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067 - Der Redner

067 - Der Redner

Titel: 067 - Der Redner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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einen Schwindel hatten Sie denn vor?« fragte Rater und machte eine abwehrende Handbewegung, als Joe Purdew eine Weinflasche aus dem Schrank holen wollte.
    Joe strahlte.
    »Aber Mr. Rater, das ist durchaus kein Schwindel. Ich betreibe ein anständiges Geschäft. Vierhundert der bestsituierten Leute Londons sind meine Kunden. Ich mache etwa tausend Pfund wöchentlich Verdienst. Sie sind alle etwas dumm, diese Leute, aber es ist doch schließlich kein Verbrechen, durch die Dummheit anderer Menschen Geld zu verdienen! Es geht bei mir absolut ehrlich zu, Mr. Rater. Mit den früheren Gewohnheiten habe ich vollständig gebrochen«, erklärte Joe mit tugendhaftem Gesicht. »Ich freue mich, daß ich ruhig in meinem Haus in Bayswater wohnen kann und nicht fürchten muß, daß jeden Augenblick ein Schutzmann kommt, mir auf die Schulter klopft und mich zur nächsten Polizeiwache mitnimmt. Wissen Sie noch, wie Sie mich damals in Southampton verhafteten? Aber Gott weiß, ich trage es Ihnen nicht nach.«
    Mr. Rater hatte keinen besonderen Grund für seinen Besuch. Er hatte nur von Joes neuester Beschäftigung gehört und wollte sich einmal bei ihm umsehen.
    Als er die Tür zum äußeren Büro öffnete, wäre er beinahe mit einer Dame zusammengestoßen, die gerade eintreten wollte.
    Sie war groß und stattlich, hatte kastanienbraunes Haar und verstand es ausgezeichnet, sich dezent zu schminken. Da sie außerdem sehr gut gekleidet war, vermutete der Redner, daß sie zu den »vierhundert bestsituierten Leuten Londons« gehörte, die Joe zu seinen Kunden zählte.
    Gleichzeitig hatte er den Eindruck, daß er sie schon irgendwo gesehen haben mußte. Das Gedächtnis spielte ihm einen Streich; denn die Erinnerung an sie war mit einer zerbrochenen Glasscheibe verbunden.
    Er trat zur Seite, um ihr Platz zu machen, und sie rauschte majestätisch an ihm vorüber.
    Als er nach Scotland Yard zurückkehrte, wurde ihm der erste Bericht über den Betrug bei der London and Southern Bank überreicht, der zwar zwei Folioseiten füllte, aber merkwürdig wenig Greifbares enthielt. Der Sachverhalt bestand dann, daß ein Scheck über fünfunddreißigtausend Pfund vorgezeigt und ausgezahlt worden war. Später hatte man festgestellt, daß die Unterschrift gefälscht war.
    Mr. Baide kam in das äußere Geschäftszimmer, um Mr. Rater zu empfangen. Er sah sehr bekümmert und versorgt aus. Sein graumeliertes Haar war etwas zerwühlt, und sein müder Blick sprach von einer schlaflosen Nacht.
    Die Piccadilly-Filiale der London and Southern Bank war erst kürzlich renoviert worden und bot das Letzte an luxuriöser Vornehmheit. Der Chefinspektor fühlte sich in diesen schönen Räumen wohl.
    Mr. Baide führte ihn zu seinem Privatbüro, schloß vorsichtig die Tür und schob dann einen Stuhl für seinen Besucher an den Schreibtisch.
    »Es ist eine direkt katastrophale Angelegenheit«, sagte er bedrückt. »Fünfunddreißig Jahre bin ich nun bei der Bank, aber noch niemals ist mir eine Fälschung vorgekommen.«
    »Da haben Sie ja Glück gehabt«, meinte der Redner.
    Er interessierte sich nicht für die Lebensgeschichte des Mannes, er wollte nur die Tatsachen über den gefälschten Scheck von fünfunddreißigtausend Pfund erfahren. Es stellte sich heraus, daß der Scheck von jemand präsentiert worden war, den niemand gesehen hatte. Der Kassierer hatte ihn nicht ausgezahlt, und die Eintragung in den Büchern war von einem Clerk vorgenommen worden, den keiner kannte .
    »Von Mr. Gillans Sekretär erhielten wir die erste Nachricht, daß etwas nicht in Ordnung sei. Er kam zu mir, zeigte mir das Kassabuch und sagte, daß keine Eintragung über fünfunddreißigtausend Pfund darin stände. Wir haben eine Eintragung - allerdings in einer fremden Handschrift. Sehen Sie her.«
    Er öffnete ein Kontobuch und deutete auf eine Zeile:
    Offener Scheck über £ 35 000. »Nach langem Suchen haben wir schließlich auch den Scheck gefunden, der versehentlich falsch abgelegt war. Er ist zweifellos gefälscht. Hier ist er.«
    Bei diesen Worten reichte er dem Detektiv ein Formular. Mr. Rater betrachtete es, roch daran, hielt es gegen das Licht und legte es schließlich wieder vorsichtig auf den Schreibtisch.
    »Stammt es aus Mr. Gillans Scheckbüchern? Sicher haben Sie doch ein Verzeichnis der Hefte, die Sie Ihren Kunden aushändigen?«
    Mr. Baide nickte.
    »Ja, es war der vorletzte Scheck aus einem der Hefte, die wir Mr. Gillan vor einem Monat schickten. Wir übersenden ihm gewöhnlich

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