0667 - Das Horrorhaus von Pratau
Besuch abstatten, dabei spielte es für ihn keine Rolle, zu welcher Zeit er es anfuhr.
Der neue Tag war zwar schon einige Stunden alt, doch die November-Dunkelheit lag nach wie vor über dem Land und sie vermischte sich mit einem grauen Dunst, der geisterhaft aus den Weiden und Wiesen stieg und sich immer mehr verdichtete, weil es rund um Wittenberg herum zahlreiche kleine Bäche gab, die das flache Gelände durchzogen und mit ihrer Feuchtigkeit für die zahlreichen Nebelinseln sorgten.
Er rollte in die Leere des herannahenden Morgens hinein, hockte geduckt hinter dem Lenkrad, starrte durch die Scheibe und musste mit ansehen, wie das Licht seiner Scheinwerfer innerhalb der Nebelsuppe allmählich zerfloss.
Es war kaum etwas zu erkennen, was den Blutsauger kaum störte. Er fand zielsicher seinen Weg und rollte zurzeit des tiefsten Schlafs der Menschen in Pratau ein.
Bisher war er noch nie an dem alten Gasthaus gewesen, doch er spürte mit seinen magisch sensiblen Sinnen, dass es nicht weit von ihm entfernt liegen musste.
Der Nebel war noch stärker geworden. Schwerfällig sah es aus, wie sich der Trabi durch den Dunst wühlte. Häuser waren kaum zu erkennen. Sie verschwammen hinter den grauen Wänden, wobei ihre Fassaden allmählich zerflossen.
Ab und zu sah er ein Licht. Auch wenn es sich in seiner Nähe befand, wirkte es so weit entfernt wie ein Stern im All.
Mallmann lächelte. Längst hatte er den Strahl des Bösen gespürt, der ihn leitete. Er wusste plötzlich genau, wie er zu fahren hatte, und er freute sich darüber, wieder auf Dinge zu treffen, die von der Schwarzen Magie geleitet wurden.
Schließlich fand er sein Ziel. Ob es in der Mitte des Ortes oder an seinen Enden lag, war für ihn nicht genau zu erkennen. Er wusste nur, dass er da war, und lenkte seinen Wagen von der Straße weg auf eine freie Fläche, wo er parken konnte.
Mallmann war froh, den Trabi verlassen zu können. Die Scheinwerfer hatte er längst ausgeschaltet.
Im Schutz der Dunkelheit tastete er sich vor, da er den normalen Eingang finden und ihn auch benutzen wollte.
Natürlich war die Tür verschlossen. Er ließ seinen Blick an der Fassade hochgleiten. Über der Tür erkannte er undeutlich den dort eingravierten Namen.
Mallmann wollte nicht auffallen. Er hätte den Wirt oder die Wirtin locken können, ihr Blut hätte ihm bestimmt geschmeckt, das wollte er aber nicht, denn er spürte, dass in diesen alten Mauern noch etwas anderes lauerte und auf seine Befreiung wartete.
Es war das Unheil, das Böse, möglicherweise das Erbe des Dr. Faustus, den der Teufel geholt hatte.
Seinen Körper hatte er zerstören können, den Geist allerdings nicht. Darauf baute der Vampir. Er war fest davon überzeugt, dass der Geist des Dr. Faustus noch in diesem alten Gemäuer umherirrte und nur darauf wartete, mit Gleichgesinnten in engen Kontakt treten zu können.
Auch wenn alle Türen oder Fenster verschlossen waren, Mallmann würde sich Einlass verschaffen.
Nur musste das nicht unbedingt durch den normalen Eingang sein, er konnte auch von einer anderen Seite her ins Innere des Gasthauses gelangen.
Wie ein streunender Kater schlich er an der Hauswand entlang. Wenn ihm Gestrüpp den Weg versperrte, drückte er es zur Seite oder umging es.
Das Gasthaus war relativ verwinkelt gebaut worden. Es gab einen kleinen Anbau, außerdem war es an der Frontseite turmähnlich hochgezogen worden, und der hintere Anbau war auch mit einer Tür versehen worden, die natürlich verschlossen war.
Mallmann strich über sein bleiches Gesicht und drückte danach sein dunkles Haar zurück. Er wollte darüber nachdenken, wie er am besten in das Gasthaus gelangte.
Die Tür war verschlossen, aber nicht sehr stabil. Über seine Lippen huschte ein kaltes Lächeln, als er die rechte Hand in Höhe des Schlosses gegen das alte Holz legte und zudrückte.
Die Tür knarrte, sie ächzte, sie bewegte sich - und sie sprang plötzlich auf. Das Schloss hatte dem Druck einfach nicht mehr standhalten können.
Mallmann blieb noch für einen Moment auf der Schwelle stehen, um zu lauschen. Sein Eindringen war nicht lautlos erfolgt, doch es gab auch niemanden, der deswegen gekommen wäre und ihn zur Rede gestellt hätte.
Wäre er ein normaler Mensch gewesen, so hätte ihn die kalte Stille frösteln lassen. In diesem Fall spürte er nichts. Vampire sind gefühllos, sie kennen weder Kälte noch Hitze und empfinden auch keine Schmerzen wie die normalen Menschen.
Man hätte ihn mit einem
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