Ihrer kranken Freundin schmecken.«
»Kann sein.« Ich war einige Schritte nach links gegangen. Natürlich dachte ich nicht daran, Glenda irgendwelchen Schinken mitzubringen, den würde ich für mich mitnehmen. Und noch ein anderer Grund hielt mich im Laden zurück.
Diese Vorgänge wollten mir einfach nicht gefallen. Das Abräumen der Waren ging mir gegen den Strich. Außerdem hatte mich die Unterhaltung des Ehepaars misstrauisch gemacht.
»Suchen Sie ruhig aus, schauen Sie sich um, Signore. Wir sind davon überzeugt, dass Sie das Richtige finden werden.«
»Danke sehr.«
Eine Kundin betrat das Geschäft. Ebenfalls eine Italienerin, die sehr schnell redete, einiges an Lebensmittel einkaufte und dann wieder verschwand.
Ich hatte mich noch nicht entschieden. Mir war allerdings die Ruhe in dem Geschäft nicht entgangen. Es war eine besondere Stille, nicht normal, mehr drückend und beängstigend. Zudem rann über meinen Körper ein leichter Schauer.
Ich drehte dem Eingang den Rücken zu. Dass ich dort trotzdem etwas erkennen konnte, lag an der Glasscheibe, die zwei Regale voneinander trennte.
Die Bewegung wirkte sehr schattenhaft und flach. Leider war meine Sicht ziemlich schlecht. Allerdings stellte ich fest, dass es sich nicht um das Ehepaar Strela handelte. Die beiden standen weiter hinten, und Marietta war hinter der Theke.
Das kalte Gefühl im Nacken verstärkte sich. Ich hörte Schritte, wollte herumfahren, als etwas mit einem hässlichen Geräusch zersplitterte, als es schwungvoll gegen die Wand geworfen worden war.
Ein großes Glas mit Gewürzgurken war zerplatzt, der Inhalt hatte sich auf dem Boden verteilt. Ein Glas mit Obst folgte, begleitet von den angststarren Blicken der Strelas, die sich nicht zu rühren wagten.
Ich als einziger Kunde hatte mich umgedreht. Zwei Männer hatten den Laden betreten. Sie waren noch jung, aber breitschultrig, als kämen sie direkt aus dem Bodybuilding-Center. Der Schmeißer trug schwarze Lederkleidung, sein Kumpan einen grauen Anzug, der sich vor dem mächtigen Bauch spannte.
Der Anzugträger grinste, strich über sein schwarzgraues Haar, zog dann blitzschnell ein Messer und legte den Zeigefinger seiner linken Hand auf die Lippen, um mir zu zeigen, dass ich den Mund halten sollte.
Sein Kumpan hatte sich mittlerweile auf die Suche nach anderen Wurfgegenständen gemacht, hielt eine große Büchse mit Bohnen in der Hand und visierte die Weinflaschen an, die dicht nebeneinander im Regal standen.
Bis jetzt war der Schaden nicht zu groß. Würde die Büchse das Regal und die Flaschen treffen, konnte es leicht zu einem mittleren Chaos kommen.
Mir war klar, dass die beiden Typen nichts anderes im Sinn hatten, und dem wollte ich einen Riegel vorschieben.
Okay, der Anzugträger hielt sein Messer in der Hand, aber ich war schneller, und er schaute, ebenso wie sein Kumpan, ziemlich dumm aus der Wäsche, als ich plötzlich die Beretta in der Hand hielt.
»Willst du noch werfen?«
Nicht nur die beiden Schläger schauten dumm aus der Wäsche, auch die Strelas wussten nicht, wie sie mich einordnen sollten. Dass ich eine Waffe trug, musste ihnen sehr
Weitere Kostenlose Bücher