0668 - Silva auf dem Höllenthron
glaube, Süße, du wirst dich erinnern, wenn ich Luigi bitte, daß er dich auf seine Art und Weise befragt.«
»Nein!« schrie sie. »Ich habe das Geld nicht!«
»Du hättest es längst besorgen können.«
»Wieso denn? Ich…«
»Wir haben dich in den letzten Tagen mehrmals angerufen. Erinnerst du dich nicht?«
»Tut mir leid, es ist…«
»Doch, wir riefen dich an. Und ich bin fest davon überzeugt, daß du dich auch erinnerst. Nur habe ich das Gefühl, daß du uns nichts sagen willst. So etwas finde ich schade. Nicht so sehr für uns, als vielmehr für dich. Schade, ich wiederhole mich. Du hättest dich darauf einrichten sollen.«
Sie starrte den Sprecher an. Plötzlich wußte sie, daß sie keine Chance hatte. Diese Person würde ihr keinen Ausweg mehr lassen, das stand fest. Sie waren gekommen, um zu quälen, sie wollten das Geld, aber sie würden auch gleichzeitig den Tod bringen.
100 000 Pfund!
Die Summe schwirrte durch ihren Kopf. Sie überlegte, wie sie das Geld auftreiben konnte. An diesem Tage nicht mehr. Sie würde dann morgen zu ihrer Bank gehen und einen Kredit aufnehmen.
»Ich… ich schaffe es«, flüsterte sie.
»Was schaffst du?«
»Das Geld herbei.«
»Bitte, dann…«
»Nein, nicht heute. Morgen werde ich es holen. Ich besorge euch morgen die Summe…«
Sergio mußte lachen. Es hörte sich an, als wäre jemand dabei, mit einem Kratzer über rostiges Metall zu schaben. »Das darf doch nicht wahr sein, Süße. Du willst das Geld wirklich morgen besorgen?«
»Ja, ich schwöre!«
»Zu spät!« Knallhart erfolgte die Antwort. »Wir haben dich oft genug gewarnt, doch du hast nicht gehört. Dein Fehler, Süße.«
Die Worte hatten sie hart getroffen, und sie dachte darüber nach, wie es weiterging. Die Angst steckte tief in ihr. Sie hatten den kalten Schweiß aus ihren Poren treten lassen. Es war wie ein Schlag mit dem Hammer gewesen.
»Soll ich?« fragte Luigi.
Die Worte erinnerten das Model an ein Todesurteil. Und Sergio kam ihr vor wie ein Richter, der nur noch seine Zustimmung zu geben brauchte.
Er nickte.
Darauf hatte Luigi gewartet. Ein eisiges Lächeln umspielte seine Lippen, als er von seinem Sitzplatz rutschte, schräg gegen die Klinge des Rasiermesser schaute und zufrieden nickte. Zufrieden war er auch mit dem Platz der jungen Frau, denn er sagte: »Bleib nur so sitzen, Süße. Rühr dich nicht vom Fleck. Dieser Sessel ist ideal. Ich liebe ihn direkt.« Er lachte und fuchtelte mit dem Messer herum.
Silva konnte nicht sprechen. Die Angst hielt ihre Kehle zugeschnürt. In ihrem Körper summten die Hummeln. Sie hätte sich am liebsten übergeben, und es kam ihr vor, als würde sie das alles gar nicht erleben, sondern nur einen Film sehen.
Sie irrte.
Als Luigi zupackte, wurde ihr schmerzhaft bewußt, wie grausam die Realität war, denn der Mann hatte seine freie Hand in ihr Haar gewühlt und zerrte an den Strähnen.
Er drehte den Kopf zur Seite. Tränen traten in die Augen des Models. Der Kopf schien in Flammen zu stehen und gleichzeitig mit Säure übergossen worden zu sein.
Und sie sah das Messer!
Es schwebte vor ihr, direkt dahinter sah sie Luigis Gesicht. Beide Männer hatten ihre Hüte aufbehalten. Die waren schwarz wie ihre Seelen.
Unter dem Rand wirkte das Gesicht des Killers flach, beinahe nichtssagend. Nur in den Augen stand die Vorfreude über das, was er bald tun würde. Luigi gierte nach der Folter.
Er hielt ihr Haar noch immer fest, als er fragte: »Wo soll ich bei dir anfangen, Süße?«
Silva schwieg, weil es ihr einfach unmöglich war, zu reden. Die Todesangst unterdrückte alle Gefühle.
»Laß ihn ruhig, Silva!«
Sie erschrak, und dieses Zusammenzucken war auch Luigi nicht entgangen. Allerdings deutete er es falsch. Er brachte es mehr in einen Zusammenhang mit seinem Griff.
»Hast du gehört? Laß ihn ruhig!«
»Ja.«
Silva hatte gesprochen und Luigi irritiert. »He, bist du irre? Ich habe dich nichts gefragt.«
»Ach so?«
»Ja, verdammt.«
»Ich dachte aber. Da war eine Stimme. Sie… sie hat mit mir gesprochen. Ehrlich…«
Luigi wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Deshalb drehte er sich zu seinem Kumpan um.
Er ließ das Haar los. »Hast du gehört, was sie gesagt hat?«
»Klar.«
»Und was soll ich tun?«
»Weitermachen!«
Das war eindeutig, und auch Silva hatte die Worte vernommen. Nur verspürte sie keine Furcht mehr. Eine ungewöhnliche Ruhe hatte sie überkommen. Plötzlich war sie sicher, daß sich alles zum Guten
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